Was weiß ich schon…

Was weiß ich schon von mir, wenn ich nicht weiß, dass das Bild, das ich von mir selbst habe, zum größten Teil ein künstliches Produkt ist und dass die meisten Menschen – ich schließe mich nicht aus – lügen, ohne es zu wissen? Was weiß ich, solange ich nicht weiß, dass‚ “Verteidigung“ Krieg bedeutet, “Pflicht“ Unterwerfung, “Tugend“ Gehorsam und “Sünde“ Ungehorsam? Was weiß ich, solange ich nicht weiß, dass die Vorstellung, dass Eltern ihre Kinder instinktiv lieben, ein Mythos ist? Dass Ruhm nur selten auf bewundernswerte menschliche Qualitäten und häufig nicht auf echte Leistungen gründet? Dass die Geschichtsschreibung verzerrt ist, weil sie von den Siegern geschrieben wird? Dass betonte Bescheidenheit nicht unbedingt ein Beweis für fehlende Eitelkeit ist? Dass Liebe das Gegenteil von heftiger Sehnsucht und Gier ist? Was weiß ich schon von mir, wenn ich nicht weiß, dass jeder versucht, schlechte Absichten und Handlungen zu rationalisieren, um sie edel und wohltätig erscheinen zu lassen? Dass das Streben nach Macht bedeutet, Wahrheit, Gerechtigkeit und Liebe mit Füßen zu treten? Dass die heutige Industrie-Gesellschaft vom Prinzip der Selbstsucht, des Habens und des Konsumierens bestimmt ist und nicht von den Prinzipien der Liebe und Achtung vor dem Leben, die sie predigt? Wenn ich nicht fähig bin, die unbewussten Aspekte der Gesellschaft, in der ich lebe, zu analysieren, kann ich nicht wissen, wer ich bin, weil ich nicht weiß, in welcher Hinsicht ich nicht ich bin.“ Erich Fromm (1900-1980)

Schon wieder Mittwoch

(c) Ulla Keienburg

Der freie Blick

qualität
„Qualität ist der stärkste Feind jeder Art von Vermassung. (…) Gesellschaftlich bedeutet das den Verzicht auf die Jagd nach Positionen, den Bruch mit allem Starkult, den freien Blick nach oben und nach unten, (…). Kulturell bedeutet das Qualitätserlebnis die Rückkehr von der Hast zur Muße und Stille, von der Zerstreuung zur Sammlung, von der Sensation zur Besinnung, vom Virtuosenideal zur Kunst, vom Snobismus zur Bescheidenheit, von der Maßlosigkeit zum Maß. Quantitäten machen einander den Raum streitig, Qualitäten ergänzen einander.“ Dietrich Bonhoeffer aus: Widerstand und Ergebung, DBW Band 8, Seite 31ff

Mehr dazu: Dietrich Bonhoeffer

Was wir dringend brauchen – Wunder

wonder
Wonderful

Wunden gibt es jetzt genug. Jetzt müssen Wunder her.

#politik #krieg #krise #geld #tod

Mal Ander(e)s Denken, Mal Ander(e)s Fühlen

Heute sind die Nachrichten andere. Sie sind noch dramatischer. Jedes noch so kleine Gefühl von Ohnmacht wird größer.

Die Krisenherde auf der Welt stimmen nicht gerade zuversichtlich.Auch die damit verbundene Ohnmacht hat Auswirkungen auf uns.

Von so vielen Streits, persönlichen Krisen und Gefechten, innerer Not und Chaos wie in den letzten Monaten habe ich selten in der Dichte mitbekommen.

Ich plädierte so gern für Umsicht im eigenen kleinen Kosmos von Familie, Arbeit und Freundeskreis. Der muss nicht auch noch zum (Neben)-Kriegsschauplatz werden.  Das schwächte nur den Einzelnen, den Menschen – seine Beziehungen, seine Gesundheit, seine Existenz.  Take care!

Avatar von Ulla KeienburgUlla Keienburg s Blog

miri s schreibtisch

Die Sonne scheint auf meinen Arbeitsplatz. Mich beschäftigt die Auswahl der gesendeten Nachrichten der letzten zwei Tage. Dreimal Tagessschau gesehen – dreimal  wurde sie aufgemacht mit der Katastrophe auf den Philipinen, dreimal abgschlossen mit der Info, dass irgendein Kunstgegenstand bei Sothebys für rekordverdächtig immenses Geld ersteigert wurde.

Könnte nicht Sothebys mal einen Kunstgegenstand versteigern und das komplette Geld für Rettungsmaßnahmen spenden?

Was liegt zwischen diesen dramatischen Ereignissen? Was ist mit den als mindestens so schlimm empfundenen Gegebenheiten hier in unseren Gefilden, in den kleineren Kontexten?

Als Beraterin weiß ich nur zu gut, dass die „großen“ Ereignisse als Symbol für einen eigenen Taifun und seine Wirkungen, eigene Kunst und eigene Konflikte stehen können. Die aus Ohnmacht resultierende Gefühlslage aus den persönlichen Angelegenheiten aber wird oft schamhaft nicht geäußert. Das erschöpft, macht krank und instabil. Wenn dann etwas in der Welt geschieht, was sich vergleichbar schrecklich anfühlt, kann endlich diesem Ärger oder…

Ursprünglichen Post anzeigen 244 weitere Wörter

Der dritte Weg

So viel im Umbruch, so viel in Bewegung, so viel Gewalt – in Wort und Werk , so viel Zorn, so viel Empörung,
So viel Zeit ….
lassen wir verrinnen.
Ratlos? Machtlos? Tatenlos?
Oder doch eher MUTlos?

Avatar von Ulla KeienburgUlla Keienburg s Blog

würdelos

Leider setzen sich Ängste, Zweifel oder Beschwerden viel eher fest im Geiste der Menschen als das, was als positiv zu verzeichnen wäre. Mit Flüchen und Pöbeleien, Besserwisserei und Abwertung erzielen, auch kleine, Menschen so viel mehr Aufmerksamkeit als mit gütigen Äußerungen, Beschreibungen oder Betrachtungen.

Respektvoller Umgang miteinander, das echte Gespräch, der Dialog und auch Demut erscheinen vergleichsweise anstrengend. Sie wirken jedoch – tief und lange.

Mir scheint, dass mehr denn je in Familie und Schule Machtverhältnisse bestimmt werden. Funktionieren ist wichtiger als glücklich sein, Gehorsam gewinnbringender als Eingenständigkeit. Kinder übernehmen aus Angst (vor was auch immer) die Meinungen ihrer Eltern oder Lehrer. Opportunismus wird gut geheißen. Kinder sind zu einem Produkt geworden.

Deshalb kann im Dickicht der gefühlten Anforderungen an Eltern und Kinder heute ganz schön viel schief gehen. Und es kann viel gelingen.

Ich wünschte, die Kids hätten (wieder oder endlich) die Chance, das eine oder andere Problem mal…

Ursprünglichen Post anzeigen 21 weitere Wörter

Mal Ander(e)s Denken, Mal Ander(e)s Fühlen

miri s schreibtisch

Die Sonne scheint auf meinen Arbeitsplatz. Mich beschäftigt die Auswahl der gesendeten Nachrichten der letzten zwei Tage. Dreimal Tagessschau gesehen – dreimal  wurde sie aufgemacht mit der Katastrophe auf den Philipinen, dreimal abgschlossen mit der Info, dass irgendein Kunstgegenstand bei Sothebys für rekordverdächtig immenses Geld ersteigert wurde.

Könnte nicht Sothebys mal einen Kunstgegenstand versteigern und das komplette Geld für Rettungsmaßnahmen spenden?

Was liegt zwischen diesen dramatischen Ereignissen? Was ist mit den als mindestens so schlimm empfundenen Gegebenheiten hier in unseren Gefilden, in den kleineren Kontexten?

Als Beraterin weiß ich nur zu gut, dass die „großen“ Ereignisse als Symbol für einen eigenen Taifun und seine Wirkungen, eigene Kunst und eigene Konflikte stehen können. Die aus Ohnmacht resultierende Gefühlslage aus den persönlichen Angelegenheiten aber wird oft schamhaft nicht geäußert. Das erschöpft, macht krank und instabil. Wenn dann etwas in der Welt geschieht, was sich vergleichbar schrecklich anfühlt, kann endlich diesem Ärger oder Schmerz darüber Platz gemacht werden.

Ich erinnere mich gut daran, dass während des Prager Frühlings – und ich war gerade mal zehn Jahre alt- ich abends mit sehr viel Angst im Bett lag. Mein Vater kam zum obligaten „Gute Nacht“ und registrierte mit einem Blick, dass mich etwas umtrieb. In mir tobte die Angst vor dem damals propagierten „Feind“. „Ich habe Angst, dass die Russen mit den Panzern auch hierhin kommen!“ antwortete ich, als er mich nach meinem Kummer fragte.  „Ach Ursula“ sagte er damals mit seiner tiefen Stimme. „WENN sie kommen, dann bleiben sie spätestens am Kamener Kreuz stecken!“

Ich kann heute selbst kaum glauben, dass mich das beruhigt hat. Aber ich glaube: Auch er hat Ohnmacht empfunden. Und er hat sich klug auf unser gemeinsames Wochenenderlebnis: „Wir stehen im Stau auf dem Weg zu den Verwandten“ bezogen – und mir damit die Ruhe für den Schlaf beschert. Während ich das so schreibe, frage ich mich: Was hätte er wohl zu mir gesagt, wenn ich ihm erzählt hätte von meiner inneren Unruhe über Taifun, Kunstdeals und NSA, Koalitionsverhandlungen, Umgang mit Vielfalt, Willkürentscheidungen und anderen Machtkämpfen in unseren Gesellschaften?

Staus und Verspätungen gäbe es genug, auf die er sich beziehen könnte. Weit mehr als am Schnittpunkt der A1 +A2.

Nicht mitunter zynisch zu werden finde ich gerade schwierig.

Einen effizienten und guten Tag wünsche ich Euch.

Uund immer einen Menschen, der Euch so gut kennt, dass er weiß, wie er euch beruhigen kann. 🙂

Kinder sind die Opfer der Laster der Erwachsenen…

Die Kinder sind die Opfer der Laster der Erwachsenen

„Kinder sind die Opfer der Laster der Erwachsenen“   Mihail Chemiakin Bildhauer

Die Figuren stehen für Drogensucht und Krieg, Armut und unverantwortliche Wissenschaft, Gier, Diebstahl, Alkoholismus, Prostitution, Ingnoranz und Indifferenz…

Mihail Chemiakin ist ein Künster von Weltruf.  http://en.wikipedia.org/wiki/Mihail_Chemiakin

„Ich schuf die Skulpturkomposition „Kinder sind die Opfer der Laster der Erwachsenen“ als ein Symbol und Aufruf zum Kampf, um die heutige und die künftigen Generationen zu retten. Jahrelang wurde behauptet und pathetisch ausgerufen „Kinder sind unsere Zukunft!“ Jedoch braucht man Bände, um alle Verbrechen der heutigen Gesellschaft gegen die Kinder aufzuschreiben. Ich als Künstler rufe Sie nun auf, zurückzuschauen, um den Kummer und die Schrecken zu hören und zu sehen, unter denen unsere Kinder heute leiden. Alle vernünftigen und ehrlichen Menschen müssen nachdenken, ehe es zu spät ist. Seien Sie nicht gleichgültig, Kämpfen Sie und tun Sie Ihr Bestes, um die Zukunft von Russland zu retten.“  2.September  2001 enthüllt.

Reicht das nicht schon???

Gilt das wirklich nur für Russland?

Flugverbot – Shadows…

„Der Krieg betrügt uns: Denn der Haß erhöht das Hochgefühl des Kampfes nicht. Wozu Haß ? Wir sind alle Schicksalsgefährten, vom gleichen Stern durch den Raum getragen. Wir sind die Mannschaft eines Schiffes. Und wenn die Gegensätze der Kulturen wertvoll sind, weil sie immer neue Mischungen erlauben, so ist es ungeheuerlich, daß sie einander vernichten.“ Wind, Sand und Sterne. S. 183-184 Antoine de Saint-Exupéry