Weather Report – Cruise News – Let`s go East (7) – Back home again

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(c) ulla keienburg 2016

Es war eine Reise fast ohne Wifi – eine bewegte Reise dank Chaba, dem Taifun. Dessen „Pläne“ hatten sie berechnet – haben ihm auszuweichen versucht, die  Route geändert und sind ihm erfolgreich (fast) entkommen. Ausläufer haben wir noch mitbekommen. Vor der Küste Shanghais gab es ein extrem hohes Verkehrsaufkommen – wir waren nicht einzigen, die auf die Idee gekommen waren, nahe der chinesichen Küste entlang zu fahren. Tintenfischjägerboote zuhauf leuchteten uns nachts den Weg. An die Oberfläche locken sie wohl mit den extrem hellen Lampen die Fische, diese Kraken.  Diskolike auf dem Meer.

Chaba hat sich dann  in letzter Minute umentschieden und hat auch die Taiwanstraße gewählt – und (gottseidank erst, nachdem wir durch waren) dort an den Küsten richtig was angerichtet. Wie wir später erfahren haben, hatte die  Mannschaft alles kalkuliert – bis hin zur Ausschiffung der Passagiere. Es will halt alles geplant sein. Ich bedanke mich auf diesem Wege noch mal bei allen Beteiligten, dass sie uns da heile durch die Wetter und in Manila in den Hafen gebracht haben.

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Hallo Hamburg!

Jetzt hocke ich daheim am Schreibtisch und kann nicht glauben, dass ich in den letzten zehn Tagen mal eben um die halbe Welt geflogen bin – in Tokyo und Sapporo war – und gestern erst von Manila  aus los via Singapore und Frankfurt heute Morgen hier in Hamburg gelandet bin.

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No comment  🙂

Dankbar bin ich und müde. Auch wenn ich auf dem Schiff und den anderen Gefährten eher gereist werde als reise  🙂

Ich versuche jetzt mal zu schlafen.

Mal Ander(e)s Denken, Mal Ander(e)s Fühlen

miri s schreibtisch

Die Sonne scheint auf meinen Arbeitsplatz. Mich beschäftigt die Auswahl der gesendeten Nachrichten der letzten zwei Tage. Dreimal Tagessschau gesehen – dreimal  wurde sie aufgemacht mit der Katastrophe auf den Philipinen, dreimal abgschlossen mit der Info, dass irgendein Kunstgegenstand bei Sothebys für rekordverdächtig immenses Geld ersteigert wurde.

Könnte nicht Sothebys mal einen Kunstgegenstand versteigern und das komplette Geld für Rettungsmaßnahmen spenden?

Was liegt zwischen diesen dramatischen Ereignissen? Was ist mit den als mindestens so schlimm empfundenen Gegebenheiten hier in unseren Gefilden, in den kleineren Kontexten?

Als Beraterin weiß ich nur zu gut, dass die „großen“ Ereignisse als Symbol für einen eigenen Taifun und seine Wirkungen, eigene Kunst und eigene Konflikte stehen können. Die aus Ohnmacht resultierende Gefühlslage aus den persönlichen Angelegenheiten aber wird oft schamhaft nicht geäußert. Das erschöpft, macht krank und instabil. Wenn dann etwas in der Welt geschieht, was sich vergleichbar schrecklich anfühlt, kann endlich diesem Ärger oder Schmerz darüber Platz gemacht werden.

Ich erinnere mich gut daran, dass während des Prager Frühlings – und ich war gerade mal zehn Jahre alt- ich abends mit sehr viel Angst im Bett lag. Mein Vater kam zum obligaten „Gute Nacht“ und registrierte mit einem Blick, dass mich etwas umtrieb. In mir tobte die Angst vor dem damals propagierten „Feind“. „Ich habe Angst, dass die Russen mit den Panzern auch hierhin kommen!“ antwortete ich, als er mich nach meinem Kummer fragte.  „Ach Ursula“ sagte er damals mit seiner tiefen Stimme. „WENN sie kommen, dann bleiben sie spätestens am Kamener Kreuz stecken!“

Ich kann heute selbst kaum glauben, dass mich das beruhigt hat. Aber ich glaube: Auch er hat Ohnmacht empfunden. Und er hat sich klug auf unser gemeinsames Wochenenderlebnis: „Wir stehen im Stau auf dem Weg zu den Verwandten“ bezogen – und mir damit die Ruhe für den Schlaf beschert. Während ich das so schreibe, frage ich mich: Was hätte er wohl zu mir gesagt, wenn ich ihm erzählt hätte von meiner inneren Unruhe über Taifun, Kunstdeals und NSA, Koalitionsverhandlungen, Umgang mit Vielfalt, Willkürentscheidungen und anderen Machtkämpfen in unseren Gesellschaften?

Staus und Verspätungen gäbe es genug, auf die er sich beziehen könnte. Weit mehr als am Schnittpunkt der A1 +A2.

Nicht mitunter zynisch zu werden finde ich gerade schwierig.

Einen effizienten und guten Tag wünsche ich Euch.

Uund immer einen Menschen, der Euch so gut kennt, dass er weiß, wie er euch beruhigen kann. 🙂