„Wenn es so einfach wäre, Gespräche miteinander in einer Weise zu führen, die uns mit einem Gefühl von Zufriedenheit erfüllt, die uns als ein Stück Begegnung erscheinen, die Kreativität fördern und nicht ersticken, brauchten wir den Dialog nicht neu zu entdecken und zu üben“. (aus: Das Geheimnis des Dialogs – Miteinander denken, Hartkemeyer und Freeman Dhority)
„Das ist die Sehnsucht: wohnen im Gewoge // und keine Heimat haben in der Zeit. // Und das sind Wünsche: leise Dialoge // der armen Stunden mit der Ewigkeit.“ Rainer Maria Rilke
„Wenn mein Herz nicht spricht, dann schweigt auch mein Verstand, sagt die Frau. Schweige, Herz, damit der Verstand zu Worte kommt, sagt der Mann.“ Marie von Ebner-Eschenbach
Einer dieser Momente, in denen ich so unendlich dankbar bin für das, was ich mit und von meinen Eltern lernen konnte. So verschieden sie waren, so sehr haben sie mit einer gemeinsamen sie (auch mit anderen) verbindenden Haltung gelebt:
„…. Aber vor allem Er lehrte mich zu verzeihen Wie man einen kühlen Kopf bewahrt Wie man die liebt, die einem nahe sind Und wenn ich weit in der Ferne bin Und wenn es hart auf hart kommt Daran zu denken, was zurückkommt Wenn du deine Liebe verschenkst. … Ich habe die Stimme meiner Mutter schon lange nicht mehr gehört Aber ihre Worte fallen immer aus meinem Mund Mein Verstand und mein Geist sind manchmal im Zwiespalt Und sie kämpfen wie der Norden und der Süden
Aber ich sorge mich immer noch genug, um die Last zu tragen Der Schwere, an die mein Herz gebunden ist Sie lehrte mich, stark zu sein und auf Wiedersehen zu sagen Und dass Liebe für immer ist Aber vor allem Sie lehrte mich zu kämpfen Wie man sich über die Linie bewegt Zwischen dem Falschen und dem Richtigen Und wenn ich in der Dunkelheit stehe Und wenn es hart auf hart kommt Daran zu denken, was zurückkommt Wenn du deine Liebe verschenkst.“
„I am seeking for the bridge which leans from the visible to the invisible through reality.“ Max Beckmann „Ich bin auf der Suche nach der Brücke, die vom Sichtbaren zum Unsichtbaren durch die Wirklichkeit führt.“
Reaktanz – was für ein Begriff. Alltagstauglich erschien er mir nicht, als ich den Titel las. Doch weiß ich um das wundersame Formulieren der Carmen Thomas. Deshalb begann ich zu lesen. Um gleich in ihrem ersten Kapitel darüber aufgeklärt zu werden, dass sie Zweifel hegte wie ich. Auch sie fand den Begriff nicht gerade „sexy“. Und das Wort „Blindwiderstand“ als Erklärung auch nicht besser! Damit war meine Reaktanz schon mal gesenkt. Schmunzelnd folgte ich ihr durch ihre Erlebnisse in Konferenzen, Sendungen und Seminaren. Anhand derer erklärt sie die Wirkweisen der Blindwiderstände; dieser Blockierer und Verhinderer respektvoller Kommunikation. Vor allem, wenn sie uns nicht bewusst sind. Das bot mir Identifikationsgelegenheiten. Ihr Umgang mit dieser Art Widerständen ermutigt und ermächtigt. Sie findet neue Worte für alte Phänomene. Sie nutzt, was da ist. Reflektiert, was gescheitert scheint. Kopiert um zu kapieren. Empfiehlt die Freiheit der Fehlerfreundlichkeit. Plädiert umzunutzen statt runterzuputzen, macht aus allem das Beste.
Jedes Kapitel ist ein Erlebnis. Vieles zum Ausprobieren abseits der üblichen Interventionen. Humor, Aha Erlebnisse und Tiefgang inbegriffen.
Ich war 14 Jahre alt. Auf dem Hocker neben meinem Bett – einem von dreien im Zimmer des Klosterinternats – stand der Mister Hit. Babyboomer werden sich erinnern: Dieser Plattenspieler, in dessen durchsichtigem Deckel der Lautsprecher installiert war. Auf dem Plattenteller lag die Deep Purple in Rock LP. Und zu dem Original von „Child in Time“ habe ich mich ausgelassen. Wenn ich auch nicht schreien durfte – Luftgitarre, Headbanging und Tanzen ging. Vor allem, wenn ich allein war. Mich haben diese Sessions gerettet. Drei Töne angespielt, die erste Textzeile gesungen – und ich bin wieder von allen körperlichen und emotionalen Sensationen der Zeit ergriffen. Erinnerungen aller Art – Gerüche, Streits. Sehnsüchte, Gespräche, Hänseleien, empfundene Ungerechtigkeiten, die verbotene Zigarette auf dem Balkon (von der wir dachten, dass es keiner rieche /hahahaha), Trockenshampoo, der Scherenschnitt von Che Guevara an der Wand, Schlaghosen, Lügen, um mehr als zweimal für eine Stunde pro Woche aus dem Haus zu kommen, Lateinnachhilfe, erste politische Aktionen mit Amnesty International, Tanzstunden (ich musste den „Mann“ geben, da ja schon ausgewachsen war und sie wohl fürchteten, dass es keinen zwei Meter langen „Jungen“ gäbe)… Ich könnte jetzt noch ein lange Liste schreiben. Rückblickend waren es drei Jahre, in denen Mitschülerinnen und Nonnen, Lehrer und Erzieherinnen versuchten, mir beizubiegen, dass Mädchen sich anpassen mussten, um gemocht zu werden. Ich habe dort das erste Mal bewusst erlebt, was sozialer Druck bedeutet. Das ist nicht ohne…… das weiß ich. Bis heute. In vielerlei Hinsicht durfte ich da „dranfassen“ – ob als Pfarrestochter, ältere Schwester, körperlich großer Mensch, als Alleinerziehende, als Mutter eines behinderten Sohnes, als Protestantenkind im Kloster :-)….. Bis heute reagiere ich auf kollektive Misstrauenserklärungen allergisch, vor allem, wenn ich Teil einer Gruppe der Menschen bin, die beurteilt, verurteilt, denen etwas unterstellt wird.
Ich vermute, dass ich aus diesen Erfahrungen heraus die Berufe wählte (und auch abwählte), die ich bislang habe. Professionen, die es mir erlauben, Menschen dabei zu begleiten, einander zu verstehen, sich selbst zu verstehen – Bilder und Worte zu finden für das, was sie in der Welt, in sich und an sich (auch in der Begegnung mit anderen) entdecken.
Und jetzt – an diesem wunderbaren Novembertag, an dem die Sonne vom blauen Himmel aus ein Vielfarbenbraun rund um die Seen hier im hohen Norden erstrahlen lässt – gehe ich vor die Tür. Mich erden. Am Wasser. 🙂 Habt einen schönen Tag!
„Dialogisches Leben ist nicht eins, in dem man viel mit Menschen zu tun hat, sondern eins, in dem man mit den Menschen, mit denen man zu tun hat, wirklich zu tun hat.“ (Martin Buber)
Immer wieder ist die Frage: Wer soll mich sehen? Wen will ich sehen? Wie will ich wem begegnen? Und immer wieder kommt mir die Antwort: Ich will, wie Buber es beschreibt, dialogisch leben und lernen. Am liebsten so oft es eben geht. Auch und gerade in den und durch die Begegnungen, die meinen Alltag ausmachen. Denn am Ende sind sie tiefe Begegnungen mit mir selbst. Unlängst fragte mich eine Coachee: Was soll ich denn tun, damit ich mich nicht mehr so aufrege und so provozieren lasse?
Was sie tun könnte, weiß ich nicht, wenn ich ehrlich bin. Doch eine Erfahrung kann ich teilen. Ich kann mich beobachten, aufmerksam betrachten, nach was oder wie mir zumute ist. Und wenn ich so richtig mit mir selbst zu tun kriegen will, dann wähle ich Begegnungen, die mich triggern. 🙂
Möchte ich mal eine Weile Ruhe vor mir oder mit mir selbst haben, tummele ich mich in sichereren Treffen oder Begegnungen. Oder bleibe eine Weile mit mir allein. 🙂 Das hat schon fast etwas Amüsantes. Denn es bedeutet, dass ich neugierig auf mich bin, dass ich meine Grenze kenne(n lernen mag), dass ich mir mitunter Ruhe gönne, dass ich mich mir selbst zuwende. In jedem Falle. „Nachbeeltern“ nennt das mein Kollege Wolfgang Roth. Selbstfürsorge nenne ich es. Und das kann eben auch mal bedeuten, dass ich meiner Seele Erholung gönne. Zumal ich zutiefst darauf vertraue, dass sich von selbst zeigt, was dran ist.
Das klingt, als hätte ich immer die Wahl. Das ist mitnichten so. Mitunter bin ich ungewollt und unvorbereitet mit mir konfrontiert. Und das mit Teilen, die ich so gar nicht an mir leiden kann. Davon könnte ich Lieder singen. Sehr gerne passiert das im Kontakt mit Behörden. Wenn mal wieder logisch nicht nachvollziehbare Briefe zwecks Kontrolle oder Rechenschaftslegung eintrudeln. Und je nachdem, wie ich darauf reagiere, kann ich dann orten, wie meine momentane Grundstimmung tatsächlich ist. Um was geht es eigentlich? Die Frage aller Fragen taucht dann auf.
Häufiger passiert dann etwas wie unlängst: Mein Sohn ruft an. Diesmal: „Mama, Corona macht mein Leben kaputt.“ Mmmmmhhh. Wie gut ich ihn verstehen konnte. „Sollen wir zusammen ein bisschen darauf schimpfen?“ habe ich ihn gefragt. Und es schien wie eine Erlaubnis für uns beide, uns gemeinsam der Ohnmacht mal hinzugeben, die dieses Geschehen auslöst. Da er in einer Behinderten WG lebt, ist das mit den Besuchen nicht so einfach. Wir sprechen regelmäßig, strapazieren unsere Datenvolumen durch Videochats und Musik, die wir uns schicken. Und schaffen es, uns immer wieder zu gewähren, Gefühlschwankungen zuzulassen. Und sie miteinander auszuhalten. Ein wirkliches Geschenk. Nicht selten nach solchen Momenten kommt dann noch eine Nachricht. „Mir geht es besser. Die Sonne scheint.“
Ja, es gibt viel zu entdecken. Auch wenn viele es als Wettbewerb in Sachen Selbstoptimierung verstehen: Ich empfinde diese Erfahrungen als Geschenk. Eines, durch das sich was ändert, wenn wir mutig genug sind, es zu wagen. Dankbarkeit, Respekt, Güte, Demut, Humor….. sind nur einige der Begriffe für die Zutaten des Elixiers, das entsteht. DANKE!
„Nichts ist einfach nur ein Hobby. Jede Disziplin ist ihre eigene Welt mit ihren eigenen hohen Standards. Natürlich hat jeder Künstler „kleinere Arbeiten“, die er macht, aber ich glaube nicht, dass ich irgendwelche „kleineren Disziplinen“ habe.“ Patti Smith
“…often, stepping outside your comfort zone is not careless irresponsibility, but a necessary act of obedience.”―Andy Stanley“ „… oft ist das Verlassen der eigenen Komfortzone keine leichtfertige Verantwortungslosigkeit, sondern ein notwendiger Akt des Unterwegsseins.“ – Andy Stanley
Zen – der Weg des Fotografen ist eine Einladung. Eine Einladung, tatsächlich zu betrachten, bevor ich etwas festzuhalten versuche. Mit den Übungen des Fotografen David Ulrich bietet sich die Chance, neu sehen zu lernen. Sich des eigenen Blicks zu versichern – immer wieder. Das Beobachten zu favorisieren. Bildhaft zu beschreiben, indem ich festhalte, was da ist. So wie es ist. Ohne den Anspruch an Perfektion. Am besten ohne zu werten. Und wenn das nicht geht, sich der Wertungen für das bewusst zu werden, was ich erblicke. Mir klar zu werden, wozu ich festhalten möchte, was ich entdecke, was ich feiere, was ich später entfremde. Das Kopfkino zu zelebrieren, das losgeht, wenn mir Dinge, Menschen, Wetter, Landschaften, Kompositionen und Geschehnisse in den Blick geraten. Es ist egal, ob es eine Profikamera oder ein Smartphone als Handwerkszeug ist: Dieser Prozess hat fünf Etappen: Beobachtung, Achtsamkeit, Identität, Übung und das Beherrschen. Wer sich auf diesen Weg einlässt, erfährt eine Transformation des eigenen Sehens. Für Beratende und Therapeuten die etwas andere Intervision. Sehr empfehlenswert- besonders für Kolleg*innen, die mit der Fotografie in Beratung und Coaching arbeiten.
„Jeder kann wütend werden, das ist einfach. Aber wütend auf den Richtigen zu sein, im richtigen Maß, zur richtigen Zeit, zum richtigen Zweck und auf die richtige Art, das ist schwer.“ Aristoteles
„Die Darstellung der Welt, wie die Welt selbst, ist ein Werk der Menschen; sie beschreiben sie aus dem Blickwinkel, den sie mit der absoluten Wahrheit verwechseln.“ Simone be Beauvoir
„Begegnung ist, wenn meine größte Freude darin besteht, zu sehen, wie Du aufleuchtest, dadurch, dass ich da bin. Und Du siehst, dass ich aufleuchte, dadurch, dass Du da bist!“ nach Ivan Illich
„Es gibt viele Menschen, die sich einbilden, was sie erfahren, verstünden sie auch.“ Johann Wolfgang von Goethe
Unlängst tummelten wir uns in „Räumen des Nichtwissens“. Bewusst. Besser gesagt, befassten wir uns mit unserer Haltung zu dem Nicht -Wissen. Mit unserem Umgang damit. Meine Einsicht danach ist: Je mehr ich weiß, um so mehr muss ich glauben.
„Dass der Mensch, der doch die Wahrheit so flieht, den Spiegel erfunden hat, ist die größte historische Merkwürdigkeit.“ Friedrich Hebbel
Eine Woche Sylt im Klappholtal. Ein wunderbarer Ort für Lehre, Leere und Lernen. 🙂 Durch die Jahreszeit mit ihren strengen Wetterkapriolen war es eine stetige Auseinandersetzung mit den „Naturgewalten“. Das Meer toste, der Wind blies – mal heftig, mal stürmisch, mal sanft (wenn das auch selten :-)), der Sand rutschte unter den Füßen her, die Wolken heulten mitunter kräftig, die Sonne konnte noch richtig wärmen, wenn sie mal durchkam. Und der Regenbögen gab es viele. Sehr viele. Verschiedene. Mein persönlich wichtigstes Symbol für das „Sowohl als auch“. Wunderbar.
Im Sturm habe ich die Insel am Freitag wieder verlassen. Die Überfahrt mit dem Autozug war wie ein Aufenthalt in der Autowaschanlange – nur ohne Seife oder Schaum. Es hat auch niemand das Auto anschließend trocken gepustet.