Wer anderen eine Grube gräbt, legt sich selbst ein Ei.
Barbara Berckhan hat mir – vor sehr vielen Jahren – empfohlen, Sprichwörter zu kombinieren. So könne ich herausbekommen, ob mir mein Gegenüber überhaupt zuhöre, sich dessen bewusst sei, was ich sage, wenn wir miteinander sprechen. Reichlich geübt kann ich aus Erfahrung inzwischen sagen: Es nimmt die Schärfe aus vielen – vor allem absurden – Diskussionen, ist eine gute Antwort auf abstruse Anschuldigungen, und vieles mehr. Die schönste Erfahrung: Es tröstet. Auch. Mitunter.
Damit bin ich bei Ostern! Der Wind weht durch die frischen Bäume, das Grün der Knospen und jungen Blätter wirkt satt. Der Löwenzahn blüht, Narzissen tummeln sich auf Verkehrsinseln. Tulpen zieren Fensterbänke und Vorgärten.
„You say you’re sorry / But you failed to recognize / There never was a need to apologize/ If you try to get by, then with time they will understand.“ from All is well Arstidir
Für mich hat dieses Fest noch immer eine Bedeutung: Zuversicht, Hoffnung, Vergebung.
Und es ist auch eine Erinnerung daran, dass ich genug bin. Und sollte mir DAS Gefühl abhanden kommen – und das tut es immer mal wieder – weiß ich, dass ich Menschen in meinem Leben haben, die das vorübergehend für mich mit glauben. Danke dafür.
Ich wünsche Euch wunderbare Ostertage, erhellendes und wärmendes Wetter, inspririerende Begegnungen und eine gehörige Portion Güte.
„Ein Vakuum, geschaffen durch fehlende Kommunikation, füllt sich in kürzester Zeit mit falscher Darstellung, Gerüchten, Geschwätz und Gift.“ Cyril Northcote Parkinson
„I am seeking for the bridge which leans from the visible to the invisible through reality.“ Max Beckmann „Ich bin auf der Suche nach der Brücke, die vom Sichtbaren zum Unsichtbaren durch die Wirklichkeit führt.“
Hannah Arendt, Ich selbst, auch ich tanze, Die Gedichte, Piper München Berlin Zürich, 2015, 157 S.
Solange schon kenne ich dieses Gedicht. Und so lange schon genieße ich die Gedanken der Hannah Arendt. So wunderbar komplex. Nachhaltig. Klug. Politisch. Berührend. Zum Eintauchen.
Mindestens so lange wie sie und ihre Gedanken begleitet mich diese Musik:
„Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach Traubensaft daraus. Dann lass die Leute überlegen, wie du das wohl hingekriegt hast.“ Priyanka Chopra
Dieses Zitat fiel mir in die Hände. Immer wieder habe ich es angesehen. Es gelesen. Und habe gedacht: Das tun wir Frauen doch jeden Tag. Jeden verdammten Tag. In diesem Leben. Alle verlassen sich drauf. Auf diese „Zauberkünste“. Ein geradezu abständiges „Wie Sie das alles schaffen!“ kommt vielleicht noch mal über ihre Lippen. Carearbeit. Erziehung. Bildung. Pflege. Führung. Zumindest un- oder schlechter bezahlte. 🙂
Ob Männer UND Frauen in unseren Landen es wohl schaffen, Frauen zu würdigen UND sie ANGEMESSEN zu honorieren für das, was sie sind und leisten?
„Ich bin die Zeit Mein Reich ist klein und unabschreitbar weit. Ich bin die Zeit. Ich bin die Zeit, die schleicht und eilt, die Wunden schlägt und Wunden heilt. Hab weder Herz noch Augenlicht. Ich trenn die Gut‘ und Bösen nicht. Ich hasse keinen, keiner tut mir leid. Ich bin die Zeit. Da ist nur eins, – das sei euch anvertraut: Ihr seid zu laut! Ich höre die Sekunden nicht, Ich hör‘ den Schritt der Stunden nicht. Ich hör‘ euch beten, fluchen schrei’n, Ich höre Schüsse zwischendrein; Ich hör‘ nur Euch, nur Euch allein … Gebt acht, ihr Menschen, was ich sagen will: Seid endlich still! Ihr seid ein Stäubchen am Gewand der Zeit, – Lasst euren Streit! Klein wie ein Punkt ist der Planet, Der sich samt euch im Weltall dreht. Mikroben pflegen nicht zu schrei’n. Und wollt ihr schon nicht weise sein,Könnt ihr zumindest leise sein. Schweigt vor dem Ticken der Unendlichkeit! Hört auf die Zeit!“ Erich Kästner
Als Kyle sein vorletztes Album herausgebrachte, habe ich mir via Kickstarter ein Wochenende in seiner frisch errichteten Cabin in den Bergen von Vermont er“spendet“. Leider sind wir aus Upstate NY weggezogen, bevor ich das in Anspruch nehmen konnte. Ein Unfall folgte. Und kaum war ich genesen, kam Corona. No travel possible. Wir haben uns einst auf einem der Konzerte der Arstidir in Deutschland kennen- und schätzen gelernt. Dass diese Männer mir so schöne, heilsame Musik bescheren, freut mich immer wieder. 🙂
Ich liebe diese Musik!!!! Wenn Ihr sie auch mögt, freue ich mich.
Kyle Dougsson persönliche Anmerkung zu November Gloom: Auf meiner kommenden EP geht es um das Konzept von Zuhause – der Ort, an dem wir im letzten Jahr festsaßen. Viele von uns haben mit Depressionen, Angstzuständen, Unruhe und dem allgemeinen Gefühl, gefangen zu sein, gekämpft und dabei zugesehen, wie das, was ein produktives Jahr unseres Lebens hätte sein sollen, wie ein verpasster Zug vor unseren Fenstern vorbeigerollt ist. „November Gloom“ war für mich in dieser Zeit das wichtigste Stück der Heilung. Meine eigenen düsteren Anfälle manifestieren sich oft als verzweifeltes Verlangen zu reisen, etwas Chaos in mein Leben zu bringen, mich selbst aufzuwecken, indem ich in ein unbekanntes Land fliehe. Ich fange an, mich selbst als langweilig und unscheinbar zu sehen. Dieses Gefühl scheint ziemlich zuverlässig im Spätherbst aufzutreten, während dieser feuchten, braunen Periode zwischen Laub und Schnee. Das Schreiben dieses Textes war aus zwei Gründen schwierig. Zum einen versuchte ich, Dankbarkeit zu üben, als meine Reserven erschöpft waren – ich schrieb darüber, die Welt außerhalb meines Fensters so zu lieben, wie sie ist, anstatt darauf zu warten, dass sie so wird, wie ich sie haben wollte. Zweitens wurde mir erst Monate später klar, dass ich eigentlich über mich selbst schrieb. Schwermut und Traurigkeit sind ein Teil von uns allen, und manche haben damit mehr zu kämpfen als andere. Für mich persönlich war es das erste Mal in meinem Leben, dass ich versucht habe, damit Frieden zu schließen – und nicht, sie einfach auszutreiben, indem ich sie mitteile. Es ist das erste Mal, dass ich etwas geschrieben habe, das auch nur annähernd so lautet: „Liebe dich selbst, wenn du wütend, verloren und langweilig bist.“ Ich glaube, dass dies wahr ist und werde versuchen, es in Zukunft zu praktizieren. Und so präsentiere ich November Gloom, live aufgenommen am 5. Dezember 2020 von mir und Holly Lillis mit meinem Bruder Grant hinter der Kamera. Hinzufügen zu Ihrem Spotify: bit.ly/3aMNDmA Holen Sie sich die EP im Hardcover: bit.ly/3smBpqN Green Mountain Sun (erste Single) auf Spotify: bit.ly/3tfeUFw
“Art consists of limitation. The most beautiful part of every picture is the frame.” ― G.K. Chesterton – „Kunst besteht aus Begrenzung. Der schönste Teil eines jeden Bildes ist der Rahmen.“
„Nur wer ein Auge dafür hat, sieht etwas Schönes und Gutes, in jedem Wetter, er findet Schnee, brennende Sonne, Sturm und ruhiges Wetter schön, hat alle Jahreszeiten gern und ist im Grunde damit zufrieden, daß die Dinge so sind wie sie sind.“ ―Vincent van Gogh
„Wir finden immer wieder, daß solche Wenden zugleich Aufgang und Untergang sind, zugleich die Abenddämmerung des alten und die Morgendämmerung des neuen Zeitalters.“ — Ernst Jünger
„Nebel war aufgekommen, ein feiner, eisiger Nebel, der einem die Lungen mit Frische füllte, dass man glaubte, in der Luft zu schweben.“ — Patrick Modiano
Es ist schon eine Weile her, dass ich den Beitrag unterhalb des Bildes verfasst habe: 2016. Ich stand unter dem akuten (Ein)Druck der Behörden, die zuständig sind für die Fürsorge/ Finanzierung/ Beschäftigung meines schwerbehinderten Sohnes. Und mir kam damals die Begegnung mit dem Kunstwerk „Der arme Bürokrat“ in Reykjavík in den Sinn.
Nun ist durch die Pandemie eine Situation eingetreten, in der wir vor allem als Soloselbstständige extrem viel mit Ämtern zu tun haben, um die wir bislang einen großen Bogen machen konnten. Nun haben sie uns. Und ich, die ich glaubte, ich sei ämtertechnisch mit reichlich Wassern gewaschen, stehe mitunter fassungs – und ratlos mit Schreiben in der Hand, die vor allem Warnungen beinhalten. Mitwirkungspflicht, Offenlegung, Sanktionsandrohungen. Und je nach Tagesform reagieren mein Hirn und mein Herz auf die Anschreiben, VorSCHLÄGE, die Empfehlungen und Aufforderungen mit einem beherzten „Wow! Stoff für ein abendfüllendes Kabarettprogramm“ oder sie sind im anderem Falle gekränkt, gedemütigt, demotiviert, fühlen sich falsch gesehen. Manchmal staunen Herz und Hirn auch: Eine gute Geschichte für Monitor. Oder sie empfinden Mitleid mit den Recruitern, die sich dann mit mir beschäftigen müssten. Mit der, zur Bewerbung genötigten, die so GAR NICHTS von dem kann, was ich da machen soll. Ich lerne und lerne und lerne und lerne.
Positives, Antreibendes, Ermutigendes, Entwürdigendes, Belastendes, Ermächtigendes: immer mit dem Zusatz: für mich. Wie das für andere ist, kann ich nicht sagen. Ich stelle mir aber vor, dass auf Nachfrage eine Menge Geschichten zusammenkämen. 🙂 Von beiden Seiten. 🙂
Óþekkti Embættismaðurinn
„Ein Bürokrat einmal aus einer ganz anderen Sicht“ – die Skulptur von Magnús Tómasson aus dem Jahr 1973 wurde ursprünglich mit Bedacht in einem Hinterhof versteckt, denn durch diesen Standort sollte die versteckte, weltfremde Existenz der Bürokraten dargestellt werden, die sich in ihrem kleinen isolierten Eck des Universums verstecken. Inzwischen steht sie direkt am Stadtsee Tjörnin neben dem Rathaus. Der Felsblock ist nicht nur eine Metapher für die Last des Alltages, sondern wirft auch ein Schlaglicht auf die gesichtslosen Beamten, die für die meisten Menschen nur als Rädchen im Getriebe in Erscheinung treten, aber nie als Mensch…“
Ja ja, und weil sie so „unsichtbar“ scheinen, müssen sie wohl auch die Menschen, mit denen sie meist per Post tun haben, über deren Schicksal sie entscheiden, auch als unsichtbar behandeln. Mitleid habe ich mit diesen Bürokraten nicht, das gebe ich zu. Schon eine abstruse Welt. Ein paar Textbausteine aneinanderreihen zu müssen und zu hoffen, dass sich die Betroffenen davon beeindrucken lassen – sich ihren Urteilen fügen. In der Regel bekommen sie ja nicht mit, welche Lasten sie den „Kunden“ aufbürden, welche „Klötze“ sie verursachen.
Ich habe in den letzten 37 Jahren häufig(er) mit Sachbearbeiter:innen zu tun (gelinde gesagt) – und durfte feststellen: Sie haben eine Meinung und auch Gefühle. Und sie sind es nicht gewohnt, freundlich angesprochen zu werden. Sie wissen sogar, dass ihre Textbausteinkompositionen eher als Drohung als als Information empfunden wird. Und sie sind weisungsgebunden. Darauf berufen sie sich.
Und trotzdem: Ich wünsche einfach nur so vielen Menschen, wie es eben geht, dass sie solchen Staatsangestellten nie existenziell ausgeliefert sind.
Gestern hatte ich einen für mich vor allem emotional extrem anstrengenden Tag. Auf einem meiner Wege fand ich dieses Schild. Geklebt auf einen Altpapiercontainer.
Kluge Entscheidung! Dachte ich so bei mir – es an einem Ort zu platzieren, an dem sich regelmäßig Menschen einfinden, die gerade damit befasst sind aufzuräumen. Ihr Dachstübchen, ihren Keller, vielleicht sogar ihr Leben. An Empfehlungen zwecks dieser Art der Selbstoptimierung mangelt es ja momentan nicht wirklich. Egal wo. Und nachmittags sandte mir dann jemand, der mich sehr gut kennt, den Link zu folgendem Beitrag der Minimalisten. Volltreffer! 🙂 Zumindest bei mir! 🙂
Der Drang, andere zu überzeugen, ist überwältigend. Oberflächlich betrachtet erscheint es tugendhaft, zu helfen, zu instruieren, zu coachen, zu führen, zu motivieren.
Ratschläge zu erteilen, erweckt den Eindruck von Erhabenheit, als ob wir die Pflicht hätten, die Misere der Welt zu mildern, Menschen zu helfen, die auf dem „falschen“ Weg sind, Menschen in die „richtige“ Richtung zu weisen.
Wir sind alle Zwischenhändler inmitten einer Selbsthilfe-Epidemie.
Schauen Sie nur mal in die sozialen Medien. Experten, die über Nacht Ratschläge verkünden: Du solltest früh aufstehen. Du solltest das nicht essen. Du solltest Veränderungen annehmen. Du sollst nicht ängstlich werden. Du solltest deine Gewohnheiten ändern. Du solltest keine Socken mit Sandalen tragen. (Okay, vielleicht haben sie mit dem letzten Punkt recht.)
Aber in Wirklichkeit gibt es kein „sollte“. Das gab es noch nie. Und ohne diese Sandburg aus „sollte“. beginnen alle Ratschläge im Wind zu zerbröseln.
Jedes Mal, wenn wir jemandem einen Rat geben, mag es sich so anfühlen, als käme es von einem Ort der Liebe, aber in Wirklichkeit ist es das Ego, das sagt. Ich weiß, was das Beste für dich ist.
Die Implikation davon ist beunruhigend: Ich habe recht, du hast unrecht, und wenn du dich mir unterordnest, werde ich dich in Ordnung bringen.
Wie kann das liebevoll sein?
Es gibt kein größeres Ego als das des Helfers. Der hilfsbereite Mensch kann einfach nicht anders. Er fühlt sich verpflichtet, einen Adler vom Himmel zu holen, um ihn vor dem Absturz zu retten, einen Delfin ans Ufer zu zerren, um ihn vor dem Ertrinken zu retten.
Das ist das Gegenteil von hilfsbereit. Ich weiß das, weil ich es schon tausendmal getan habe. Und das tut mir leid – tausendmal.
Meine erste Versuchung ist es, das alles ungeschehen zu machen. Jede Ermahnung, Empfehlung, Anregung und Meinung. Alles aus den letzten 39 Jahren.
Aber wir können nicht neu beginnen, indem wir die Vergangenheit auslöschen. Wir können uns nur im ewigen Jetzt nach vorne bewegen.
Vielleicht habe ich eine Allergie gegen Ratschläge entwickelt. weil das Erteilen von Ratschlägen nur das Ego füttert.
Das Ego ist keine „schlechte“ Sache. Genauso wie Feuer nicht „gut“ oder „schlecht“ ist. Es kann dich wärmen; es kann dich verbrennen.
Der Wunsch, zu helfen, ist auch nicht gut oder schlecht. Er entsteht aus unzähligen Gründen, die alle zum Ego gehören. Und das Ego zu stärken ist ein todsicherer Weg, den Frieden zu verringern.
Ratschläge zu erteilen bedeutet, sich selbst auf ein Podest zu stellen, einen Sockel, auf dem kein aufrichtiger Mensch ruht – Es erfordert, dass wir auf andere herabschauen, was eine verabscheuungswürdige Position für jeden Menschen bedeutet.
Ratschläge? Nein! Ich will Dir nicht helfen; Ich will Dir auch nicht nicht helfen. Ich möchte Dich lieben.
Liebe erfordert, die Wahrheit zu sagen unabhängig davon zu sein, ob es jemandem „hilft“.
Wenn es hilft, ist das in Ordnung. Wenn nicht, ist das auch in Ordnung. Die Annahme ist Sache des Empfängers.
Die Wahrheit wird durch ehrliche Beobachtung offenbart, durch Suche und Gewahrsein, durch eine Erforschung von Widersprüchen und durch ein tieferes Verständnis der Art und Weise, wie Dinge sind.
Um es klar zu sagen: Dies ist keine Empfehlung. Ich denke nicht, dass Du irgendetwas tun „solltest“. Ich vertrete in diesem Text nicht meinen „Standpunkt“. Ich dränge Dich auch nicht dazu, meine „Botschaft“ zu verstehen. Ich hoffe nicht, dass ich Dich von irgendetwas überzeugen kann.
In dem Moment, in dem wir versuchen, jemanden zu überzeugen, haben wir den Sinn verloren.
Überzeugen, beeinflussen, sich beweisen… das sind alles Stränge, die denselben Schirm spannen.
Die Wahrheit erfordert keine Überzeugungsarbeit, kein Zureden, keinen Zwang – sie ist die Wahrheit, ob man überzeugt ist oder nicht.
Nicht erst einmal habe ich mich mit anderen ausgetauscht über meine Reaktionen auf Imperative, Ratschläge, Aufforderungen. Die „Sie sollten!“ „Du musst!“ Problemlösungsempfehlungen. Die „Ich weiß, was für Dich gut ist!“ Angebote. Laut werde ich deshalb nicht, aber zurückhaltend. Ich beobachte mich. Spüre, was mich sauer macht, was mich rührt, was mich aufbringt, was mich erheitert oder amüsiert, was mich befriedet. Wann ich mich „genötigt“ fühle, zu raten, zu helfen, einzuspringen, zu erledigen. Wann ich selbst gern Hilfe hätte. Begleitung. Obhut. Fürsorge. Was mich das Fürchten lehrt. Was mich erleichtert. Was mich erschrickt. Was mich zurückweichen lässt. Was mich antreibt. Eines ist klar: Wenn ich Rat, Empfehlungen oder Hilfe will – bitte ich darum.
Im letzten Jahr habe ich mich viel im Netz getummelt. Dass es kein Ersatz für die echte Begegnung ist, war klar. In den letzten drei Monaten war es für meine Verhältnisse viel. Zu viel sogar. Neben sehr wertvollen Begegnungen bin ich auch erneut damit konfrontiert, wie viel Zeit ich für mich brauche. Für mich allein. Und wie schnell ich das Gefühl entwickle, mich abgrenzen zu müssen. Besonders im Netz. Mein Leben lang war/ ist es mein oberstes Gebot, mich nicht zu verraten, mich nicht zu verstellen, mich nicht zu unterwerfen. Und mich nicht zum Handlanger machen zu lassen. Und das werde ich auch im Netz nicht tun! Das erfordert neben Wachsein und Aufmerksamkeit auch eine Menge Humor. Und Geduld – mit mir selbst. Und mit meinen eigenen inneren Reaktionen auf die Einlassungen anderer. Diese Reaktionen positiv zu nutzen – DAS ist mein Auftrag an mich selbst. 🙂
„Wer sich einmal anschaulich macht, wie nach Sokrates, dem Mystagogen der Wissenschaft, eine Philosophenschule nach der anderen, wie Welle auf Welle, sich ablöst, wie eine nie geahnte Universalität der Wissensgier in dem weitesten Bereich der gebildeten Welt und als eigentliche Aufgabe für jeden höher Befähigten die Wissenschaft auf die hohe See führte, von der sie niemals seitdem wieder völlig vertrieben werden konnte, wie durch diese Universalität erst ein gemeinsames Netz des Gedankens über den gesamten Erdball, ja mit Ausblicken auf die Gesetzlichkeit eines ganzen Sonnensystems, gespannt wurde; wer dies Alles, sammt der erstaunlich hohen Wissenspyramide der Gegenwart, sich vergegenwärtigt, der kann sich nicht entbrechen, in Sokrates den einen Wendepunkt und Wirbel der sogenannten Weltgeschichte zu sehen.“ — Friedrich Nietzsche