Es ist mal wieder an der Zeit, dass ich mir selbst sage, dass ich mich mag. Und dass ich stolz auf mich sein kann. Wenn auch mit viel Anstrengung – ich kriege doch eine Menge hin. Bin oft müde. Erschreckend überraschend kommt jeweils das, was in der Medizin als „Fatigue“ bezeichnet wird. Mehrmals am Tage. Wenn ich dann z.B. Worte nicht finden oder schreiben kann, berührt mich das existenziell. Immer wieder. Das stimmt mich manchmal ungeduldig, manchmal kritisch, manchmal wütend, manchmal ängstlich, manchmal aber auch gütig mit mir. 🙂
„Wir brauchen nicht so fortzuleben, wie wir gestern gelebt haben. Machen wir uns von dieser Anschauung los, und tausend Möglichkeiten laden uns zu neuem Leben ein.“ Christian Morgenstern
„Die Freundschaft ist eine Kunst der Distanz, so wie die Liebe eine Kunst der Nähe ist.“ Sigmund Graff
Inzwischen bin ich älter, als ich gedacht habe, je zu werden.
Und seit ich mich erinnern kann, sind diese beiden Männer von der Pee Wee Bluesgang an Gitarre und Mikrofon an wesentlichen runden Geburtstagen dabei gewesen. 🙂
Deren erste Version von „Hey Joe“ auf Vinyl bekam ich zur Taufe meines Sohnes Johannes geschenkt. Bei der Liveaufnahme war ich noch – schon hochschwanger – zugegen. 🙂 Ist auch erst 38,5 Jahre her 🙂
Ich liebe diese Mukke nach wie vor. Und ich liebe es noch mehr, wenn Menschen können, was sie tun!!!!! 🙂
Sehr dankbar bin ich für die(se) Klänge in meinem Leben. 🙂
Mit ihr auf den Ohren habe ich schon so manches gemeistert, überlebt, über- oder durchgestanden. 🙂
“She was lost in her longing to understand.” —Gabriel Garcia Marquez, Love in the Time of Cholera
Mein Vater wäre heute 98 Jahre alt geworden. Leider hat er nur 62 Jahre geschafft.
Zu lange ist er schon nicht mehr da. Ihm hätte die Musik Freude bereitet. Mich erinnert sie an ihn.
Wieso ich gerade an ihn denke, wenn ich über „Verstehen wollen“ sinniere? Na, diese Neugier, diesen Drang habe ich wohl meiner Sozialisation zu verdanken. Mein Vater ist daran nicht ganz unbeteiligt gewesen. 🙂 Ohne Wurzeln halt keine Flügel. 🙂 Thank you Mom & Dad!!!
„Seine eigene dunkle Seite zu kennen ist der beste Weg, um mit der dunklen Seite anderer umzugehen.“ „Knowing your own darkness is the best method for dealing with the darknesses of other people.“ Carl Jung
Ich habe viele Wochen daran gearbeitet, einen aufschlussreichen Rückblick zu verfassen. Irgendwann war es so viel, dass ich mich gefragt habe, ob ich das von jemandem anderes lesen wollte: Ich läse das nicht. 🙂 Zu viel habe ich erlebt, durchgestanden, hinterfragt, hingenommen, dazugewonnen, (kennen) gelernt, verloren. Alles von „Was ist das denn für ein Scheiß? Braucht doch kein Mensch!“ bis „Wow. DAS hätte ich mir nicht mal zu erträumen gewagt. :-)“
Ich habe entschieden, es kurz zu machen. 🙂
Ich danke von Herzen meiner Familie, meinen Liebsten und den Menschen, die in diesem Jahr (mitunter auch wieder) mit mir, an mir, neben mir waren und sind. Von nah und fern.
Denen, die geblieben sind. Denen, die dazu gekommen sind.
Inspirierend, haltend, schützend, stärkend, tragend, erheiternd, bewegend seid Ihr. Sogar heilsam. 🙂 Gefühlt hätte ich dieses vergangene Jahr ohne Euch nicht so gut geschafft. Ich fühle mich reich beschenkt. In vielerlei Hinsicht.
Mein Jahresmotto 2022: YOU LEARN! – Andere Wege haben auch schöne Steine.
Möget Ihr Euch gut im neuen Jahr einfinden, wie auch immer Ihr da hinkommt! Möge es Euch reich machen an all dem, was Ihr gerne hättet. Und stark für das, mit dem Ihr nicht rechnet.
„Ich gehe viel spazieren, einmal einfach, weil strahlendes Wetter ist, dann auch, weil ich die kommenden Herbststürme vorausahne. So nütze ich wie ein Geizhals aus, was Gott mir schenkt.“ Marie de Sévigné
Ein Zufallsfund: diese wunderbare Musik!!!!!! Danke!
In der letzten Woche ist mir beim Aufräumen eine Buchhülle in die Hände gefallen. Diesen Einband habe ich viele Jahre genutzt – und bei einer der Umräumaktionen ist sie mir abhandengekommen. Die Buchhülle. Nicht die Freundschaft. 🙂
Immer noch liebe ich dieses Gedicht von Eva Strittmatter. Es mag alt sein – aber es ist aktuell. Für mich so wertvoll wie immer, seit ich es kenne. 🙂
Und ich kenne es schon lange. Sehr lange.
🙂
Freundschaft
„Freunde sind mir die, mit denen ich
Essen und trinken und reden kann.
Die mich in meiner Küche kennen,
Und denen ich sage: Komm setz dich ran.
(Keine Probleme und Komplikationen:
Wie füttert man den? Ist der Schnaps gut genug?)
Mit denen ich gemeinsam in den Jahren
Meine und ihre Lasten abtrug:
Krankheit der Kinder und Weltüberdruss.
Mit denen ich die Nächte zerrede.
Und doch kommt es nie zu einem Schluss.
Das kann auch über Fernen bestehen.
Auch wenn man sich lange Zeit nicht sieht:
Halten wir nur aneinander fest,
Was immer sonst auch mit uns geschieht.
Freundschaften sind wie Abenteuer,
An die man sein ganzes Leben setzt.
Versagt man oder wird man verraten,
Hat man sich mehr als die Haut verletzt.“
Eva Strittmatter
Danke, dass ich solche Freundinnen und Freunde habe!
In diesem Sinne wünscht Euch von Herzen eine gute Adventszeit
„Schick‘ nicht ins Leben spähend deine Blicke, das Glück erwartend mit der Sehnsucht Pein. Bau dir zum Glück mit eig’ner Hand die Brücke. Beglücke du, so wirst du glücklich sein.“ (R.M.Rilke)
Gestern auf meinem Spaziergang habe ich diesen Aufkleber an einem Stromkasten auf der Hoheluftchaussee entdeckt. Auf den Ohren das Liebes-Lied aus dem neuesten Rilke Projekt. Und dann war sie wieder ganz präsent. Meine Mutter. Die Liebe zur Lyrik haben wir geteilt. 🙂
Es ist zwei Jahre her. Mein Sohn war in Hamburg bei mir. Lange hatten wir mit meiner Mutter, seiner Oma gesprochen. Es war so viel passiert. Wir warteten gerade auf seine Untersuchungsergebnisse. Gespannt wie ein Flitzebogen waren wir. Bestimmt eine Stunde haben wir mit ihr verhandelt am Telefon, erzählt, geplaudert, miteinander und übereinander gesprochen. Rückblickend ein wichtiges Beisammen- und Miteinandersein. Außergewöhnlich gelassen hatte sie reagiert darauf, dass mein Sohn den Heiligen Abend lieber mit seiner Freundin als mit ihr verbringen wollte. Das war neu. Das mit der Gelassenheit. 🙂 Verabredet haben wir uns für den folgenden Freitag. Zuversichtlich, dass schon alles gut sein werde. Auf dem Rückweg zur WG meines Sohnes wollten wir uns sehen. Bei ihr. Es war alles gut. Aber das Telefonat an dem Abend war das letzte Mal, dass wir uns gehört haben. Am nächsten Morgen ist ihr Herz stehen geblieben. Damit hatte niemand gerechnet.
…..
Wir konnten da noch mit sehr vielen Menschen gemeinsam den Schrecken verdauen, trauern, weinen, uns erinnern, uns gegenseitig trösten, feiern, was wir mit ihr hatten.
Noch immer zutiefst dankbar für alle, mit denen wir darüber (wieder) zusammengerückt sind. Und noch immer die Erinnerungen an sie (und das mit ihr) teilen.
Muttern, Du fehlst! Immer wieder. Immer noch. Danke für alles!
Die Adventszeit wird wohl für meine Lebzeiten immer damit verbunden sein.
„Zwischen Stimulus und Reaktion gibt es einen Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht, unsere Reaktion zu wählen. In unserer Reaktion liegt unser Wachstum und unsere Freiheit.“ Victor E. Frankl
Dunkelgrau ist es mal wieder. Tee dampft neben mir. Die ersten selbstgebackenen Kekse müssen schon mal dran glauben. Tut richtig gut nach dem Spaziergang – einem langen – noch durch das feuchte, kühle Hellgrau des Tages. Um mich herum: Meinungen! Sie werden gerade mal wieder inflationär verbreitet. Auf was baut Ihr denn so? 🙂
… wäre ich ganz bestimmt verloren gegangen! Danger Dan
Solche Entscheidungen habe ich nicht nur einmal in meinen Leben getroffen.
Und sie haben sich – ausnahmslos – als nützlich erwiesen. 🙂 Hab irre viel gelernt. Über mich. Über Menschen. Über Dinge. Über die Welt. Ich bin selten „davon“-gelaufen, – eher immer irgendwo „hin“. 🙂
„They say home is a place you can choose to be And I’ve decided to carry home inside me So it’s not really as if I am leaving It’s more like something pulling me ‚Cause behind everything that I do I just want to forget, want to carry this through Fill my lungs with the sweet summer air In my heart, in my mind I am already there Yeah behind everything that I do I just want to come home and lay down beside you And then I’ll be who I wanted to be In my heart I belong in a house by the sea.“ Moddi
„Die Menschen haben selten Tränen für den Kummer anderer, wenn er nicht einen ähnlichen bei ihnen selbst berührt. Wir sind alle ohne Ausnahme Egoisten, sogar in unserer größten Trauer und in unserem tiefsten Kummer.“ Hans Christian Andersen (1805 – 1875), dänischer Märchendichter