„Das Hören ist der Ursprung der vernünftigen Seele, und die Vernunft spricht mit dem Klang, und der Klang ist gleichsam Denken, und das Wort ist gleichsam Werk.“ ―Hildegard von Bingen
In der letzten Woche durfte ich gleich zwei wunderbaren Konzerten lauschen. Sehr berührt haben sie mich. Erst am 5.12. in Köln Árstíðir – Vetrarsól 2022 – Ein isländisches Weihnachtserlebnis in der Kulturkirche in Köln Nippes. Und am letzten Donnerstag Vikingur Olafsson in der Laeiszhalle. Einem der schönsten Orte der Welt für Klaviermusik. Nun bin ich wohlgenährt für die eiskalten Tage, den Schnee, die glatten Straßen, die frühen Abende, die Glitzersterne vor der Tür und die am Himmel. Für die Weihnachtszeit und den Jahreswechsel.
Was habt Ihr erlebt, um Euch auf den Winter – die Einkehrzeit – vorzubereiten?
„What lies behind you and what lies in front of you, pales in comparison to what lies inside of you.“ Ralph Waldo Emerson „Was hinter dir liegt und was vor dir liegt, verblasst im Vergleich zu dem, was in dir liegt.
Die Meister beobachten die Welt, vertrauen aber ihrer inneren Sehkraft. Sie lassen die Dinge kommen und gehen. Ihr Herz ist offen wie der Himmel. Laotse
Gegen das Grau des heutigen dritten Advents lade ich Euch ein auf den Blick aus dem Zug von Oslo nach Bergen an einem sonnigen Wintertag. Nein, ich habe es LEIDER selbst noch nicht erlebt – doch ist ein neuer Wunsch geboren. Sobald es geht… See you in Norway. Einen besinnlichen dritten Advent wünsche ich Euch.
„… und sind am traurigsten, wenn wir am glücklichsten sind!“
„Was nicht hier ist, ist nirgendwo. Was nicht jetzt ist, wird niemals sein. Die schlimmste Art Dich zu vermissen, ist direkt an Deiner Seite zu sein.“
Diese Sätze rühren mich. Vor allem bringt sie mir die momentan gefühlte Ferne zwischen den Menschen im Alltag in den Sinn. Ich vermute ja sogar, dass die Menschen sich auch gerade selbst fremd werden – oder sich selbst unangenehm aufstoßen. Oder besser noch: dass ihnen auffällt, wie fremd sie sich eigentlich selbst sind.
Ich denke ja nun schon sehr, aber eben besonders die gesamte Lockdownweile lang an den Wirkungen herum – an denen auf mich – an denen auf andere – an Wirkungen auf die ökonomischen und damit existenziellen Belange Einzelner und auf den Zusammenhalt bestimmter Gesellschaftsgruppen. Und natürlich auf den Umgang miteinander.
Zum Phänomen Maske:
Anfangs fabulierte ich für mich, dass Corona demaskiert, „nackig macht“ , wie es im Pott so schön heißt, dem Kaiser die Kleider vom Leib reißt – und Corona uns damit nur eines leichter macht: nämlich zu erkennen, wie Menschen wirklich sind und was Menschen wirklich meinen. Schon lange wissen wir, dass Stress Charaktereigenschaften vergrößert, geübtes Verhalten verstärkt und eben auch zum Zusammenbruch bewährter Abwehr führen kann. Und da nun die Zeit schon lang genug ist, schauen die Menschen offensichtlich auch mal in den Spiegel – häufiger als sonst – und das nicht mehr unbedingt mit dem Ziel, sich für den Job oder das Date oder das Event zu „verschönern“.
Sie begegnen sich selbst auf eine Weise, wie sie sich bis dato nicht kannten – vielleicht nicht wollten, nicht konnten, fürchteten, was auch immer. Und nun sehen sie sich da – und entdecken Züge an sich, die andere zwar schon lange sehen – und auch abbekommen, aber der Person vor dem Spiegel selbst jetzt (erst) als wirksam bewusst werden. Und was sie dann sehen, gefällt ihnen nicht unbedingt. Früher haben sie es an anderen bemäkelt, kritisiert, es sich selbst gar nicht zugedacht. Und nun stellen sie fest, dass sie es selbst am besten können, was sie anderen so gerne ankreiden. Und dann: ja dann – kommt oft Scham. Und: nun kommen für mich die Masken ins Spiel.
Was früher vermeintlich einfach so funktionierte – ist heute nur noch durch eine Maske nach außen zu verbergen. Da haben sogar die Designer noch eine Chance, hochpreisig mit zu produzieren. 🙂 Der Mensch ansich überrascht mich immer wieder! 🙂
Nur mal so…. zwischendurch….. Gedanken der Ulla, die ihr Leben eben AUCH als analytische und systemische Beraterin verdingt. Und sich auch anders als mit Wort und Kamera ein Bild macht. Besonders gern eben im Dialog. Mit allem, was sie umgibt.
Danke für Eure Neugier. 🙂
Manchmal kann man die Vergangenheit mit den Sinnen festhalten: Die eine riecht nach wohltuender Erinnerung, die andere stinkt zum Himmel. Ernst R. Hauschka
„Schaffen begrenzt das Gesichtsfeld, Betrachten erweitert es.“ Oscar Wilde
Der Himmel riss auf, die Sonne leuchtete uns für diesen sagenhaften Moment der Einfahrt in den Nordfjord. Es ist“ schon“ drei Wochen her. Und ich bin noch gleichermaßen berührt. Inzwischen bin ich mir sicher, dass kein Bild wiedergeben kann, was diese Gegend mit ihren unfassbaren Phänomenen bei mir bewirkt. Wenn ich es nur zulasse. Vorträge zu halten über diese Wirkung ist schwer, wenn auch gefragt. Einlassen muss ich mich – auf die Formationen von Felsen, die Fjorde, auf die Wucht der Wasser, die Ruhe und das Aufgebrachtsein gleichermaßen, auf die Bräuche und Rituale der Norweger, auf Jahreszeiten, auf deren Wetter, deren Lichter, die Wiesen, den Schnee, die Gletscher, die Serpentinen, die Tunnel, die Baumgrenze, auf Trolle, mystische Wesen. Und auf die Wirkung der Kombination aus allem – und nicht zuletzt auf die Begegnung mit den Menschen. Wenn ich welche antreffe. 🙂
Freue mich auf das nächste Jahr. Ich werde insgesamt 65 Tage lang an Norwegens Westküste entlang- wasserseitig – unterwegs sein. 2020: I´ll do it Norway. 🙂
„Wie die Schere und der Wasserkrug des sorgsamen Gärtners den Baum in die Höhe treiben, so lassen die Tränen des vergangenen Jahres des Menschen Seele reifen.“ Aus China
Tatsächlich ausgeschlafen. Kaffee war schon gekocht, Frühstück schon bereitet und die Pläne für den Tag von den Freunden gemacht. Da wir erst gegen Mitternacht Anchorage wieder gen Osten verlassen sollten, hatten wir noch einen ganzen Tag vor uns. Es ging noch mal gen Norden – eine andere Richtung als am Tag zuvor. Auf dem Weg zum Hatcher Pass mal wieder die Wolkendecke durchbrechen, und endlich auf die ersehnte Erleuchtung treffen. Die Sonne. Blauer Himmel über Tundra und der Blick auf die Bergspitzen. Termination Dust nennen es sie Alaskaner. Das eindeutige Zeichen für das Ende des Sommers. In diesem Jahr sehnlichst erwartet. Der Sommer war wohl nass und kalt. Wenn der „Termination Dust“, dieser leichte Schnee, auf den Bergspitzen liegen blieb, rüsteten sich die Goldgräber für den Winter.
Der Straße zum Hatcher Pass war schon gesperrt. September bis April ist da Ruhezeit. Auch der Weg zum Ort „Independence“ – einst Goldgräberstadt – war für Autos verboten. Doch Fußgänger sind immer willkommen. Ganz schön dünn war die Luft – aber die Sonne wärmte beim Aufstieg – durch den Schnee.
Auf dem Weg zurück zum Auto rief uns eine Familie zu: „Hey guys, we think we shared the trip on the train yesterday!“ Großes Gelächter. Woran sie uns nur erkannt haben? 🙂 Sie waren so vermummt, dass ich sie nicht erkannt hätte – wäre da nicht der Zwerg gewesen, der bei unserer Nachbarin ( einer des Trios, die die Bucketliste ihrer Mutter abarbeiteten) im Zug einen Apfelsaft abgestaubt hatte. 🙂
Independence – Gold Mining für Anfänger und Fortgeschrittene. Einen ausgiebigen Spaziergang bei Sonnenlicht war es wert. Nach der Woche Wolken ein Genuss. Am Horizont aber türmten sich schon wieder Wolken zwischen den Bergen auf. Es war klar. Wir werden wieder durch diese müssen, um nach Anchorage zurück zu kommen. Während einer kurzen Pause am Straßenrand
beobachteten wir einen Läufer, der sich auf sein Training vorbereitete. Hier rennt keiner im Wald, ohne eine Waffe bei sich zu tragen. Läufer sind nicht so laut wie Züge.
Und Bären sind nun mal gefährlich. Vor allem, wenn sie Hunger haben. Erst am Morgen war die Nachricht verbreitet worden, dass eine Hauptstraße gesperrt worden ist, damit ein Bär ungestört seinen eigens erlegten Elch verspeisen kann. Schließlich steht der Winterschlaf vor der Tür. – Andere Staaten andere Sitten.
Auf dem Weg zum Anchorage Museum fuhr Kim uns noch an DEN Aussichtspunkt für Sonnenuntergänge. Die Wolken hatten sich verzogen. Vor uns lag nicht nur der gold glühende Horizont sondern auch die angestrahlte Seite des – ja genau- des Denali. Zumindest seine Spitze. Der Berg, den laut Statistiken nur 30% der Touristen zu sehen bekommen. Wir gehören nun zu diesen. Was für ein Abschluss!!! Vor uns dann NUR noch der Weg zurück. An die Bagelfront an der EastCoast. 🙂
Thanx to our dear friends in Anchorage for guiding us through Alaska Central South East. For having us as guests, for being perfect and heartful and supporting companions. We`ll be back. 🙂
Liebe Katrin: Erinnerungen an winterliche Zeiten lassen glatt die Sonne mehr genießen! Dank für die Bank – und die Musik, die Du gleich mitgeliefert hast.
Passt! 🙂
Einladung: Wer auch seine oder ihre Bank hier sehen möchte… siehe Bank (32)- Imagine
Der Text hing auf einem weißen Blatt an der Wand, auf die ich immer dann schaute, wenn ich während meiner letzten Festanstellung am Schreibtisch in meinem Büro saß. Da hingen auch noch einige andere Sprüche. Wie dieser haben mir auch die Mut gemacht, mir geholfen durchzuhalten.
Schon erstaunlich mit welch kleinen „Erinnerern“ das Leben leichter wird. 🙂
Wenn es so lange am Tage dunkel ist, dann helfen Bilder mit Licht und erleuchtenden Gedanken , geduldiger zu sein, bis es wieder hell wird.
Einen schönen Tag, helle und warme Gedanken wünsche ich Euch!
Dieser Moment, in dem ich eine Verbindung sehe, wo zunächst keine zu sein scheint. Es treibt mich: Diese Aufmerksamkeit, die einerseits als Unruhe andererseits als Interesse ausgelegt werden kann. Die nicht zu bändigende Neugier auf das Besondere im Alltag.
Wie oft entlasse ich mich selbst morgens in einen Tag, an dem ich nicht die geringste Lust verspüre zu fotografieren.
Dann stecke ich „nur meine Kleene“ ein. Vielleicht sollte ich ihr mal einen Namen geben. Im Laufe der ersten Schritte bereits verspüre ich, dass da etwas in mir nach Gelegenheiten sucht, zu bestätigen, dass ich doch die große Kamera hätte mitnehmen sollen. Sehr lustig. Und an solchen Tagen schaue ich anders auf Menschen, Geschehnisse, Situationen und Ereignisse. Und komme dann doch mit einigen lustigen, bemerkenswerten oder besonderen Dokumenten zurück. 🙂
Seit September ruht nun diese Aufnahme schon in meinem Archiv. Immer wieder kommt sie mir in den Sinn.
Gestern ist das Olympische Feuer in Moskau gelandet. Rund 14 000 Träger sollen die 1,5 Kilogramm schwere Fackel aus Aluminium nun insgesamt über 65 000 Kilometer weit tragen. Dabei soll das Feuer ins Weltall, auf eine Expedition zum Nordpol und auf den Grund des sibirischen Baikalsees geschickt werden.
Ob jedesmal die halb Stadt abgesperrt wird, wenn jemand die Fackel irgendwo vorbei trägt? Dann haben sie viel zu tun in den nächsten knapp über hundert Tagen.