Experten – Probleme

Ich frage mich schon seit einiger Zeit:

Wächst die Zahl der Experten mit der Anzahl der Probleme?

oder

Wächst die Zahl der Probleme mit der Anzahl der Experten?

Die Kultur der „Schuldzuweisung“ gebiert das Bedürfnis, diese von sich zu weisen.

Besonders die, die sich angegriffen fühlen, suchen gern den Rat der Wissenschaft.

Das schafft Verdienstmöglichkeiten, stärkt Machtstrukturen, schürt Abhängigkeiten, steigert den Konsum.

Mit Zahlen und Tabellen, Statistiken und daraus gezogenen Schlüssen werden Entscheidungen gerechtfertigt. Unterm Strich sind die Adressaten nur verwirrt. Nicht selten geben sie auf.

eperten schwierigkietenWer hat an diesem Kind schon verdient?

Welche verkaufsstarken „Experten“ riefe es in Deutschland auf den Plan?

Wie glücklich ist dieses Kind?

Ich wüsste es gerne.

500 m weiter:

Laut dröhnte „Mr. Bombastic“ aus Lautsprechern.

Erwachsene organsierten sich zu angeleiteten Dehnungsübungen unter freiem Himmel.

Diese Kinder sind wohl Spaßexperten!  🙂

mr bombastic

mr bombastic 2

mr bombastic 3

Nur mal so … Gedanken nach einem Sonntag im Gorki Park!

 

 

Das bunte Leben

Happy Birthday

Als ich vor 29 Jahren morgens in Flensburg zu einer Routineuntersuchung ins Krankenhaus kam, schmückte das bunte Herbstlaub noch die Bäume. Niemand ahnte zu dem Zeitpunkt, dass dieses bunte Treiben mit das erste sein würde, was mein Sohn erblicken sollte. Ausgerechnet war etwas anderes: Grauer November hieß es,  etwa die Mitte des Folgemonats. Die Untersuchungen hatten kritische Herztöne ergeben. So packte man mich in ein viel zu kurzes Bett und monitorte den lieben langen Tag die Bewegungen seines Herzschlages. Ich schreibe hier so selbstverständlich : „seines“. Damals wusste ich noch nicht, ob das Kind eine Friederike oder ein Johannes würde. Um 18:00 Uhr beim Schichtwechsel der Hebammen dann eine flotte Entscheidung: Kaiserschnitt.

Um 18:18 Uhr: Der erste Schrei, den ich selbst jedoch nicht gehört habe.

Am Tag danach die ungeschickt und unglücklich formulierte Vermutung, dass „mit dem Kind etwas nicht in Ordnung“ sei. „Sehen Sie mal zu, wie Sie es ihrer Frau beibringen. Ihr Kind hat wahrscheinlich ein Down Syndrom!“ war die Ansage an den Vater auf dem Krankenhausflur. Als hätte er damit nichts zu tun. Der saß dann an meinem Bett und brachte ebenso hilflos nur heraus: „Du musst jetzt ganz stark sein, Unser Kind hat wahrscheinlich Down Syndrom.“ Bis heute habe ich nicht vergessen, welche Gewalt Worte haben können. In dem Moment war alles leer. Ich fühlte alle Pläne, die ich je für Johannes gehegt hatte, wie durch eine Explosion zerstört.

ICH wurde ganz stark im Leben mit MEINEM Sohn. Ich wurde aber auch sehr empfindlich, kämpferisch, blieb mit meinem Sohn neugierig, erfuhr Diskriminierung, lernte Chancen zu finden, verkaufte meine Haltung nicht, gab mein Gehirn nicht an Firmentüren ab, und mein Herz verschloss ich auch im Job nicht. Ich lernte immer wieder: Ich bin nicht geeignet für Anpassungsversuche, reagiere allergisch auf Machtmissbrauch, lese zwischen den Zeilen und höre nie auf zu fragen: „Um was geht es eigentlich?“

Die Kombi aus allem garantierte uns ein vielseitiges, buntes Leben. Kein Wunder, dass ich diesen Tag gerne zwischen bunten Blättern verbringe- am liebsten gewärmt von niedrigstehender Sonne.

Happy Birthday, Johannes! Danke, dass es Dich gibt! Stolz bin ich auf Dich und Dein Leben und auch auf das, was wir gemeinsam gelernt und geschafft haben.  Stay cool  🙂