Hannah Arendt, Ich selbst, auch ich tanze, Die Gedichte, Piper München Berlin Zürich, 2015, 157 S.
Solange schon kenne ich dieses Gedicht. Und so lange schon genieße ich die Gedanken der Hannah Arendt. So wunderbar komplex. Nachhaltig. Klug. Politisch. Berührend. Zum Eintauchen.
Mindestens so lange wie sie und ihre Gedanken begleitet mich diese Musik:
„Ich bin kein Experte. Aber ich vermute, wenn es im Himmel singende Engel gibt, dann klingen sie wie Sinead O`Connor in diesem Lied. In diesen … Minuten höre ich und spüre.“ schreibt Mirko Kussin „Stille… Jahr für Jahr. Neu.“
Ich habe mir vor einer Woche vorgenommen, jeden Tag etwas anders zu machen als sonst. Hier. Bei mir. Zuhause. Am ersten Tag habe ich nach langer Zeit das erste Mal wieder Gitarre gespielt. Das war frustrierend, weil meine Finger nicht mehr so arg beweglich sind. Und an der linken Hand fehlen eindeutig noch widerstandsfähige Fingerspitzen. Doch egal. Nun liegt sie sichtbar auf dem Sofa, und ich setze mich jeden Tag ein paar Minuten hin und sinke ins Land meiner Jugend, als ich noch viel spielte. Auf meiner Terada.
Dann habe ich einfach mal mein Bett nicht gemacht morgens nach dem Aufstehen. Bisher aber nur einmal. 🙂 Die Anarcho-Ulla kommt wieder durch. 🙂
Ich habe Päckchen verschickt, statt Besuche zu machen.
An einem Tag habe ich extrem lange geschlafen.
Am nächsten Tag habe ich die Nähmaschine ausgepackt, die ich unlängst geerbt habe. Und – wer mich besser kennt, weiß, dass das eine absolute Neuerung ist – ich habe die Gebrauchsanweisung gelesen – bzw. studiere sie noch.
Und was ich heute schon anders gemacht habe? Ich habe die medizinischen Atemschutzmasken, die ich noch hatte, zu meiner Apothekerin gebracht, damit sie sie selbst nutzen können.
Und trotz meines Blumenmeeres daheim habe ich mir noch Ranunkeln gekauft.
Ich sinniere, ob ich mein Auto besser mal in der Parklücke hin und her fahre, damit die Bremsen sich nicht festsetzen. 🙂
Und jetzt fordere ich meine dudelnden Nachbarn mit den Waltons heraus:
“Let me not pray to be sheltered from danger, but to be fearless in facing them. Let me not beg for the stilling of my pain, but for the heart to conquer it. Let me not crave in anxious fear to be saved, but for the patience to win my freedom.” ~ Rabindranath Tagore
„Lasst mich nicht beten, dass ich vor Gefahren geschützt bin.
sondern furchtlos zu sein, wenn es darum geht, ihnen gegenüberzutreten.
Lasst mich nicht um die Ruhe vor meinem Schmerz betteln,
sondern das Herz, um ihn zu bewältigen.
Lasst mich nicht in ängstlicher Sorge danach streben, gerettet zu werden,
sondern für die Geduld, meine Freiheit zu gewinnen.“ ~ Rabindranath Tagore
Gar nicht so leicht, diese Anreise. Hatte ein bisschen Angst. War zuletzt hier mit meinem besten Freund. Als er noch lebte. Und wir seine Bucketlist abgearbeitet haben.
Glücklicherweise sah alles anders aus. Fast alles.
Heutzutage inmitten einer Großbaustelle gab es noch das kleine Cafe, in dem wir uns vor zwei Jahren einen Kaffee gegönnt haben. Das war aber auch so ziemlich das einzige, außer den historischen Stätten, versteht sich. Aber immerhin.
Am Hafen gab es das Halifax Jazzfestival for free für alle. Selbst die Kindergartengruppen waren zu Besuch. DAS hat in mir die Frage aufgeworfen, ob das in Deutschland stattfinden könnte. 🙂
Der Tag allein war dann schön. Heiß. Lang. Viel gelaufen. Genossen. Noch mal Klaus Tschüss gesagt. Very special.
Ich kann mich nicht erinnern, dass mich je die Leseprobe eines wissenschaftlichen Buches soooooo gerührt hätte. Mal ab von den Ergebnissen seiner Studie wählt Andre Frank Zimpel die respektvollsten, menschlichsten Äußerungen, die ich je zu dem Phänomen Trisomie 21 und seinen Wirkungen auf Menschen und unsere Gesellschaft im deutschsprachigen Raum gelesen habe. Bisher. Ich freue mich auf das Buch wie auf eine Schachtel bester Pralinen. Ein Geschenk. Freue mich jetzt schon, es rezensieren zu dürfen. Habe mich bei dem Gedanken erwischt: „Siehste! Sag ich doch!“ .-)