Mir fehlen mal wieder die „eigenen“ Worte. Vor allem zu der Politik, die gerade weltweit von Regierenden angeblich zu unserer aller Sicherheit betrieben wird. Gerne „rette“ ich mich dann mit der Lektüre Erich Kästners.
Das heutige Fundstück entstammt „Sekundärliteratur“: den Schriften von Christoph Gutknecht:
„Der Zweck heiligt die Mittel:
Der Unsinn liegt bei diesem Grundsatz in seiner Formulierung. genauer im Verb. Denn wieso sollte den Zweck die Mittel heiligen? Zumal derjenige, auf den dieser Ausspruch zurückgeht, wirklich kein Heiliger war. Es war der florentinische Diplomat, Geschichtsschreiber Philosoph und Dichter Niccolò Machiavelli (1469 – 1527), der in seinem berühmt gewordenen Buch “ Il Principe“ (Der Fürst, 1513) mit genauer Kenntnis der zeitgenössischen Politik auf der Basis sorgfältiger Studien der Antike die Praktiken tyrannischer Machtstrukturen ungeschminkt dargestellt hat. Er empfahl für Italien auf dem Wege zu einer Republik die Etablierung der absoluten Macht eines Herrschers, der sich – ungeachtet aller moralischen und religiösen Bedenken – der Gewalt, des Betrugs, der List und des Eidbruchs bedienen könne: `Il fine giustifica i mezzi“ der Zweck rechtfertigt die Mittel.
Daß auch andere Autoren Machiavellis Maxime – wenn gleich in modifizierter Form – vertreten haben, erläutern im einzelnen Kurt Böttcher et.al. (1981:181), die u.a. auf die Schriften der Jesuitenpatres Hermann Busenbuam (1652) und Benedictinus Pereira (1576) sowie auf einen Brief Blaise Pascals (1656/57) und auf Thomas Hobbes` Werk „De cive“ verweisen.
Erich Kästner (1899 – 1974) hat das von Machiavelli geschilderte Prinzip der Staatsräson kompromißlos aufs Korn genommen – in einem Sechszeiler, dem er die scharfzüngige Überschrift verlieh:
Der Zweck : der heiligt die Mittel oder Religion als Politik und Politik als Religion Der Zweck sagt ihr, heiligt die Mittel? Das Dogma heiligt den Büttel? Den Galgen? Den Kerkerkittel? Fest steht trotz Schrecken und Schreck: Die Mittel entheiligen den Zweck!“
aus: Christoph Gutknecht
Lauter blühender Unsinn: Erstaunliche Wortgeschichten von Aberwitz bis WischiWaschi
- Taschenbuch: 226 Seiten
- Verlag: Beck; Auflage: 3., Aufl. (29. August 2003)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3406475574
- ISBN-13: 978-3406475573