Einen Tag früher als geplant, nächtlich durch die Ausläufer von Jose geschaukelt, hat uns NYC mit Sonnenaufgang und fast wolkenlosem Himmel empfangen. Das Thema Kreuzfahrt hat für dieses Jahr ein Ende. Ich danke für Eure Begleitung durch alle Wetter und Wogen, Stimmungen und Eindrücke. Tja, das war sie jetzt, meine letzte Reise als Edutainer und Vorleserin für AIDA. Genau zehn Jahre waren das.
Neue Türen sind aufgegangen. Lasst Euch überraschen. Es war nicht die letzte Kreuzfahrt. 😉
Gefunden habe ich diesen Aufdruck auf einem T-Shirt im Strand Bookstore in New York City. Wieder mal ein Geschäft, in dem ich bequem meinen dritten Wohnsitz anmelden könnte. Einen ganzen New York Besuch könnte ich dem widmen. Neue Bücher stehen direkt neben alten, verteilt auf mehrere Etagen, Büchersammlungen werden präsentiert, alt wie neu gehegt, gepflegt und ergänzt durch ein lustiges und nützliches Nonbook Sortiment. Nicht ganz so groß wie die Book City in Portland, aber nah dran. Unglaubliches Erlebnis. An solchen Plätzen finde ich mitunter die Schätze, die ich dann anderen vorlese (n kann).
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Was wohl für Mrnschen gefährlich sein kann an belesenen Frauen? Oder an lesenden – gar vorlesenden?
Ich schätze es, anderen Menschen etwas vorzulesen. Vor allem Geschichten, die ich selbst liebe. So kann ich auch die Zuhörer am besten „verführen“, die Literatur zu mögen.
Eine meiner Zuhörerinnen hatte sich unlängst nach dem Vorlesen das Buch ausgeliehen, aus dem ich vorgetragen hatte.Am nächsten Tag: „Also, das hat irgendwie lebendiger gewirkt, als Du das gelesen hast.“ schmunzelte sie und gab es mir wieder. Und eines ist ganz klar: Ich werde sicherlich keine Sachen vorlesen, deren Inhalt nicht meines Geistes ist. Welch ein Luxus. Sehr dankbar bin ich dafür – immer und immer wieder.
Lesen ist einfach ein Lebenselixier für mich. Sowie das Schreiben auch. Dankbar für meine buch- und sprachaffine Kinderstube bin ich gerade mal wieder. 🙂
Vor der öffentlichen Bibilothek in Santo Domingo standen diese Stühle. Vermutlich eher gedacht als Reservierung für ein Auto. Ich stellte mir jedoch vor, dass während der anstehenden Siesta Menschen dort Platz nähmen – und jemandem lauschten. Einem Musiker vielleicht, einem Vorleser oder einem Gaukler.
Ob mir das in einer deutschen Stadt auch in den Sinn gekommen wäre?
Schon ertsaunlich, was ein mir „nicht gewohnter“ Kontext für Ideen bringt. Ich reise wohl deshalb so gern, weil an den „anderen“ Orten der Welt die „anderen“ Bedingungen nicht sofort alles „deutsch regulieren“.
Es steht nicht hinter jeder Ecke ein Bedenkenträger :-). In meinem Herzen und in meinem Kopf braucht es da keine langen Anträge auf Parkerlaubnis und Finanzierung, Abstimmung und andere Arten der Kontrolle, Subventionierung, Rechenschaftslegung, etc. Da will nicht direkt kein Mehrwert versteuert werden. Einfach nur sein. Einfach mal spinnen. Einfach nur mal zu Ende denken. So groß oder so klein, wie ich das mag, wie ich es wage.
Ich hocke mich jetzt in Gedanken auf einen der Stühle und lese einfach was vor.
Reykjavik 2010 – Der Himmel war grau. Ab und zu regnete es. In der Fußgängerzone tummelten sich vorwiegend Besucher der Stadt. Auf seine große Chance hoffte er wohl, als die mehr als zweitausend Touristen vom Schiff kamen, auch um ortsübliche Souvenirs zu finden. Als ich vor zwei Jahren das erste Mal in dieser Stadt war, hatte ich mich in sie eingelesen.
Kristof Magnussons Roman „Zuhause“ lieferte mir so starke Bilder, dass ich in einem der Cafes, in denen sich die Romanfiguren trafen, ebenfalls einen Milchkaffee trank. Ich hatte Appetit auf Lakritz umhüllt mit Schokolade. Die Autos hörte ich durch die enge Hauptstraße fahren. Wenn sie auch nicht den Stau verursachten, von dem er berichtet hatte. Björk trafen wir in einer Boutique. Die Enten fand ich auch. Auf dem großen Teich am Rathaus. Und es war hell – ganz lange hell.
Passend zum Outfit
Sogar farblich passend zueinander zeigen sich am dem Ort auch Möwen und Touristen.
`08 schlenderte ich im Norden durch die nach faulen Eiern riechenden Schwefelfelder, tollte am Mückensee entlang und hörte lustige Geschichten am Godafoss. Im letzten Jahr habe ich mich in der Blauen Lagune geaalt, die Geysire spucken sehen und am Gullfoss die Wassermassen herunter donnern. Gefühlte unendlich viele Kilometer in einem Bus unterwegs lauschte ich den Geschichten der eingewanderten Reiseleiterin über die große Pleite des Landes. Für den Euro bekamen wir das Doppelte an Kronen als im Jahr zuvor. Fühlte sich nicht gut an, wenn es auch für uns günstiger war. Und in diesem Jahr steckten in den Postkartenständern Fotos vom Eyjafjallajökull. Aschewolke als Konsumgut. Heiterer wirkten die Isländer schon als im letzten Jahr.
Hallgrimskirkja ohne Gewand
Die Hallgrimskirkja war `10 wieder ohne Gewand und der Bau des Opernhauses läuft weiter. Kopfschüttelnd nehmen viele Bewohner das hin. Den einen oder anderen zynischen Blick oder Kommentar haben sie schon parat.
Er kann den Kopf nicht schütteln
Und als ich einen Enddreißger fragte, was seine Lehre aus der Pleite sei, antwortete er: „Ich habe drei Kinder – und die sollen jetzt in dem Bewusstsein aufwachsen, dass man Dinge erst dann kaufen soll, wenn man das Geld dafür hat.“ Vor der Pleite hehörten ihm mal 40% seines Hauses. Jetzt sind es gerade mal noch 10%.
Auf den Schiffen, die uns `08 und `09 dort hin brachten, las ich aus dem Buch „Elfe im Schlafsack“ von Wolfgang Müller vor. Diese Geschichten eignen sich großartig , wenn all die Eindrücke und Informationen, die einen auf der Reise durch dieses Land ereilen, einen wirklich originellen Kontext brauchen. Und wer sich dann noch zum Thema „Gender“ Gedanken machen möchte, kann hier erfahren, wie sich das Odinshühnchen seinen Job eingehandelt hat 🙂
Sollte sich jemand über diese Stadt und dieses (Is)Land anders als über einen Reiseführer schlau machen wollen: Für alle, die hin wollen oder die von da zurück kommen!