
Rainer Maria Rilke
Welcome to my Reality!
Sehnsucht – ein Begriff, ein Phänomen, mit dem ich in diesem Jahr häufig konfrontiert bin. Immer wieder kommt das Gespräch darauf. Ja, nach was eigentlich? Eine gute Frage. Dass mir gerade viel wirklich fehlt…… kann ich momentan nicht überzeugend behaupten. Es gibt da diese namenlose Sehnsucht. Weniger bestimmt als ein Wunsch. Ein breiteres Gefühl aber. Umfassender und gleichzeitig konkreter als eine Hoffnung. Es ist die Sehnsucht nach dem, was ich mir in den letzten knapp vierzig Jahren beruflich erkämpft und gepflegt habe. Selbstbestimmtheit. Beweglichkeit. Maximale Bewegungsfreiheit. Und mit Corona ändert sich das gerade.
Besser gesagt: Mit den Wirkungen von Corona.
Bezahlte Aufträge fehlen mir. Es ist nicht so, dass es nichts zu tun gäbe: Die ersten Monate habe ich damit verbracht, Vorträge zu schaffen. Ich wusste ja, dass ich mit den fertigen Präsentationen auf die Schiffe gehen sollte – um entlang Norwegens Westküste Polarlichter zu „jagen“. Und später im Sommer die Destinationen zu erklettern, erwandern, erfahren. Dass ich meine geliebte Donau entlang hätte schippern sollen, dürfen. Und auch der Rhein wäre in diesem Jahr mal dran gewesen. Das am liebsten natürlich: gesund. Und eine tiefe Sehnsucht von mir: sorgenfrei. Sorgenarm reichte mir schon.
Die Vorträge werden leider nicht gebraucht. Anders als im letzten Jahr. Deshalb gibt es die eine oder andere Hilfe vom Staat. Überraschungen durch kurzsichtige Planungen staatsseitig inbegriffen. 🙂
Jetzt ist die Zeit dunkel. Der Tag kurz. Der Boden noch von goldenen Blättern verklebt. (Wenn ihn nicht mit Laubbläsern Bewaffnete dieser Pracht berauben.)
Gesund bin ich: soweit ich das selbst beurteilen kann. Ganz sorgenfrei natürlich nicht. Und das wird sich irgendwann legen. Habe ich beschlossen. 🙂
Für mich ist die Sehnsucht wohl etwas, was, kaum ist sie gefühlt, bemerkt oder benannt, mich wie eine Kompassnadel auf die Zukunft ausrichtet. Immer wieder mich neu erfinden lässt. Immer wieder mit anderen Teilen von mir in Kontakt bringt.
Wie eng sie mit Erwartungen verbunden sind zeigt sich, wenn aus der Hoffnung ein Wunsch wird – der ggf. auch nicht erfüllt wird. Ein dynamisches Geschehen eben. Und ich kann lernen, welche Erwartungen ich an andere hege, um zu realisieren, was für Pläne entstehen – aus der Sehnsucht, den Hoffnungen, den Wünschen. Eine Erkenntnis gibt es schon: Wenn ich andere brauche, um was zu verwirklichen, schrumpft ein Wunsch schnell. Hingegen bin ich zutiefst dankbar, wenn sich Unvermeidbares dank anderer leichter erledigen lässt. Ich fühle mich wirklich reich beschenkt mit Freunden und Freundinnen, mit denen gelingt, was sich sonst schwer oder schwierig anfühlt.
Spannend! Wirklich erhellend. Selten so viel Zeit gehabt, das zu reflektieren. 🙂
Und lausche derweil:
Ich höre meine Mutter singen. Und ich kann Dir sagen, Muttern, da ist Liebe – in den Dingen von Dir, und dem, was ich tue. Was wir tun. Jetzt tun. In dem was, wie und wo wir sind.
Ich singe einfach mit. Weil ich – und damit bin ich sicher nicht allein – nichts sehnlicher für mich auch einst wünsche als: Lass da Liebe sein!
Lotte
Drukpa Rinpoche
Zusätzlichen Raum und mehr Zeit will ich schaffen, um die Gefühle zu den Ereignissen der letzten Jahre zu würdigen, bevor ich sie in meinem Herzen einschließe. Endlich mir Zeit nehmen: Zu heilen, was zu heilen geht; zu trauern, wen und was es zu betrauern gibt; auszuruhen von dem, was mich so viel Kraft gekostet hat.
Ich habe schon einige Vorboten der Wirkung solcher Räume und Zeiten kosten dürfen in den letzten zwei Wochen! So darf es weitergehen.
Positive Überraschungen – dafür hatte ich schon Platz gemacht. Wie? Indem ich einfach keine Pläne mehr gemacht habe für die Zeit bs zum Jahresende. Und völlig unerwartete und berührende Begegnungen und Einladungen, Ereignisse, Bescheide und Geschenke sind mir zuteil geworden. Von und mit Freunden, Ämtern, Verwandten.
Dankbar beginne ich das neue Jahr. Mit einer Reise. Sehr spontan. Sehr aufregend. Sehr Urlaub. Einfach nur weg.
Euch wünsche ich Kraft und Neugier, nützliche Fragen an das Leben. Freunde, an die Ihr Euch wenden könnt, warum auch immer. Gute Literatur und schöne Bilder. Beweglichkeit und Gesundheit, Mut und Liebe. Zeit für das, was wichtig ist. Vielleicht sogar wichtiger als das, was Ihr gerade wichtig findet. Riskiert was. Singt. Sprecht miteinander. Tragt bei und mit – nicht nach.
In diesem Sinne: Ein gutes und gesundes und aufregendes neues Jahr 2020.
Gedicht von Mario de Andrade (San Paolo 1893-1945) Dichter, Schriftsteller, Essayist und Musikwissenschaftler.
Einer der Gründer der brasilianischen Moderne.
________________________
*Meine Seele hat es eilig.*
Ich habe meine Jahre gezählt und festgestellt, dass ich weniger Zeit habe, zu leben, als ich bisher gelebt habe.
Ich fühle mich wie dieses Kind, das eine Schachtel Bonbons gewonnen hat: die ersten isst sie mit Vergnügen, aber als es merkt, dass nur noch wenige übrig sind, begann es, sie wirklich zu genießen.
Ich habe keine Zeit für endlose Konferenzen, bei denen die Statuten, Regeln, Verfahren und internen Vorschriften besprochen werden, in dem Wissen, dass nichts erreicht wird.
Ich habe keine Zeit mehr, absurde Menschen zu ertragen , die ungeachtet ihres Alters nicht gewachsen sind.
Ich habe keine Zeit mehr, mit Mittelmäßigkeiten zu kämpfen.
Ich will nicht in Besprechungen sein, in denen aufgeblasene Egos aufmarschieren.
Ich vertrage keine Manipulierer und Opportunisten.
Mich stören die Neider, die versuchen, Fähigere in Verruf zu bringen, um sich ihrer Positionen, Talente und Erfolge zu bemächtigen.
Meine Zeit ist zu kurz um Überschriften zu diskutieren. Ich will das Wesentliche, denn meine Seele ist in Eile. Ohne viele Süssigkeiten in der Packung.
Ich möchte mit Menschen leben, die sehr menschlich sind.
Menschen, die über ihre Fehler lachen können, die sich nichts auf ihre Erfolge einbilden.
Die sich nicht vorzeitig berufen fühlen und die nicht vor ihrer Verantwortung fliehen.
Die die menschliche Würde verteidigen und die nur an der Seite der Wahrheit und Rechtschaffenheit gehen möchten.
Es ist das, was das Leben lebenswert macht.
Ich möchte mich mit Menschen umgeben, die es verstehen, die Herzen anderer zu berühren.
Menschen, die durch die harten Schläge des Lebens lernten, durch sanfte Berührungen der Seele zu wachsen.
Ja, ich habe es eilig, ich habe es eilig, mit der Intensität zu leben, die nur die Reife geben kann.
Ich versuche, keine der Süßigkeiten, die mir noch bleiben, zu verschwenden.
Ich bin mir sicher, dass sie köstlicher sein werden, als die, die ich bereits gegessen habe.
Mein Ziel ist es, das Ende zufrieden zu erreichen, in Frieden mit mir, meinen Lieben und meinem Gewissen.
Wir haben zwei Leben und das zweite beginnt, wenn du erkennst, dass du nur eins hast.“
Danke an MEG.
In den Kommentaren zu Megs Post kam die Überlegung auf, einen anderen Terminus als den der „Eile“ zu finden. Ich für mich formulierte es wohl so: „Meine Seele drängt es“
Unlängst habe ich in Tokio Wünsche auf ein Stück Holz und auf Papier geschrieben und habe diese Exponate an einem Tempel zu vielen Wünschen anderer gehängt und gebunden.
Heute diskutieren sie im Bundestag, ob es ggf. auch eine Angleichung der Rente für Mütter geben soll, deren Kinder vor 1992 geboren sind. Das hätte ja mal was. Zumal in den Jahren sehr viel Kinder groß gezogen wurden. Interssant ist, dass vele der Regierung meinen, der Staat könne sich nicht leisten, die Erziehungsleistng dieser Frauen zu würdigen. Zu viel Geld koste das. Interessant jedenfalls, was sie so übrig haben für die Frauen, die die heutigen Leistungsträger erzogen haben.
Die Rentenversicherung hat mir unlängst auch mitgeteilt, dass Frauen nicht gleichzeitig Pflege UND bezahlter Arbeit nachgehen können. Das sehe die RV nicht vor. Und was die nicht vorsehen, das gehe auch nicht. AHA! Gut zu wissen. Ade – Pflegerentenpunkt.
Was ich mir wünsche? Respekt! Einfach nur Respekt. Der Rest kommt dann von allein. Wenn Respekt die Währung wäre, mit der Gesetze und Regelungen verabschiedet würden, gäbe es viele Diskriminierungen nicht. In unserem Falle: Weder für die Mutter noch für den behinderten Sohn.
Was Väter wissen sollten – über die Bedürfnisse und Wünsche ihrer Kinder – egal wie alt sie sind.
What fathers of any kind should know about their childrens needs – regardless of their age.
Gospeltime 2010 Düsseldorf, „My Father“, soloist: Njeri Weth, composer/conductor: Joakim Arenius
dann wünschte ich mir heute Wärme ( keine HItze) und Sonne. Ich habe noch mal nach Schneebildern in meinem Archiv gesucht… und stolperte über eines meiner LIeblingsmotive. Genutzt in einem Text, den ich anders nichts schriebe, flösse er mir heute aus der Feder… ähhh. aus den Fingern. 🙂 Jaja, die Leidenschaft – für was auch immer… verführerisch….! Allerdings ist meine Leidenschaft für Schnee von oben gerade begrenzt oder für diese Saison sogar schon vorbei….
…käm ich in Verlegenheit.
Wünschen, ein gutes Thema. In der letzten Zeit habe ich mir gwünscht, mal wieder an Texten zu arbeiten, die genau über das erzählen, was mir am Herzen liegt. Das ist gerne mal meine Sehnsucht, wenn die Textabschnitte, die ich gegen Jahresende zu verfassen habe, zu Rechnungen, Abrechnungen, Anträgen, Mahnungen, Plänen oder Konzepten werden. Ich vermute übrigens, dass deshalb die Menschen so gerne Weihnachtspost versenden. Das tun sie nicht? Nicht gerne? Ach. Ich dachte.
Auf jeden Fall: Um es kurz zu machen. Ich hatte eine lange To- do – Liste für heute mit Dingen organsiatorischer Art. Kaum aber hatte ich angefangen, diese zu erledigen, erreichte mich Post mit einem Text, den ich überarbeiten soll. Über mein Lieblingsthema, meine Lieblingshaltung, das Sanfteste und damit Gefährlichste, was Menschen geschehen kann. Über den „Dialog“ und „Verbundenheit“ nach Buber, über Salutogenese, David Bohm, etc.
Was soll ich sagen?…
Ursprünglichen Post anzeigen 197 weitere Wörter