Wenn es um mich herum laut wird, mich Geschwätzigkeit aggressiv macht, wenn ich am liebsten laut riefe: „Einfach mal die Klappe halten!“: DANN schweige ich selbst für eine Weile. Und lausche. Mir. Und all den Ullas, die bei dem empfundenen Krach nicht zu Wort kommen. Registriere auch die, die ich selbst am liebsten zum Schweigen brächte. Und lausche ihrem Dialog. 🙂 Was für ein Reichtum.
„Dass der Mensch, der doch die Wahrheit so flieht, den Spiegel erfunden hat, ist die größte historische Merkwürdigkeit.“ Friedrich Hebbel
Eine Woche Sylt im Klappholtal. Ein wunderbarer Ort für Lehre, Leere und Lernen. 🙂 Durch die Jahreszeit mit ihren strengen Wetterkapriolen war es eine stetige Auseinandersetzung mit den „Naturgewalten“. Das Meer toste, der Wind blies – mal heftig, mal stürmisch, mal sanft (wenn das auch selten :-)), der Sand rutschte unter den Füßen her, die Wolken heulten mitunter kräftig, die Sonne konnte noch richtig wärmen, wenn sie mal durchkam. Und der Regenbögen gab es viele. Sehr viele. Verschiedene. Mein persönlich wichtigstes Symbol für das „Sowohl als auch“. Wunderbar.
Im Sturm habe ich die Insel am Freitag wieder verlassen. Die Überfahrt mit dem Autozug war wie ein Aufenthalt in der Autowaschanlange – nur ohne Seife oder Schaum. Es hat auch niemand das Auto anschließend trocken gepustet.
Es war mal alles anders in den letzten Tagen. Heilsam anders. Drei Tage an der Ruhr, bei Sonne und Miniregengüssen, im Schatten der riesigen Bäume. Das Wasser plätscherte, Schafe kommentierten lauthals, Hühner gackerten, der Wind wehte leicht durch die dunkelroten Blätter einer Blutbuche, Stimmen von Menschen aller Generationen. Mutige Experimente gab es. Und das alles im Dialog – mit uns selbst, mit den anderen, mit dem, was uns umgab.
Egal: Ich habe lecker gegessen, mich in diesen Tagen innerlich tragen lassen – anders eben, als herkömmlich. Gelassen hinnehmen können, dass es ganz schön unruhig sein kann im Leben. 🙂
Und mich zu freuen, dass sich unter den Teilnehmern eines solchen Seminars auch ein Meister der Haarkunst tummelt.
Im Garten. unter den Bäumen, an der Ruhr, unter freiem Himmel bin ich so zu einem neuen Haarschnitt gekommen. Schon witzig, wenn einem jemand die Haare schneidet, der mich gerade an drei Tagen erlebt hat. Das Ergebnis: Er hat mich erfasst. Der Schnitt ist nicht nur gut, er passt auch zu mir. 🙂
Das Leben ist schon gut zu mir. 🙂
In vielerlei Hinsicht aufgeräumt, zurechtgerückt, reflektiert und aufnahmebereit sortiere ich jetzt mal meinen Alltag in Hamburg.
Auf den Hin und Herfahrten habe ich im Auto Udo Lindenbergs „Stärker als die Zeit“ lauthals mitgesungen.“Konsequenz hat einen Namen, und der fängt mit U…. an!“ Laut gelacht! Danke Udo – auch für Wörter wie „Lebensänderungsschneiderei“. Oder Sätze : „Ich habe tausend Pläne, aber einen Plan B hab ich nicht.“
„Und wenn wir in der Lage sind, alle Ansichten gleichermaßen zu betrachten, werden wir vielleicht fähig, uns auf kreative Weise in eine neue Richtung zu bewegen.“
Wünschen, ein gutes Thema. In der letzten Zeit habe ich mir gwünscht, mal wieder an Texten zu arbeiten, die genau über das erzählen, was mir am Herzen liegt. Das ist gerne mal meine Sehnsucht, wenn die Textabschnitte, die ich gegen Jahresende zu verfassen habe, zu Rechnungen, Abrechnungen, Anträgen, Mahnungen, Plänen oder Konzepten werden. Ich vermute übrigens, dass deshalb die Menschen so gerne Weihnachtspost versenden. Das tun sie nicht? Nicht gerne? Ach. Ich dachte.
Auf jeden Fall: Um es kurz zu machen. Ich hatte eine lange To- do – Liste für heute mit Dingen organsiatorischer Art. Kaum aber hatte ich angefangen, diese zu erledigen, erreichte mich Post mit einem Text, den ich überarbeiten soll. Über mein Lieblingsthema, meine Lieblingshaltung, das Sanfteste und damit Gefährlichste, was Menschen geschehen kann. Über den „Dialog“ und „Verbundenheit“ nach Buber, über Salutogenese, David Bohm, etc.
Was soll ich sagen? Im Lesemodus war ich eh gerade, hatte mich mit einer Kanne Tee an meinem Tisch niedergelassen, um mich der Dezemberausgabe der „brandeins“ zu widmen. Titel: „Nichts für Feiglinge – Das gute Leben“. (ja, auch so etwas steht auf meiner Liste)
Die Zeitung also aus der Hand gelegt, las ich zunächst mal aus Neugier den Text. Er packte mich! Also startete ich, via Bearbeitung in den Buchstaben und Worten zu baden, Nachweise zu suchen – und mich irgendwann stolz zu fühlen, die nützlichen Werke dazu auch noch umgehend zu finden.
Plötzlich war es dunkel. Ich hatte die Zeit nicht beachtet. Sogar der Tee in der Thermoskanne war kalt. (Vielleicht sollte ich die mal ersetzen.) Eine Bestätigung erneut, dass, wenn ich mich für etwas begeistere, ich kaum zu bremsen bin. Eine Pause habe ich mir gegönnt und nach einem Hinweis auf Hermann van Veen nach dessen Musik gesucht. Immerhin trägt dieser Mann die Buber – Plakette (2005) für besondere Verdienste um die Menschlichkeit. Und er mag Enten!
Dsa Fazit der Lektüre von heute: Echter Dialog und Menschlichkeit sind nichts Feiglinge oder Machthungrige.