Happy Birthday! 108 Jahre……
Der Tagesspiegel gratuliert
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So lange schon befasse ich mich mit den Denkweisen Hannah Arendts. Nicht zuletzt klebte ihr Zitat: „Keiner hat das Recht zu gehorchen“ schon seit meinem Referendariat auf meinem Kalender. Die Karte wandert von Jahreskalender zu Jahreskalender- wirkt nie neu, erinnert mich aber immer wieder an die Chuzpe, die diese Frau hatte, „ohne Geländer“ zu denken und ihre Meinungen zu vertreten.
Ich hatt
e entschieden, allein ins Kino zu gehen. Die Karte hatte ich vorbestellt. Zum Glück! Die vielen Enttäuschten, die das Passage Kino am Nachmittag wieder verließen, hatten mit einem solchen Ansturm wohl nicht gerechnet. Das Durchschnittsalter lag gefühlt bei über 65. Egal. Bepackt mit Einkaufstüten drängelten sie sich zu ihren bestellten Sitzen.
So sehr ich mich auf diesen Film gefreut habe, so gespannt war ich auch auf die filmische Umsetzung. Auf die Dialoge, auf die Szenen, Sprache und Schnitte, die Margarthe von Trotta wohl wählte, um die Dichte und den Mut, die Inhalte, die Beziehungen, die Freundschaften, die Enttäuschungen, die Angriffe zu bebildern. Die Originaldokumente vom Eichmann Prozess einzubinden, war sicherlich eine kluge Entscheidung. Ich war so gefangen, dass ich nicht weiter auf technische Dinge geachtet habe. DAS ist für mich ein gutes Zeichen. Ich kann diesen Film nur empfehlen, weil er mich berührt, meine Phantasien bestätigt, etc hat. Es ist sicherlich kein „Event“ Kinofilm, eher eine Dokumentation im Spielfilmcharakter, Fernsehfilm vielleicht. Ich hätte ihn lieber in Schwarz Weiß gesehen, so trist, wie ich die Farben des 60er Jahre Ambientes empfand. Es war aber gut, ihn mit Anderen, wenn auch vor allem Fremden, zu sehen.
Fazit: Den Film auf jeden Fall anschauen! http://www.hannaharendt-derfilm.de/
Der Film wirkte so vor sich hin. In den Abend hinein, durch die Nacht hindurch. Auch heute morgen noch wusste ich nicht, was ich wirklich zu dem Film sagen oder gar schreiben soll. Die Themen Antisemitismus, Eichmann, Judenräte etc sind sehr komplex. In mir war die Neugier entfacht, mich mal wieder mehr mit Hannah Arendts Denkprozessen zu beschäftigen.
In einem Interveiw mit dem WDR schilderte Margarethe von Trotta ihre Zugänge:
„WDR.de: Ihr Film macht im besten Sinne den Kinosaal zum Hörsaal. Am Ende macht er bei den Zuschauern vor allen Dingen eins: Lust, sich mit Hannah Arendt auseinanderzusetzen. Welches Buch von ihr empfehlen Sie besonders?
von Trotta: „Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen“ ist in der Tat ein guter Einstieg, weil dieses Buch am einfachsten zu lesen ist. Da erfahren wir auch viel über uns selber und unsere Geschichte.“
Schade, dass heute Sonntag ist. Alle Buchläden sind geschlossen. Ansonsten läse ich wohl schon den ganzen Tag in dem Buch:
Verlernen: Denkwege bei Hannah Arendt
Marie Luise Knott + Nanne Meyer
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