
Welcome to my Reality!
Wir waren auf die Schleuse zugefahren, langsam. Es war sehr laut. Das überschüssige Wasser der Donau, in den Fluss gelaufen vorwiegend aus den serbischen Seitenarmen, donnerte durch die geöffneten Tore. Gigantisch, gewaltig, sich aufbäumend, niederreißend, mit Hochdruck. Unter wechselnd wolkenreichem Himmel, mal mit Sonne mal ohne, suchte sich das Wasser Platz. Für ein Flussschiff gab es ungewohnt viel Wasserbewegung. Wie gebannt haben wir mit Gefühlen zwischen Faszination und Schrecken dem kraftvollen Spiel des Wassers zugeschaut. Niemand war da, der nicht mit Handy, Kamera oder Film das festzuhalten versucht hätte. Ich sage noch immer WOW – und auch klingt noch immer das herabstürzende Wasser in meinen Ohren.
„Das Wasser ist die Kohle der Zukunft. Die Energie von morgen ist Wasser, das durch elektrischen Strom zerlegt worden ist. Die so zerlegten Elemente des Wassers, Wasserstoff und Sauerstoff, werden auf unabsehbare Zeit hinaus die Energieversorgung der Erde sichern.“
―Jules Verne
In der Schleuse habe ich dann gemeinsam mit FUTURE ein wenig „abgehangen“. 🙂
Schleusen braucht ja seine Zeit.
Zuhause! Überraschungen auf der ganzen Linie. Mein Auto war sicher geparkt, die Wohnung belebt, der Zug hat mich noch über Bremen gefahren, der Taxifahrer hatte wohl seit Längerem keine Tour gen Hoheluft gewagt und stand mindestens dreimal vor Absperrungen. Doch konnte ich mich relativ schnell mit den Nachwehen meiner Küchenrenovierungen befassen: Abstruse Rechnungsschreiben, nicht nachvollziebare Entscheidungen bei Erstattungen, moderates Schriftenaufkommen, Ruhe in der Straße ( wegen der Sperrungen). Einfach zuhause. Schön!
Nun kehrt hier wieder Alltag ein. Eine kurze Pause zwischen dem Unterwegssein. Auch eine Art Schleuse.
Sinnige Analogien habe ich von der Fahrt mitgebracht. Schleusen ist halt nicht einfach, erfordert Geschick, Orientierungssinn, Präzision und Kooperation. Auch einen Obulus muss der Durchreisende mitunter entrichten. (Manchmal reicht ein Flasche Wein). Es lässt sich doch viel lernen auf so einer Reise.:-)
Ich werde sehen, wie gut ich den neuen Wasserstand des Alltags nach dem Wochenende aushalten und nutzen kann, wie viel Treibgut sich findet, was nicht durch den Filter ging. 🙂
„Think of all the beauty still left around you and be happy.“ Anne Frank
Eine Flussschiffreise mit der River Cloud II von Nürnberg nach Budapest bedeutet auch: Viele Höhenunterschiede, die zu bewältigen sind. Da helfen Schleusen.
Die Aussichten aus dem Kabinenfenster auf Wasserlinienhöhe können einen dann schon zur Geduld nötigen. 🙂
In der Nacht vom 29.6. – 30.6.2013 habe ich mal länger aus dem Fenster geschaut.
Musik: Joe Löhrmann http://www.mytravelingpiano.com/
Bilder : Copyright Ulla Keienburg, Hamburg, 2013