Contemplation


„Niemand ist vollkommen: Glück heißt, seine Grenzen kennen und sie lieben.“
Romain Rolland




Grenzen verändern sich. Meine zumindest. Wenn ich aufmerksam genug bin, mir Zeit nehme, mich zu besinnen, erscheinen sie mir deutlicher. Sowohl die Grenzen als auch das für mich Erreichbare. Selbst wenn das außerhalb meiner gefühlten Grenzen liegt. Wieder und wieder – selbst in ausweglos erscheinenden Situationen – erreichen mich Impulse, dass es immer noch Räder gibt, an denen ich noch drehen kann. Von innen kommen diese Impulse. Aus mir heraus. Von einer der Ullas, die sich nicht abfinden will. Auch wenn die anderen – die müden, die erschöpften oder ratlosen – präsenter sind.
Und was soll ich sagen? Es scheint, als sei die, die sich nicht abfinden will, die mächtigste von allen. Sie respektiert und akzeptiert die Situation, wie sie ist. UND sie schöpft die Energie aus den Konflikten, um damit etwas Konstruktives zu schaffen, statt im Kampf gegen die Kräfte des Konflikts zu ermatten.

Unlängst sagte jemand: Es gibt keine Ebbe ohne Flut, keinen Tag ohne Nacht.
So ist das wohl!

Begleiter meiner Besinnungszeiten ist oft: Víkingur Ólafsson

Wo wir finden, was wir nie verloren haben

Wohl nur in uns selbst.

Wenn es um mich herum laut wird, mich Geschwätzigkeit aggressiv macht, wenn ich am liebsten laut riefe: „Einfach mal die Klappe halten!“: DANN schweige ich selbst für eine Weile. Und lausche. Mir. Und all den Ullas, die bei dem empfundenen Krach nicht zu Wort kommen. Registriere auch die, die ich selbst am liebsten zum Schweigen brächte. Und lausche ihrem Dialog. 🙂 Was für ein Reichtum.

Ein Lied an all meine verschiedenen Ullas. 🙂

Verboten!

Verbotene Vögel!

„Die politischen Gefangenen in Uruguay durften ohne Erlaubnis nicht reden, auch nicht pfeifen, lächeln, singen, schnell gehen oder andere Gefangene Grüßen. Sie durften auch keine Bilder von schwangeren Frauen, Paaren, Schmetterlingen, Sternen oder Vögeln bekommen.

Verletzte Vorstellungen Montevideo 2011

Didako Perez war wegen „ideologischer“ Ideen eingesperrt. Eines Tages wollte seine fünf Jahre Jahre alte Tochter Milay ihn sonntags besuchen und brachte eine selbstgemalte Zeichnung von einem Vogel mit. Die Gefängniswärter zerstörten das Bild am Eingang zum Gefängnis.

Am folgenden Sonntag kam Milay mit einer Zeichnung mit Bäumen. Bäume sind nicht verboten, und das Bild kommt durch. Didako lobt die Zeichnung seiner Tochter und fragt dann, was die kleinen farbigen Punkte oben im Baum sind. „Sind das Orangen? Was für Früchte sind das?“ Das Mädchen hält seine Finger vor ihren Mund und sagt leise: „Psst!“ Dann flüstert sie in sein Ohr: „Bist Du albern? Siehst Du nicht, dass das Augen sind? Es sind die Augen der Vögel zwischen den Zweigen, die ich für Dich reingeschmuggelt habe!“

Eduardo Galeano

gefunden  in „Der Andere Advent“   von http://www.anderezeiten.de

Danke für die täglichen 12 Minuten des etwas anderen Nachdenkens.