Happy Anniversary „Reiherente Norbert“ :-)

24. März 2022

Mal wieder war Buchmesse. Diesmal alternativ, Pop Up. Aber wieder ohne uns. Zumindest als Aktive. Inzwischen ist es fünfzehn Jahre her. Der Folgeroman des 2007 publizierten Werkes „Kopf hoch Norbert“ ist seither in Arbeit – ist mit uns sieben Jahre in Amerika gewesen und drei Jahre in Moskau. Neue Illustrationen krönen gerade das Manuskript – und damit ist es auf der Zielgeraden. Das umfassendere Werk.  🙂  Den Verlag gibt es leider nicht mehr. Und auch die Homepage ruht in Frieden. Eine neue ist in Arbeit und wird mit dem nächsten Werk zeitgleich „erscheinen“. Drückt uns die Daumen! Eines ist sicher: Ohne unsere und Eure Treue und Liebe zu den Enten und deren Liebe für uns hätten wir die letzten Jahre wohl nicht so gut überlebt. Habt Dank für Fotos, Geschichten, Erinnerungen und Erlebnisse rund um die „Reiherente Norbert“.

Mit einem beherzten Quak bitten wir um noch ein wenig Geduld!!!

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Sechs Jahre ist es her, dass „Kopf hoch, Norbert“ auf dem Buchmarkt erschien, und etwas mehr als fünf Jahre ist es her, dass Reiherente Norbert auf dem Teich der Messe Leipzig landete. Anlass: Die Buchmesse.

Im Frühjahr nutzte ich dieses Jubiläum, um auf dem Event „Lieblingsbücher“ in der Buchhandlung „stories! Die Buchhandlung am Falkenried“ Reiherente Norbert mal wieder zum Fliegen zu bringen. Mal ab davon, dass er schon drei Auflagen lang sein (Un)Wesen treibt, traf er hier gestern Menschen, die allesamt Freude an Literatur UND Spaß haben. IMG-20130315-WA000Als achte von acht Menschen, die ihre Lieblingsbücher vorstellten, röhrte (so nennt sich das, glaube ich, wenn die Stimme versagt) zur Erheiterung der Zuhörer mit der restlich vorhandenen Stimme die ersten zwei Kapitel der Geschichte. Offensichtlich hat meine Stimmlage noch weiterer Erheiterung beigetragen. (Ich hätte es gestern Abend noch vertonen sollen. .-)

Was war bisher geschehen:

Auf der Buchmesse im Jahre 2007 hatte das Werk über Reiherente Norbert bereits Aufsehen erregt. Als Manuskript kursierte es bei verschiedenen Verlagen – ganz dem Mainstream entgegen. Inzwischen war es ja ein NO GO, Manuskripte mit auf die Buchmesse zu nehmen und dort anzubieten. Vertreter der Verlage wollten nicht so viel Papier mit nach Hause schleppen. Und überhaupt: Wenn das jeder machte!  🙂 Da sich alle dran hielten, war das für die „Reiherente Norbert“ natürlich genau das, was es zu widerlegen galt. Verrückt wie er ist.

Und tatsächlich: Der Verlag King of Fools besser gesagt, deren Inhaber Peter Bockelbrink und Caro Wagner haben sich erst in den Stoff verliebt und sind so auf die Ente gekommen. Sehr schnell bekamen wir Nachricht, dass spätestens im August „Kopf hoch Norbert auf den Markt flattere.

klein-leipzig-treibnorbertAuf der Buchmesse 2008 dann schwammen täglich zehn Plastikenten mit der Aufschrift „Kopf Hoch Nobert“ auf dem Messesee. An ihrer Unterseite klebte ein Sticker, der die „Retter“ oder „Finder“ bat, sie doch bitte an den Stand des Verlages (in der letzten Halle in der hintersten Ecke) zurückzubringen und sie dort gegen eine Überraschung einzutauschen. 39 dieser Enten landeten wieder am Stand. Und die Finder:innen kämpften mit unglaublichen Geschichten um die Ente. Fast alle konnten die Überraschung UND die Ente noch über die Messe und dann nach Hause tragen. 🙂flyer norbert messe

Auf dem Weg zwischen See und Stand hingen überall Din-A 4 Zettel ähnlich diesem Poster, das seit 2007 die Abdeckung des Kofferraums meines alten Volvo ziert.

Am Samstagnachmittag um 17 Uhr dann gab es die Lesung im Kontext: Leipzig liest! Wider Erwarten war sie voll.

Die Hostess, die den ganzen Tag den Leseraum zu betreuen hatte, freute sich. Endlich mal was los. Wir haben uns erst gefreut. 🙂

Auf der Messe erklärte Peter Bockelbrink das Buch zum „Meistgeklauten Buch der Messe“.  Im Folgejahr hatte er Dummies gedruckt  und mit einem Stempel versehen: „Geklaut bei King of Fools“. 🙂  Um Ideen ist dieser wunderbare Verlag wirklich nicht verlegen (gewesen). Danke noch mal für Aktionen zu Weihnachten, zu Ostern, etc.

kopf hoch norbert buchcobver„Kopf Hoch, Norbert“ ist mit mir viele Male über den Atlantik gefahren und hat gerade bei Kreuzfahrten nach Island, ihres Zeichens ausgewiesene Enteninsel, die Gäste der Lesungen erheitert.  Sie berichten mitunter, dass sie inzwischen den Enten, die sie sehen, Namen geben oder sie mit Namen ansprechen. Sie senden Fotos, quaken, wenn sie uns treffen. So hatten sie die ganz normalen, für viel zu selbstverständlich genommen „Ente an sich“ noch nie erlebt, betrachtet oder wahrgenommen.

Die Rezensionen bei amazon  (man kann von dem Laden halten, was man will), dokumentieren weitere Wirkungen.

Mein Dank geht an das Konsortium aus Begleitern und Organisatoren.

Tja, Reiherente Norbert. Du wirst halt immer mal wieder gefeiert. Zu Recht!  🙂

WIDER das VERGESSEN #WeRemember

Und wieder jährte sich das Geschehen……

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Auch der 20. Januar ist Anlass genug, wider das Vergessen zu agieren. Während ich gestern Abend noch mal den Film „Kein Platz zum Leben“ gesehen habe, wurde ich (auch wieder) ganz still. Und musste an all die Menschen denken, die ich auf der Eröffnung der Ausstellung in Jamaica, NY traf….  Deshalb noch mal der Beitrag……  Vergangenheit ändert sich(eben) nicht. Sie werden so lange leben, bis sie sicher sind, dass ihre Geschichte(n) nicht vergessen sind.

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THE MEMORY PROJECT

Using the power of art, story and media to help people connect and understand our common humanity.

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„Das Warschauer Ghetto wurde durch die SS ab dem 22. Juli 1942 im Rahmen der „Endlösung der Judenfrage“ schrittweise aufgelöst. Die Ghettobewohner wurden in Vernichtungslager geschickt, die meisten von ihnen nach Treblinka. Mit den fortschreitenden Deportationswellen wurden die Ghettos räumlich verkleinert, bis sie schließlich vollständig „liquidiert“ wurden, so der deutsche Sprachgebrauch für den Mord an allen übrigen Gefangenen…“ mehr bei wikipedia.

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Diesen 22.Juli möchte ich zum Anlass nehmen, noch einmal auf das

„Memory Project“ in NYC  von Roz Jacobs und Laurie Weisman hinzuweisen.

Die Begegnung mit Momma J, einer Überlebenden des Warschauer Ghettos, ihre Geschichte, die Zusammenarbeit mit ihrer Tochter Roz Jacobs und Laurie Weisman, all die Bemühungen WIDER DAS VERGESSEN….  für mich unvergesslich!  Wir sollten den Überlebenden zuhören, solange sie noch sprechen – damit DAS nicht in Vergessenheit gerät.

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THE MEMORY PROJECT

Using the power of art, story and media to help people connect and understand our common humanity.

TODAY:

WIDER das VERGESSEN

Roz Jacobs, Laurie Weisman: The Memory Project

Ein Kunst- und Bildungsprojekt WIDER das VERGESSEN.

Geschichte einer Begegnung mit Folgen:

November 2008. Eröffnung der ersten Ausstellung „The Memory Project“ im Raum New York City. Long Island.  Mit Amtrack angereist aus Albany, mit LIRR bis Jamaica weitergefahren, landete ich mit einem Taxi  beim Holocaust Resource Center, Temple Judea of Manhasset, NY 11030. Laurie und Roz lernte ich im August 2008 auf einer Hochzeit von Freunden in Frankreich kennen Diese Freunde hatten mich eingefliegen lassen, um das Geschehen des dreitägigen Festes zu dokumentieren. Am letzten Abend erst, einem warmen Spätsommerabend in der Dordogne, kamen wir länger ins Gespräch. Wir scherzten über jiddische Ausdrücke, suchten nach deutschen Analogien. Der Spaß, den wir so miteinander hatten, zog auch schnell die Kinder an, die sich in der inzwischen kleineren Runde der Hochzeitsgesellschaft noch befanden. Unumgänglich war wohl, herauszuhören, dass sowohl Laurie als auch Roz jüdischen Ursprungs sind. Roz` Mutter, Momma J, spricht jiddisch. Und Laurie hatte es von ihrem Vater gelernt. Und genau so unumgänglich war es, dass wir über deren Herzensprojekt sprachen. The Memory Project. Uns blieb nicht mehr allzuviel Zeit. Als sie hörten, dass ich ab September 2008 wohl regelmäßig meinen Lebensgefährten in den Staaten zu besuchen plante, luden sie mich nach Long Island ein.

Von Neugier getrieben „musste“ ich einfach die Kamera mitnehmen, als ich nach NYC aufbrach. Nun stand ich da. Holocaust Resource Centre. Ein wenig verloren fühlte ich mich ja schon. Das gebe ich zu. Laurie und Roz waren nicht zu finden. Erst nicht. Sie waren beschäftigt. Begrüßen konnten wir uns gerade eben noch. Ich wurde Momma J vorgestellt und den Geschwistern der beiden. Schon waren sie wieder weg. Momma J war aus Florida angereist, die Geschwister der beiden aus Californien und Conneticut. Es herrschte ehrwürdige Stimmung. Meine Kamera zückte ich erst, als die Veranstaltung offiziell begann. So viele alte Menschen, Überlebende des Holocaust, hatte ich an einer Stelle noch nicht getroffen. So viele Lebensgeschichten habe ich sichtbare Falten noch nicht erzählen sehen. Während ich so den Eröffnungsreden lauschte, beobachtete ich die alten und jungen Besucher. Ob die Betagten wohl alle so alt werden, damit sie ihre Geschichten  ihres (Üb)Erlebens des Holocaust noch weitertragen können? Ob sie nicht gehen können, bevor sie nicht sicher sind, dass die Geschichten gehört und überliefert wurden? Der Ausstellungraum barg die gesamte Geschichte des Holocaust. Mitten drin stand noch eine lebensgroße Giraffe aus Pappmachee. Der Giraffen-Orden wird in Amerika Menschen und Vereine verliehen, die „über den Tellerrand schauen“, sich konstruktiv einmischen, sich engagieren, jemanden retten, etc.  Als der Film anlief, gab es keine Nebengespräche mehr. Alle folgten der Geschichte Kalmans. Alle konzentrierten sich so, dass ich den Auslöser meiner Kamera am liebsten auf lautlos gestellt hätte. Wenn es einen solchen Schalter doch nur gegeben hätte! Sie waren aber so vertieft, dass sie es, glaube ich, gar nicht wahrnahmen. Dieses Foto wurde der Renner. das Mädchen erinnerte mich an den Film: Das Mädchen mit dem Perlenohrring. Im Anschluss wurde es um so lebendiger. Die Frauen und Männer herzten sich, sprachen angeregt, wanderten gemeinsam  durch die Ausstellung der gemalten Portraits von Kalman, des im Warschauer Ghetto verlorenen Bruder Momma J`s.

Die Zeit verging wie im Fluge. Gar zu drängen begann sie. Ich musste zurück zur Penn Station, wenn ich den letzten Zug nach Albany noch bekommen wollte. Gestärkt dank koscheren Essens und aufgeladen mit Emotionen zu den Begegnungen trat ich also den Rückweg an.

Tief beeindruckt dachte es mich! Ich wollte gar nicht mehr denken – aber ES dachte mich einfach. Transfer auf deutsche Verhältnisse? Hatte ich nicht gerade im Sommer  Kontakt zu der jüdischen Gemeinde in Kassel bekommen? Bärbel Schäfer ging mir durch den Kopf, das Jüdische Museum in Berlin? Machbar aber erschien mir erstmal nur:  Für die Beiden den Filmtext übersetzen und meine Stimme kostenfrei für eine Vertonung offerieren. Bevor es nicht deutsches Material gibt, brauche ich sowieso nirgends in der Bundesrepublik damit anzutanzen. Lange genug tummele ich mich im Stiftungs- und Projektgeschäft, um zu wissen, dass das so einfach nicht sein würde. Ich sah mich schon Antragsformulare ausfüllen, Evaluationsdesigns entwerfen, absurde Formulierungen niederschreiben, um eine Finanzierung zu stemmen. Und das alles, ohne dafür bezahlt zu werden. Als Freischaffende aber sind mir da natürliche Grenzen gesetzt. Die Ideen waren damit verworfen. Erst mal. Trotzdem dachte es mich weiter.

Seither sind fast zwei Jahre vergangen. Roz und Laurie bestritten in der Zeit zwei weitere Ausstellungen, starteten ein Bildungsprojekt einer Highschool in New York City. Sie haben $100000 für ihre inzwischen gegründete NGO gesammelt. Bevor sie die nicht zusammen hatten, bekamen sie auch nicht die zusätzlichen $100000 von dem Sponsor.  Ein interessantes Modell. Und die Mühe, die es kostet, lohnt sich. Das bindet weiter an die Idee! Kaum hatten sie das erreicht, setzte der Sponsor noch einen oben drauf. Die Summe, die sie in den folgenden drei Monaten noch zusammen bekämen, versprach er zu verdoppeln. Niemand ruhte sich da mehr auf den bereits empfangenen Dollars aus. Die ruhen eh nie!

Mir haben sie das Skript des Filmtestes geschickt. Ich habe mich hier in Deutschlnad daran gemacht, es zu übersetzen. Dank Internet und Email liegt er inzwischen autorisiert vor.  Nun verhandle ich gerade mit Jörg Mackensen von toneworx in Hamburg über die Vertonung der deutschen Fassung.

Als ich Laurie das letzte Mal in New York City besuchte, schnitt sie gerade den Film über das neue Projekt an der Elena Roosevelt Highschool NYC. Was mich an den Aussagen berührt und bewegt hat? Schaut es euch selbst an!

„Wenn es das nicht Projekt nicht gegeben hätte, wüsste ich heute noch nichts über meinen Großvater!“  sagte der einer der Studenten. Welch eine Chance also, sich mit Hilfe von Kunst, Sprache und Dialog die eigenen Wurzeln zu vergegenwärtigen. Und das muss schließlich nicht immer der Holocaust sein.

Von Momma J hör(t)e ich regelmäßig.

Wenn Ihr Momma J  als Überlebende des Holocaut selbst fragen wollt: Sie antwortet euch zu Leben, Liebe, Hoffnung, Jüdischer Küche und Yiddish.

Good Luck!

Und den Projektfilm seht Ihr hoffentlich bald auf Deutsch!   Daraus ist leider nie was geworden.

„Sowohl als auch“ oder „Ohne Regen kein Regenbogen“

Der Regenbogen – Für mich seit jeher das lebendigste Zeichen für die Existenz des „Sowohl- als- auch“, des „Sich- einander – Bedingens“, des „Gemeinsamen Werkes“.

Leaving Andalsnes 2012
Leaving Andalsnes 2012

Immer wieder empfinde ich es als atemberaubend, als Geschenk, als Erlebnis. Alles lasse ich stehen und liegen, wenn sich einer zeigt und ich es auch noch mitbekomme. Diesmal hat er „gemodelt“. Ich hatte zu allem auch noch  – ausnahmsweise mal – meine Kamera parat.

Danke dafür. An wen oder was auch immer.

Bei Wikipedia ist viel zum Regenbogen zum Lesen eingestellt…

Und Station 17 hat dazu einen wunderbaren Song gemacht  .-)

Hochgeladen von am 08.02.2010

„Wir woll’n zusammen sein!“ singen Station 17 und auch wir woll’n bei ihnen sein, wenn sie in der Küche ihre super improvisierte Mucke erklingen lassen. Zu der Hamburger Band bestehend aus behinderten und nicht behinderten Musikern stoßen ihre Freunde vom Atelier Barner 16 mit bunten Phantasieköpfen und Wandteppichen in Kauderwelschsprache. Die ganze Folge und mehr zu den Konspirativen KüchenKonzerten gibt’s auf http://www.KonspirativeKuechenKonzerte.de

Kategorie:

Unterhaltung

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„Edelstein und Pokern – Zwei Stühle eine Meinung“ – Wie nützlich ist Schule für den Alltag?

Deutschland wird gerade befragt. Wenn auch auf diskussionswürdige Weise. „Deutschland will es wissen“ heißt es in der Headline der Umfrage.  WER ist in diesem Fall „Deutschland“ und vor allem WOZU wollen sie die konfektionierten Antworten? Nicht mal ein „anderes“ oder „sonstiges“  oder gar ein leeres Feld, in dem ich meine eigene Idee hätte kundtun können – nur ein „Ich weiß nicht“ stand als Alternative, wenn ich mich mit nichts von dem befassen wollte, was sie mir dort anboten.

Dann kam mir in den Sinn, dass ich 2007 dazu zwei Menschen persönlich befragte. An sich sollten es zwei getrennte Texte werden. Allerdings:

Edelstein und Pokern – Zwei Stühle, eine Meinung!

Selbstwirksamkeit als Voraussetzung für Engagement

Ulla Keienburg

Mona Pokern (20), jetzt Schülerin an der Herman- Nohl- Schule für Ergotherapie

Umgezogen war sie in eine neue Stadt. Deshalb stimmte die Adresse nicht mehr, unter der sie hätte erreichbar sein sollen. Mona Pokern , einzige Tochter einer alleinerziehenden Mutter, ist jetzt in Hildesheim und besucht dort die dritte Schule ihres Lebens. Nachdem sie ihre ersten zehn Schuljahre an einer Gesamtschule verbracht und ihre Fachhochschulreife erworben hatte, hatte sie nicht mehr viel Hoffnung, dass sie in einer Institution wie der staatlichen Schule Wissen so erwerben könnte, dass es ihr für ihren Alltag wirklich nützt. Hatte sie Schule doch jahrelang so erlebt, als wenn die Lehrer bestimmten, was sie an Wissen zu lernen hatte.

„Es war eher fremdbestimmt, und ich wusste ehrlich gesagt nie so richtig, wofür diese Zahlen, Texte und Fakten gut sein könnten, die ich dort auswendig lernen und begreifen sollte. Ich habe sie fast nur mit dem Ziel gelernt, sie in einem Test oder in einer Arbeit wieder abfragen zu lassen. Gute Zensuren waren das Ziel.“ Mona Pokern ist Mitglied im Jugendbeirat des Projektes „mitWirkung“ der Bertelsmann Stiftung, und das auch deswegen, weil sie sich bereits mit zwölf Jahren für soziales Engagement entschieden hatte und im Kinderwaldprojekt Hannover aktiv wurde.

„Nein, das hatte nichts mit der Schule zu tun. Ich führte eine Art Doppelleben. Während unserer Pubertät fanden meine Mitschüler ehrenamtliche Arbeit eher uncool, also hing ich mit denen ab. An der Schule konnte uns zu der Zeit nichts so richtig motivieren. Die Lehrer planten zwar Projekte mit uns, aber realisieren sollten wir sie dann allein und in unserer Freizeit. Und so verliefen viele Ideen im Sand. Sie schienen  aber nicht bereit, ihren Unterricht dafür „opfern“ zu wollen. Oft hatten wir den Eindruck, dass es ihnen eigentlich zu viel Arbeit war, mit uns gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen.“

Verstanden hat sie die Lehrer und auch das Korsett der Schulordnung – aber nicht immer gut ausgehalten. „Warum“, fragt sie sich,  „konnten wir nicht im Deutschunterricht die Texte für einen Flyer produzieren, oder in Mathe die Kalkulation am Beispiel des Kinderwaldprojektes lernen? Wir haben sogar Computerunterricht gehabt und hätten dort eine Webseite für das Projekt herstellen können. Ich hätte üben können, wie man präsentiert, ich hätte gern die Hilfe eines Lehrers gehabt, wenn es um das Argumentieren geht oder gern mal vor Mitschülern ausprobiert, wie das wirkt, wenn ich beim Amt für das Projekt um Geld bitte.“ Das wichtigste Handwerk habe sie wohl bei der Moderationsausbildung „Kidfit“ (Deutsches Kinderhilfswerk) und bei „mitWirkung“ gelernt. „Im Kinderwald konnten wir damit das Projekt weiterentwickeln und auch sichern, haben sogar Zukunftswerkstätten selbst moderiert und durchgeführt.“ Aber rückblickend sei es wohl ihre Mutter, die ihr das Rüstzeug dafür vermittelt habe. Etwas nicht Messbares, aber sehr Wirksames. Ihre Mutter hat ihr vertraut, und sie ist dankbar dafür, dass sie ihr nicht nur die Unterschriften gab, die sie brauchte, sondern ihr auch Mut zusprach und sie einfach hat machen lassen. „In der Schule haben sie mich zwar auch freigestellt, aber sie haben sich nie wirklich für das interessiert, was ich da eigentlich tue. Der Unterricht musste laufen und die Lehrpläne und die Schulordnung eingehalten werden.“ Sie fragt sich selbst, wieso eine Schulordnung nicht hergibt, dass Lehrer mehr zusammenarbeiten, sich absprechen und mal etwas von außen, auch außerhalb einer Projektwoche, zum Unterrichtsinhalt erklären können. „Dann hätte ich mehr Lust gehabt, noch mehr zu lernen.“

Nach ihrer Fachhochschulreife arbeitete sie ein Jahr lang in einer Behindertenwohngruppe in Luxemburg, probierte sich aus, war in der Verantwortung und entschied sich in dieser Zeit für den Beruf der Ergotherapeutin. Das bedeutete auch: Umzug nach Hildesheim. Sie packte ihre Sachen, richtete sich ihren eigenen Haushalt ein und ist verwundert darüber, dass viele ihrer jetzigen Mitschüler nicht einmal eine Lampe angebracht bekommen, ohne nach ihren Eltern zu rufen. „Wahrscheinlich haben die Eltern denen alles abgenommen, und die konnten gar nicht lernen, sich allein zurechtzufinden, Konflikte zu lösen oder mit Stress oder Frust umzugehen. Die wünschen sich auch häufiger mal den Frontalunterricht zurück. Da konnte man sich so prima raushalten aus dem Unterricht, ohne dass es auffiel. Das geht an unserer neuen Schule nicht mehr. Hier sind lauter engagierte Lehrer, die uns in Gruppen erarbeiten lassen, was wir lernen müssen. Das ist viel effektiver und viel anstrengender, wie ich abends feststellen muss. Aber es macht einfach mehr Spaß. Denn so behalte ich die Sachen, und ich weiß, ich mache es für mich, mit anderen zusammen, und nicht für die Lehrer. Und diese Lehrer haben offensichtlich nicht nur gelernt, was auch wir wissen müssen, sondern sie haben auch noch die Methoden, wie sie es gut bei uns anbringen können.“

Mona Pokern spricht aus Erfahrung – es wäre sicherlich spannend gewesen, wenn sie das Gespräch mit Prof. Dr. Wolfgang Edelstein geführt hätte. Er hat alles, was sie als Wunsch und Wirkung beschreibt, während seiner langen Laufbahn in verschiedenen Ländern und deren Bildungssystemen beobachten und wissenschaftlich nachweisen können.

Sozialisationsforscher und Bildungsreformer Prof. Dr. Wolfgang Edelstein, Bundesverdienstkreuz 1. Klasse 

Es trennen sie 58 Jahre Lebenserfahrung, es trennen sie Lebenswelten, aber sie eint das Motiv ihres Handelns – die Demokratie, die Partizipation –, „nicht nur verstanden als repräsentative Beteiligung an der Verwaltung von Schule –, sondern auch als Gesellschafts- und Lebensform. Unter dieser Prämisse müsste Schule Schüler in allen Bereichen an der Gestaltung der gemeinsamen Lebenswelt Schule beteiligen, der Welt des sozialen Lebens wie der Welt des Unterrichts. In den vorbildlichen nordischen Ländern gelingt Schule deshalb so anders, weil dort das Kerngeschäft der Institution Schule nicht, wie in Deutschland, der Unterricht ist, sondern das Lernen der Schüler“.

Den Unterschied kann Wolfgang Edelstein deshalb so konkret formulieren, weil er schon zwischen 1954 und 1963 als Lehrer und später als Studienleiter das mit entwickeln konnte, was er heute „die erste deutsche Gesamtschule“ nennt. Und weil er z.B. in Island die Schulreform begleitet hat. In Island hatte der gebürtige Jude schon seine Jugend verbracht. Der emeritierte Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin bleibt aktiv. „Wissen kann man sich besser handlungsorientiert aneignen.“ Er handelt noch immer nach dieser Maxime, auch für die „Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik“, die er mit engagierten Bildungsverantwortlichen gründete.

„Das Engagement von Schülern entsteht von ganz allein, wenn sie ihre Selbstwirksamkeit erleben, Selbstwirksamkeit im Sinne einer optimistischen Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Ganz von innen kommen dann das Bedürfnis und der Mut, Verantwortung zu übernehmen. Sie schauen dann von selbst über den Tellerrand von Schule hinaus. Dafür brauchen sie Vorbilder, und sie wollen geführt werden – und das ist die Aufgabe der Lehrer im System – sie müssen die Initiatoren von kooperativem Lernen sein.“ Um das hinzubekommen, sollen sie sich Verbündete suchen, denn allein ändert kein Lehrer etwas. „Es gibt die ,erweckten Pädagogen’, keine Frage – noch sind sie Einzelgänger. Könnten sich Schulleiter heute die Lehrer aussuchen, mit denen sie eine solche ,Community’ bilden könnten, sähe die Schulrealität wohl anders aus.“

Wolfgang Edelstein ist erfahren und zuversichtlich. Er verweist z. B. auf die Arbeit der Yehudi Menuhin-Stiftung und auf die Helene-Lange-Schule in Wiesbaden. „Dort wird Lehrern der Prozess der Demokratisierung zugetraut und anvertraut – und dort lernen Lehrer, gemeinsam mit den Schülern ,demokratisches Lernen’ zu praktizieren.“

Die Frage war eigentlich, was Schule tun kann, damit Schüler sich engagieren. Heraus kam, dass die Wirkung des Systems Schule (noch) nicht so ist, dass Schüler ihre Selbstwirksamkeit erleben und sie aus dieser Erfahrung heraus selbst Initiative ergreifen. Mona Pokern kennt die Wirkung dessen, was sie ist, was sie tut und wie sie daraus lernt. Und Wolfgang Edelstein gibt keine Ruhe, „Orte sinnerfüllten Lernens und Handelns“ zu schaffen.

– Bundesbüro -Chausseestraße 2910115 Berlin

Tel.: +493028045134

http://www.degede.de

erschienen im „podium schule 2/2007“ bertelsmann stiftung

The Big Deal – Reykjavik die Dritte

waiting for the big deal 2010 Island

Reykjavik 2010 – Der Himmel war grau. Ab und zu regnete es. In der Fußgängerzone tummelten sich vorwiegend Besucher der Stadt. Auf seine große Chance hoffte er wohl, als die mehr als zweitausend Touristen vom Schiff kamen, auch um ortsübliche Souvenirs zu finden. Als ich vor zwei Jahren das erste Mal in dieser Stadt war, hatte ich mich in sie eingelesen.

Kristof Magnussons Roman „Zuhause“ lieferte mir so starke Bilder,  dass ich in einem der Cafes, in denen sich die Romanfiguren trafen, ebenfalls einen Milchkaffee trank. Ich hatte Appetit auf Lakritz umhüllt mit Schokolade. Die Autos hörte ich durch die enge Hauptstraße fahren. Wenn sie  auch nicht den Stau verursachten, von dem er berichtet hatte.  Björk trafen wir in einer Boutique. Die Enten fand ich auch. Auf dem großen Teich am Rathaus. Und es war  hell – ganz lange hell.

Passend zum Outfit

Sogar farblich passend zueinander zeigen sich am dem Ort auch Möwen und Touristen.

`08 schlenderte ich im Norden durch die nach faulen Eiern riechenden Schwefelfelder, tollte am Mückensee entlang und hörte lustige Geschichten am Godafoss. Im letzten Jahr habe ich mich in der Blauen Lagune geaalt, die Geysire spucken sehen und am Gullfoss die Wassermassen herunter donnern. Gefühlte unendlich viele Kilometer in einem Bus unterwegs  lauschte ich den Geschichten der eingewanderten Reiseleiterin über die große Pleite des Landes. Für den Euro bekamen wir das Doppelte an Kronen als im Jahr zuvor. Fühlte sich nicht gut an, wenn es auch für uns günstiger war. Und in diesem Jahr steckten in den Postkartenständern Fotos vom Eyjafjallajökull. Aschewolke  als Konsumgut. Heiterer wirkten die Isländer schon als im letzten Jahr.

Hallgrimskirkja ohne Gewand

Die Hallgrimskirkja war `10 wieder ohne Gewand und der Bau des Opernhauses läuft weiter. Kopfschüttelnd nehmen viele Bewohner das hin. Den einen oder anderen zynischen Blick oder Kommentar haben sie schon parat.


Er kann den Kopf nicht schütteln

Und als ich einen Enddreißger fragte, was seine Lehre aus der Pleite sei, antwortete er: „Ich habe drei Kinder – und die sollen jetzt in dem Bewusstsein aufwachsen, dass man Dinge erst dann kaufen soll, wenn man das Geld dafür hat.“ Vor der Pleite hehörten ihm mal 40% seines Hauses. Jetzt sind es gerade mal noch 10%.

Auf den Schiffen, die uns `08 und `09  dort hin brachten, las ich aus dem Buch „Elfe im Schlafsack“ von Wolfgang Müller vor. Diese Geschichten eignen sich großartig , wenn all die Eindrücke und Informationen, die einen auf der Reise durch dieses Land ereilen, einen wirklich originellen Kontext brauchen. Und wer sich dann noch zum Thema „Gender“ Gedanken machen möchte, kann hier erfahren, wie sich das Odinshühnchen seinen Job eingehandelt hat 🙂

Sollte sich jemand über diese Stadt und dieses (Is)Land anders als über einen Reiseführer schlau machen wollen: Für alle, die hin wollen oder die von da zurück kommen!

Kristof Magnusson: Zuhause

Wolfgang Müller: Neues von der Elfenfront: Die Wahrheit über Island

Wolfgang Müller: Die Elfe im Schlafsack

Einar Karasson:  Romane

Rudolf Habringer: Die Islandpassion

Auf zum Kaffee mit Kollegen

Und jetzt feiere ich den „Tag des Kaffees“. Prost Latte!

Peter Vandecar – der schafetreibende Volvodealer

Das erste mal begegnete ich Peter im September 2008. Die Suche nach einem Wagen hat uns ihn über den Weg geschickt. Den alten Mann, der nur alte Volvos verkauft. Aus Prinzip. Von denen hat er noch mehr. Und sein Hobby scheinen Volvos auch zu sein. Naja: Während er uns so miteinander sprechen hörte, registrierte er schnell, dass wir keine Eingeborenen, keine Native Speaker aus den Staaten sind. Hellwach war er in diesem Moment und begann zu erzählen: Seine Mutter war Deutsche, übersetzte zu Kriegszeiten technische Gebrauchsanweisungen für die Chemiebranche. Er hütet daheim noch Briefe, die mit dem Zeppelin in den Staaten landeten. Er will sie aber nicht lesen – und schon mal gar nicht verstehen. Er fürchtet, seine Mutter könnte eine Sympathisantin der Nazis gewesen sein.
Irgendwann fragte er mich, ob ich den Namen Göring kenne. Sehr erstaunt fragte ich ihn, ob er auch ein schöneres Kapitel unserer deutschen Geschichte habe, auf dass er sich zum Auftakt eines Gespräches beziehen könnte. Er lenkte aber sofort ein. Er war Nachbar der Großnichte dieses Kriegsverbrechers Göring. Ist mit ihr befreundet – auch über die Meilen hinweg. Santa Fe war das Stichwort – und jedesmal, wenn er es vernahm bei den folgenden Gesprächen, schon plauderte er drauf los. Meine Neugier war geweckt.

Zu sprechen war er allerdings doch eher selten. Der Grund, warum mein Freund hier sein Auto erst vier Wochen nach Kaufzusage bekam: Er hat noch ein Vergnügen, dem er regelmäßig frönt. „Sheepdog-Trials“ – mir fiel dazu spontan nichts ein. Er schrieb mir eine URL auf einen Zettel. Schreiben war einfacher: er hört schlecht und ich verstehe ich nicht immer. Der Hundetrainer mit auch holländischen Wurzeln tummelt sich den ganzen Sommer auf solchen „Sheepdog-Trials“- auf denen Menschen sich gemeinsam mit ihren Hunden im Schafehüten messen. Ich kannte bis dato nur Schweinchen Babe. Und als ich schüchtern dessen Namen erwähnte, brach er in Begeisterungsstürme aus. Der Film hatte wohl ganze Arbeit geleistet.
Eine Einladung zu seinem persönlich ausgerichteten Contest ließ nicht lange auf sich warten. Dass ich in meinem Urlaub, oder auch Leben, mal in Altamont, NY an einem komplett verregneten Tag bei dem Event Züchtern, Schafen und Hunden beim gemeinsamen Treiben zuschauen sollte, hatte was. Bewaffnet mit meiner Kamera trollten wir durch nasse Wiesen. Auch die Antwort auf die Frage, wozu diese Hunde eigentlich sonst noch so gut sind, fanden wir auf dem Parkplatz.
Zwar zuckten wir als Entenfreunde kurz – aber…

Auf der Rückfahrt noch eine Schildkröte vorm Überfahren gerettet, musste ein Burger gegen den Hunger dran glauben – und heißes, schwarzes Wasser mit Half&Half zum Aufwärmen. „Coffee“ nannten sie das Heißgetränk im „Homefront Cafe“ – dem inoffiziellen Kriegsmuseum gegenüber der Library im Zentrum Altamonts.
Und Frau Göring sollte ich dann auch noch kennen lernen – wenn auch erst später.