Der Prozess

In den letzten Monaten bin ich verstärkt mit den Gedanken bei dem Thema Resilienz. Ja, es stimmt, ich habe eine Weiterbildung zur Resilienzberaterin gemacht, darf mich jetzt so nennen. Und ich bin Teil einer Gruppe bei Linked IN, die sich austauscht zu dem Thema.

Mich beschäftigt zunehmend die Frage, was genau Resilienz eigentlich ist. Es forschen ganz viele daran. Und je häufiger ich vernehme, dass Menschen kolportieren zu wissen, was genau das sei, worauf sie fuße, bekomme ich das Bedürfnis, genauer zu betrachten, was genau für mich persönlich Resilienz bedeutet. Wieso es mir leicht auf der Zunge liegt, dieses Wort. Und ich es auch häufig mit einem Schmunzeln benutze. Zumal es zu einem Schlüsselwort in der Personalentwicklung geworden ist. Als Geheimrezept gehandelt wird. Sogar der Journalismus nutzt es aktuell im Zuge der Diskussion um qualitativ hochwertigen Journalismus als zu bezahlenden Inhalt. Ich kenne es auch aus dem Englischen, dem Amerikanischen. Dort wird es auch genutzt, um zu beschreiben, wie etwas nach Belastung wieder in seine Urspungsform zurückspringt. Eine gewisse Art von Elastizität.

Da ist es wieder. Das Schmunzeln. Weil mir eine Anekdote von einer Kanutour 1987 einfällt. Wir waren in Dänemark mit Kanus unterwegs. Klamotten und Lebensmittel in Säcken verstaut, auf denen wir teilweise auch saßen, während wir die Paddel betätigten. Im Gepäck war auch dänisches Weißbrot. Als wir zur Mahlzeit das Brot auspackten, war es platt wie eine Briefmarke. Und genau eine Minute nach seiner „Befreiung“ hatte es seine Ursprungsform wieder. Hatte sich wieder „aufgeblasen“. Zu unserer Erheiterung. Von da an haben wir immer wieder über die „Anpassunsgfähigkeit“ dieses Mehlproduktes gelacht und genauso gestaunt. Geradezu eine Qualität. 🙂 Für Kanufahrer mit Platzproblem. 🙂

Im übertragenen Sinne könnte es bedeuten, dass Menschen sich vorübergehend durch Druck verformen lassen könnten, und sich – kaum ist der Druck verschwunden – wieder frei „aufblasen“. Eine geradezu elastische Seele haben könnten sie. An dem Punkt erinnere ich mich mit an Anfragen, die auf eine Beratung zwecks Stärkung der menschlichen Resilienz hinzielten. Hätten Menschen sich selbst oder Arbeitgeber:innen ihre Mitarbeiter:innen gerne resilienter? Damit sie unter dem Druck – dem vielschichtigen – nicht kaputt gehen? Mehr leisten können? Ängste kompensieren? Leben retten? Überleben sichern?

Ich habe viel gehört, gelesen, erlebt und gesehen im Laufe der über dreißig Jahre, die ich als Therapeutin, Erwachsenenbildnerin, Pädagogin, Counselor und vor allem als Journalistin unterwegs bin. Auch als Mutter und berufstätige Frau – als Freischaffende und als Festangestellte.

Wenn Frauen in der Rückschau über die Wirkungen ihres Burn Outs schreiben, betiteln sie es nicht selten als eine Art „sprituelles Erwachen“. Und aus ihrem Munde, aus ihrer Feder klingt das echt, wahrhaftig. UND: es ist alles andere als eine ausschließlich intellektuelle Arbeit. Eher klingt das Beschriebene nach einem emotional arbeitsreichen Prozess der Selbstzuwendung. Nach einer Art Entdeckung der eigenen Kräfte und der eigenen (auch nützlichen) Abwehr. Einer Forschungsreise durch oder entlang der Wurzeln des Lebens. Nicht nur entlang der eigenen.

Kleiner Exkurs: Mich wundert manchmal, dass Stammbaumdarstellungen ÜBER der Erde beginnen.

Spaziergang am Dieksee. Noch bevor es dunkel wurde, lief ich entlang der Bahnschienen zum Wildgehege. Wie jedesmal sah ich das Schild:

Diesmal habe ich es fotografiert. Und bin den Weg zwischen den nun spätherbstlich entlaubten Bäumen sehr bewusst gegangen. Und zum ersten Mal – und ich gehe diesen Weg seit fast fünfzehn Jahren regelmäßig – habe ich wahrgenommen, WIE dort die Bäume am Hang stehen. Und weil sie genau so da am Hang stehen, präsentiert sich mir ihr Wurzelwerk. Nicht alles – aber doch beachtliche Mengen.

Kombiniert hatte ich es bislang nicht. Doch einige Impulse der letzten Tage und Wochen haben meinen Blick mal wieder auf systemische Aufstellungen gerichtet. Dieses mächtige Instrument, um z.B. Familienaufträgen auf die Spur zu kommen. Und so brachte ich das erste Mal diesen speziellen Fußweg „Zur Quelle der gebrochenen Herzen“ und die sichtbaren Wurzeln dieser ehrwürdigen Bäume zusammen. Für mich fühlte es sich plötzlich wie ein Sinnbild an. Ein sicheres Zeichen dafür, dass es möglich ist, sich die eigene Geschichte anzuschauen, ohne an Stabilität zu verlieren. Sich sich seiner selbst, seines Selbsts, zu versichern. Daraus zu schöpfen. Zu entdecken, welche Wetter, welche Krisen, welche Einflüsse schon überstanden sind. Bewältigt oder genutzt. Welche Narben hinterlassen, welche für neue Triebe gesorgt haben. Was sich rund um die Wurzel herum ansiedelt, sie nutzt. Was zwischen ihnen lebt. Und vergeht.

Und wenn dann der Weg geschafft ist bis zur Quelle – dann ist es wie eine Belohnung. Es geht die Mär, dass, wer aus ihr trinkt, geschützt sei vor Kummer und Einsamkeit.

Wenn ich sinniere über „Resilienz“, dann kommt mir wieder der Begriff und das Phänomen „Prozess“. Was, wenn das , was ich zu „Resilienz“ denke, eher der morphologischen Sichtweise entspricht. Wenn es sich immer weiter entwickelt. Nie in den alten Zustand zurückgeht. Sich zwar Erlerntem bedient, aber darauf bauend nach vorne strebt oder nach oben oder in die Breite und die Tiefe? Vorhandenes trainiert via neuer Zutaten, Bedingungen, neuer „Infekte“? Wenn es nicht Elastizität ist, die angestrebt wird, oder Widerstandsfähigkeit. Sondern Resilienz so etwas ist wie das Immunsystem unserer persönlichen Existenz? Der sozialen, physischen, spirituellen und psychischen Existenz?

Und vom Immunsystem – und darüber wird in diesen Zeit viel philosophiert – wissen wir, dass es sich immer wieder neu aufstellen muss. Die Frage bleibt: WIE kommt es dazu, sich neu aufzustellen? Wann „läuft das Fass über“? Wann ist der Schmerz so groß, dass wir uns kümmern?

Und wann sollten wir beginnen?

Ein Erfahrungswert: Trennung, Tod, Krankheit, Pleiten, Scheitern, Verluste vieler Art führen einen vor den Spiegel. Inzwischen weiß ich: Auch die Folgen von Finanzkrisen und Pandemien konfrontieren uns mit uns selbst. Oft in Begegnungen mit anderen Menschen. Dort erkennen wir unsere Wurzeln, unsere traumatischen Erfahrungen. Sogar die traumatischen Erfahrungen unserer Vorfahren. Das ist wirklich nicht nur Spaß. Das weiß ich wohl.

Für mich aber hat es sich gelohnt. Auch früh damit anzufangen.

Eines weiß ich ganz sicher: Es ist NIE zu spät dafür.

Ich bin sehr neugierig auf Eure Meinung dazu! Fühlt Euch eingeladen, dazu was zu schreiben.

Meister und Meisterin

20190805_201913-01.jpeg
„Sobald man in einer Sache Meister geworden ist, soll man in einer neuen Schüler werden.“ (Gerhard Hauptmann)

„Zwischen Hirn und Jetzt – mit Liebe versetzt“

„Mit Dir kann man nur gewinnen“

„Keine Tricks, einfaches Geschick“

„Du deckst die Welt so gut zu“

„Schieres Gefallen“

„Beteuert und befreit“

 

Ich werde  dranbleiben – und werde immer weiter lernen. Ohne  das kann ich wahrscheinlich gar nicht. 🙂 Neugier und Lernen: mein Lebenselexier.

Spiegel = Vorbild?

„Kennst Du eigentlich Alexander Koch?“ fragte mich gestern Tamara, als wir telefonierten. Wir tauschten uns über den Alltag im Leben mit unseren Kindern aus – speziell über die Wirkungen, die das Etikett „Down Syndrom“ für unserer Leben bedeutet. Von Hölzchen auf Stöckchen (so hätte meine Großmutter das genannt) kamen wir. Eine Erfahrung, die immer mal wieder gut tut. Wenn da jemand ist, die die Sätze beenden könnte. Oder einer, der genau weiß, von was ich gerade spreche, nur Stichworte braucht, um mit mir zu lachen oder auch zu weinen oder einfach Ohmacht auszuhalten.

Dann habe ich natürlich den Alexander Koch gesucht – und gefunden – Noch nicht direkt ihn, aber sein Blog und seine Kommentare. Ich konnte nicht anders, als ihn zu kontakten. 🙂
Ein bisschen ist das, als wäre ich der Nase nach gegangen. Mutig, neugierig, ein bisschen verhalten vielleicht, in „Check“ Haltung…. aber…

Jetzt reblogge ich einfach mal (nach Absprache, versteht sich) seinen neuesten Artikel.

spiegel1

„Sei der Spiegel, in dem dein Kind sich widerspiegelt.“

Vor kurzem hat man mir diesen Satz gesagt, und finde ihn genial. Dieser Satz beschreibt bildlich den Kernpunkt des Forschungsprojektes der Uni. Malaga, beschreibt, wie wir als Elternpaar versuchen zu denken und zu handeln .

Eigentlich kennen wir das Ergebnis: die Kinder sind ein Spiegelbild von uns. Doch dieser Satz suggeriert etwas Neues: “ Sei der Spiegel, in dem dein Kind sich widerspiegelt.” Ich als Elternteil muss eine aktive Rolle einnehmen, muss mir bewusst sein, dass mein ganzes SEIN, meine gesamte Kommunikation (verbal und nicht verbal) Einfluss auf die Entwicklung, auf das Heranwachsen einer neuen Person hat.

weiterlesen:    http://vielfaltfamilie.blogspot.de/2014/04/sei-der-spiegel-in-dem-dein-kind-sich.html

 

Danke an Tamara und Alexander- Ich freue mich auf regen Austausch.

 

Bank (10)

Zu gern säße ich da auf dieser Bank – stattdessen quäle ich mich mit der Servicewüste Lufthansa – bzw. Miles and More.

banks mirror

Alles war so gut in den letzten Tagen. Die Flüge waren ok, der Service war ok. Und dann entdecke ich, dass Miles and More mir die längsten Flüge, die ich in diesem Jahr absolviert habe, NICHT gutgeschrieben hat. Tja. Und länger als ein halbes Jahr ist es auch her, dass ich mich für viel Geld in den Fliegern gen Down under und wieder zurück bewegt habe. So viele Vorgesetzte gibt es gar nicht, dass einem jemand eine Entscheidung mitteilen könnte oder wollte.

Wenn es nicht um meine Sitze am Notausgang ginge….. ich machte mir die Mühe nicht.

Okay… dazu fällt mir nur ein…..

Die Entwicklung der Menschheit

Einst haben die Kerls auf den Bäumen gehockt,
behaart und mit böser Visage.
Dann hat man sie aus dem Urwald gelockt
und die Welt asphaltiert und aufgestockt,
bis zur dreißigsten Etage.

Da saßen sie nun, den Flöhen entflohn,
in zentralgeheizten Räumen.
Da sitzen sie nun am Telefon.
Und es herrscht noch genau derselbe Ton
wie seinerzeit auf den Bäumen.

Sie hören weit. Sie sehen fern.
Sie sind mit dem Weltall in Fühlung.
Sie putzen die Zähne. Sie atmen modern.
Die Erde ist ein gebildeter Stern
mit sehr viel Wasserspülung.

Sie schießen die Briefschaften durch ein Rohr.
Sie jagen und züchten Mikroben.
Sie versehn die Natur mit allem Komfort.
Sie fliegen steil in den Himmel empor
und bleiben zwei Wochen oben.

Was ihre Verdauung übrigläßt,
das verarbeiten sie zu Watte.
Sie spalten Atome. Sie heilen Inzest.
Und sie stellen durch Stiluntersuchungen fest,
daß Cäsar Plattfüße hatte.

So haben sie mit dem Kopf und dem Mund
Den Fortschritt der Menschheit geschaffen.
Doch davon mal abgesehen und
bei Lichte betrachtet sind sie im Grund
noch immer die alten Affen.

gefunden  hier

Einen schönen Tag wünsche ich noch. Seid nett zueinander: Versucht es wenigstens. 🙂

Dünger für Herz und Hirn! :-)

Am Ende dieses Tages kamen mir zwei Dinge in den Sinn:

1. „Things do not happen. Things are made to happen.“  von John F. Kennedy

2. Der Vortrag von Gerald Hüther über die Entwicklung eines mit Überschüssen ausgestatteten Säuglings via Reduzierung zum erwachsenen „Konsumenten“.

Danke an Gerald Hüther, der als Danksagung für seine Geburtstagswünsche folgendes Zitat von Marshall Rosenberg „weiterschenkte“: “Mach nur das, was in Dir dieselbe Freude auslöst, die auch ein kleines Kind spürt, wenn es hungrige Enten füttert.“      „Wenn wir das zum Maßstab unseres Handelns machten, würde unsere Welt sehr schnell ganz anders aussehen.“ G.Hüther

Übergänge /Transitions

Randfiguren

Übergänge – egal in welchem Bereich – haben etwas Wunderbares. Sie brauchen Kraft. Sie geben Kraft. Sie fordern und fördern Kreativität. Sie sind mitunter auch unbequem. Ja! UND: Sie bergen Überraschungen – und geschafft: Erfolgserlebnisse.

Weshalb scheuen so viele Menschen diese Phasen?

Sie hören nie auf. NIE! Und abnehmen kann sie einem niemand. Wenn das Erwachsene z.B. “ für“ Kinder tun, fehlt den Kindern diese lebenswichtige Erfahrung. Schade!