Gesegnete Weihnachten

„Ich bin kein Experte. Aber ich vermute, wenn es im Himmel singende Engel gibt, dann klingen sie wie Sinead O`Connor in diesem Lied. In diesen … Minuten höre ich und spüre.“ schreibt Mirko Kussin „Stille… Jahr für Jahr. Neu.“

Irgendwann

„Viele, die ihrer Zeit vorausgeeilt waren, mussten auf sie in sehr unbequemen Unterkünften warten.“
Stanislaw Jerzy Lec

Weihnachten naht. Samt aller seiner Auflagen. Die Ahnung von Frieden, den dieses Fest (mir) jedes Jahr verspricht, können mir diese Regelungen nicht nehmen. Die Zuversicht, ein Leben lang mit diesem Ereignis verbunden, bleibt. Die inneren Bilder sind stärker als die äußeren Bedingungen. In diesem Sinne: Möge es besinnlich zugehen – wo immer Ihr auch seid.

Inside

„What lies behind you and what lies in front of you, pales in comparison to what lies inside of you.“ Ralph Waldo Emerson
„Was hinter dir liegt und was vor dir liegt, verblasst im Vergleich zu dem, was in dir liegt.

Erwägen

„Fähigkeit ruhiger Erwägung — Anfang aller Weisheit, Quell aller Güte!“
Marie von Ebner-Eschenbach

No one is ever ready

„If necessity is the mother of invention, urgency is the uncle of change. Without it, progress slows and then stops and then reverses.“ Nell Scovell
„Wenn die Notwendigkeit die Mutter der Erfindung ist, ist die Dringlichkeit der Onkel der Veränderung. Ohne sie verlangsamt sich der Fortschritt, kommt zum Stillstand und kehrt sich dann um.“

Kind of Liberation

Mut
„Ich habe gelernt, dass Mut nicht die Abwesenheit von Angst ist, sondern der Triumph über sie. Der mutige Mensch ist nicht der, der keine Angst fühlt, sondern der, der sie besiegt.“ — Nelson Mandela

Meister beobachten…

Die Meister beobachten die Welt,
vertrauen aber ihrer inneren Sehkraft.
Sie lassen die Dinge kommen und gehen.
Ihr Herz ist offen wie der Himmel.
Laotse

Gegen das Grau des heutigen dritten Advents lade ich Euch ein auf den Blick aus dem Zug von Oslo nach Bergen an einem sonnigen Wintertag. Nein, ich habe es LEIDER selbst noch nicht erlebt – doch ist ein neuer Wunsch geboren. Sobald es geht… See you in Norway. Einen besinnlichen dritten Advent wünsche ich Euch.

Sanft fallen

„Ein guter Rat ist wie Schnee. Je sanfter er fällt, desto länger bleibt er liegen und um so tiefer dringt er ein.“ Simone Signoret

Some time

Es braucht viel Zeit, einen kurzen Weg zu gehen.
~ Sophokles

WACH Denken

Rebekka Reinhard, praktizierende Philosophin, hat mich mit einem Titel eingefangen, der vielversprechender nicht hätte sein können. Für mich zumindest.

In Cellophan verpackt erreichte das Buch meine Adresse in der letzten Woche, als ich noch unterwegs war. Seit Samstag lag es, nachwievor in seiner Schutzhülle, auf meinen Schreibtisch. Und heute Abend – in einem Gespräch mit meiner Freundin Elke, seit jeher Sparringspartnerin zwecks Denken, Fühlen und Verstehen und Erklären, Genießen und Inspiration – fiel mein Blick auf den Untertitel. „Für einen zeitgemäßen Vernunftgebrauch“. Ich habe es ausgepackt. Ich habe die Widmung gelesen. #nobullshitfeminismus

Aufgeblättert. Während des Telefonats vorgelesen, als säßen wir am Küchentisch. Jede auch noch so kurze Passage ist – selbst aus dem Kontext gerissen – Anregung, Inspiration zum Selberdenken. Jene, die das gerne tun, leidenschaftlich selbst denken, sich gerne durch virtuose Wortkompositionen, prägnante Rückschlüsse animieren lassen, sollten sich dieses Werkes annehmen. R. Reinhard versprüht Zuversicht und traut den Menschen eben noch zu: Selbst zu denken, anzuzweifeln, zu hinterfragen, eben „WACH zu denken“, sich auf die Unberechenbarkeit des Lebens einzulassen – weiter zu glauben als das, was sie „Computer -Logik“ nennt. „Es begegnet der Vereinfachung mit einer Lust am Spiel, am Experiment, am Wagemut. Wer wach denkt, schaut frei, kreativ und vorurteilslos auf die Welt. Und das brauchen wir heute dringend, um zu neuem Wissen zu finden, zu einer intelligenten Verbindung von Verstand und Emotion, von Hirn und Herz.“ Sie widerspricht sich. Mit Absicht. Wenn ich sie recht verstehe, erhebt sie nicht den Anspruch, mehr zu wissen als andere. Sie lädt allerdings ein, WACH zu sein. Angstlust zu genießen. Spannungsfelder auszuloten. Sich aus dem Gefängnis des Vereinfachens zu befreien. Mir kommt es vor wie die Aufforderung meines Vaters – damals in den 60ern, 70ern und 80ern an mich, alles zu hinterfragen, nichts einfach hinzunehmen. Es erfreut mich zutiefst, dass es wieder ein Plädoyer dafür gibt.

Mitten aus ihrem performanten Schreiben heraus melde ich mich schon mal.

Und ich bin sooo neugierig auf sie als Person geworden.

Ihr Plädoyer für zeitgemäßen Gebrauch der Vernunft: ÄUßERST ERHOLSAM!

https://www.koerber-stiftung.de/mediathek/rebekka-reinhard-wach-denken-2102

Sehnsucht oder so

„Was andere uns zutrauen, ist meist bezeichnender für sie als für uns.“Marie von Ebner-Eschenbach

Sehnsucht – ein Begriff, ein Phänomen, mit dem ich in diesem Jahr häufig konfrontiert bin. Immer wieder kommt das Gespräch darauf. Ja, nach was eigentlich? Eine gute Frage. Dass mir gerade viel wirklich fehlt…… kann ich momentan nicht überzeugend behaupten. Es gibt da diese namenlose Sehnsucht. Weniger bestimmt als ein Wunsch. Ein breiteres Gefühl aber. Umfassender und gleichzeitig konkreter als eine Hoffnung. Es ist die Sehnsucht nach dem, was ich mir in den letzten knapp vierzig Jahren beruflich erkämpft und gepflegt habe. Selbstbestimmtheit. Beweglichkeit. Maximale Bewegungsfreiheit. Und mit Corona ändert sich das gerade.

Besser gesagt: Mit den Wirkungen von Corona.

Bezahlte Aufträge fehlen mir. Es ist nicht so, dass es nichts zu tun gäbe: Die ersten Monate habe ich damit verbracht, Vorträge zu schaffen. Ich wusste ja, dass ich mit den fertigen Präsentationen auf die Schiffe gehen sollte – um entlang Norwegens Westküste Polarlichter zu „jagen“. Und später im Sommer die Destinationen zu erklettern, erwandern, erfahren. Dass ich meine geliebte Donau entlang hätte schippern sollen, dürfen. Und auch der Rhein wäre in diesem Jahr mal dran gewesen. Das am liebsten natürlich: gesund. Und eine tiefe Sehnsucht von mir: sorgenfrei. Sorgenarm reichte mir schon.

Die Vorträge werden leider nicht gebraucht. Anders als im letzten Jahr. Deshalb gibt es die eine oder andere Hilfe vom Staat. Überraschungen durch kurzsichtige Planungen staatsseitig inbegriffen. 🙂

Jetzt ist die Zeit dunkel. Der Tag kurz. Der Boden noch von goldenen Blättern verklebt. (Wenn ihn nicht mit Laubbläsern Bewaffnete dieser Pracht berauben.)

Gesund bin ich: soweit ich das selbst beurteilen kann. Ganz sorgenfrei natürlich nicht. Und das wird sich irgendwann legen. Habe ich beschlossen. 🙂

Für mich ist die Sehnsucht wohl etwas, was, kaum ist sie gefühlt, bemerkt oder benannt, mich wie eine Kompassnadel auf die Zukunft ausrichtet. Immer wieder mich neu erfinden lässt. Immer wieder mit anderen Teilen von mir in Kontakt bringt.

Wie eng sie mit Erwartungen verbunden sind zeigt sich, wenn aus der Hoffnung ein Wunsch wird – der ggf. auch nicht erfüllt wird. Ein dynamisches Geschehen eben. Und ich kann lernen, welche Erwartungen ich an andere hege, um zu realisieren, was für Pläne entstehen – aus der Sehnsucht, den Hoffnungen, den Wünschen. Eine Erkenntnis gibt es schon: Wenn ich andere brauche, um was zu verwirklichen, schrumpft ein Wunsch schnell. Hingegen bin ich zutiefst dankbar, wenn sich Unvermeidbares dank anderer leichter erledigen lässt. Ich fühle mich wirklich reich beschenkt mit Freunden und Freundinnen, mit denen gelingt, was sich sonst schwer oder schwierig anfühlt.

Spannend! Wirklich erhellend. Selten so viel Zeit gehabt, das zu reflektieren. 🙂

Und lausche derweil:

Empfehlung für den Abend

Es ist mal wieder soweit. Mein kleiner Bruder OldMan schickt wieder Seelenmusik. Diesmal ein ganzes Konzert. Highly recommended!

Mercy

„Ich sehe, dass der Weg des Fortschritts nie gradlinig verlief, sondern immer ein Zickzackkurs war im Spannungsfeld von Recht und Unrecht, Wahrheit und Irrtum, Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, Grausamkeit und Barmherzigkeit.“ Kelly Miller

Wurde auch Zeit

„Nur der Wechsel ist wohltätig. Unaufhörliches Tageslicht ermüdet.“
Wilhelm von Humboldt

As It Seems

„Probleme, die Du ignorierst, verschwinden nur, um Verstärkung zu holen!“ Erfahrungswert 🙂

Das Gute…

…liegt so nah.

Plan…

„Manchmal lassen wir uns vom Leben leiten, und manchmal packen wir das Leben bei den Hörnern. Aber eines ist sicher: Ganz gleich, wie gut wir organisiert sind oder wie gut wir planen, wir sollten immer mit dem Unerwarteten rechnen.“ Brandon Jenner

Einen wunderbaren Auftakt der Adventszeit wünsche ich Euch!!!! Friedlich möge es sein und bleiben. Erbaulich und beruhigend. Warm und gut versorgt möge es sich anfühlen. All the best for you!

Danke an alle, die sich so fürsorglich bemerkbar machen in meinem/unseren Leben. 🙂

#Wohnzimmerspende 2020

https://www.wohnzimmerspende.de/

In diesem Jahr habe ich meine ehrenamtliche Aktivität mal um etwas Neues erweitert. Ich habe Kollegen aus dem Stiftungssektor dabei geholfen, die #Wohnzimmerspende zu starten und habe gerne an vielen der Zoomveranstaltungen teilgenommen. Ich bin Menschen begegnet, die ich anders nie kennengelernt hätte. Und es fühlte sich äußerst ermächtigend, nützlich und erbaulich an. Für mich jedenfalls.
Mitten im ersten Lockdown startete die erste #Wohnzimmerspende. Und nun sind wir mitten im zweiten Lockdown und diese kreative Form des #givingcircle gipfelt für 2020 im #GivingTuesday 1. Dez. um 20:15 Uhr.

Viele Erfahrungen gesammelt haben wir. Michael Alberg-Seberich und Felix Dresewski haben mit viel Leidenschaft das Format ausgerichtet, optimiert und variiert. Organisationen, Institutionen ausgesucht und Räume geschaffen, in denen diese auf eine Weise Gehör gefunden haben wie sonst nirgends. Viel Geld ist zusammengekommen und verteilt worden, so viele Geister mit dieser Idee infiziert und zur Eigeninitiative eingeladen. Das wirksamste und gleichzeitig geselligste Spendenformat, was mir bis dato untergekommen ist. Fühlt Euch eingeladen, an diesem #givingtuesday teilzuhaben, teilzunehmen. Nichts muss, alles kann. Einmal noch in 2020. 🙂

Es ist viel entstanden seit der ersten Wohnzimmerspende: Jetzt könnt Ihr sogar schon auswählen, in welchem Wohnzimmer Ihr gerne etwas fändet oder geben wollt.

See you!!

Giving Tuesday am 1. Dezember 2020

Am 1. Dezember 2020 – dem weltweiten Aktionstag für Spenden und Solidarität #GivingTuesday – finden mehrere Online-Spendenaktionen statt, die von der Wohnzimmerspende inspiriert wurden:

19:30 Uhr: Anmeldung zum Wohnzimmerkonzert mit Spenden von Coach, TD Plattform und In-Haus.

20:00 Uhr: Wohnzimmerspende der Bürgerstiftung Bonn.

20:15 Uhr: Wohnzimmerspende von Lilian & André Engelmann in Eberwalde.

20:15 Uhr: Wohnzimmerspende vom Rotaryclubs Bielefeld-Sparrenburg (Andrea Frank) in Bielefeld.

20:15 Uhr: Wohnzimmerspende von Sarah Winkler in Berlin.

20:15 Uhr: 8. Wohnzimmerspende von Michael Alberg-Seberich und Felix Dresewski.

20:15 Uhr: Anmeldung zur Wohnzimmerreise mit Spenden von Help – Hilfe zur Selbsthilfe.

20:15 Uhr: Anmeldung zum Online-Spendenabend von wellcome – das Sozialunternehmen für Familien.

20:15 Uhr: Anmeldung zum Online-Spendenabend des ASB Hessen.

21:30 Uhr (20:30 englischer Zeit): Virtuelles englischsprachiges Event „Living Room Giving: Support from your sofa. Do good together.“

Mächtige Stille

Hoffnung der anderen Art

„Unter den Lebenden aber werden wir uns nicht Lehrer aussuchen, die ihre Worte hastig hervorsprudeln, Gemeinplätze von sich geben und kleine Zirkel um sich bilden, sondern solche, die durch ihr Leben lehren, die, wenn sie gesagt haben, was man tun soll, auch mit der Tat die Echtheit ihres Wollens beweisen, die lehren, was man meiden soll und niemals bei Handlungen, die sie für verwerflich erklärt haben, zu ertappen sind.“
Lucius Annaeus Seneca

Ich war sehr nachdenklich in den letzten Tagen. Na gut: Nicht nur in den letzten Tagen. Ich bin es eigentlich immer. Tauben sitzen oberhalb der Wolke in der Spitze der entblätterten Birke. Durch den Nebel ist schon blauer Himmel sichtbar. Und ein paar weiße kleine Wolken. Der Einladung zu einem Spaziergang bin ich gefolgt und erfrischt zurück an meinem Schreibtisch.

Die Arbeitswelt fühlt sich für mich gerade ein bisschen so an, als säße ich in der Economy-Class eines Billigfliegers, Mittelsitz einer Dreierreihe, der Gast vor mir hat die Lehne nach hinten gestellt und der hinter mir rammt mir seine Knie in den Rücken. Und ich bekomme nicht mal den kleinen Tisch ausgeklappt, um etwas darauf abzustellen. Ich hoffe, dass es kein „Langstreckenflug“ ist. 🙂

Ich lausche:

Menschentränen

Ich fühle mich in der ganzen Welt zu Hause, wo es Wolken und Vögel und Menschentränen gibt.Rosa Luxemburg

Heute habe ich mal auf den Link geklickt, der mir die Fragen versprach, die in einem Vorstellungsgespräch heutzutage gestellt werden. Und auf die ich im Falle eines Falles vorbereitet sein müsse. Das war fast so schön wie die Einladung :“Werde Transformationscoach und verdiene sechs – bis siebenstellig!“ Man werde mich sicher fragen: „Wo sehen Sie sich in fünf Jahren.“ Ach echt? Na, die Antwort kenne ich: Wenn ich nicht gestorben bin…… hoffentlich IN RENTE!

Und dann die sinnigste aller Fragen, die ich bislang gehört habe – und das meine ich tatsächlich ernst, das mit der sinnigsten aller Vorstellunsggesprächfragen: „Was haben Sie zuletzt gelernt?“ Die Antwort wüsste ich jetzt noch nicht zu beantworten. Ich lerne ja schließlich jeden Tag dazu. Momentan sogar – behaupte ich – lerne ich noch mehr als sonst. Über Menschen. Über Politiker:innen. Über Haltungen. Über Freundschaften. Über Auftraggeber. Über Kooperationsbereitschaft. Über Werte – die meinen wie andere. Und überhaupt…

In solchen Momenten kommt mir dann Ina Müller zur Hilfe. Mit ihren Texten, ihren Harmonien, ihren Melodien. Danke dafür. Herzlichst.

Purpose

„Education’s purpose is to replace an empty mind with an open one.“ Malcolm Forbes

Totensonntag

„Gott hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung.“ 2.Kor.5 19

Wieder und wieder verabschiede ich sie. Auch die, die schon lange diese Welt verlassen haben. Zumindest physisch. Und besonders die, die erst unlängst die Augen schlossen. Weil ihre Zeit um war hier auf Erden. Ihre Alters wegen, ersehnt, aus Verzweiflung oder wegen einer Krankheit, die sich ihrer bemächtigt hat. Allesamt Menschen, die mir ans Herz gewachsen sind und waren, welcher Art unsere Verbindung auch immer war.

Möge es da, wo sie jetzt sind, friedlich sein. Friedfertiger als ich es aktuell hier empfinde. Normalerweise griffe ich wohl auf den Bachchoral „Wachet auf ruft uns die Stimme“ zurück – das aber ginge mir heute einfach doch zu nah.

Mögen Euch gute Gedanken an Eure verstorbenen Lieben für diesen Totensonntag begleiten.

Morgen früh…

Morgens an der Elbe

Danke, liebe Ina Müller. Mal wieder singst Du mir aus tiefster Seele. Was für Bilder!!!!!!! Was für ein Hommage an die Liebe und ihre Wirkungen in Hamburg!!!!

Vielleicht treffen wir uns ja mal auf einem unserer Spaziergänge an der Elbe beim Möwen füttern mit Selbstmitleid. 🙂 DANKE!

„Du sagst, Du willst tun, was Dein Herz Dir sagt. Dann hör doch gefälligst auch zu!“ 🙂

Bewegt werden

„Alle geistige Berührung gleicht der Berührung eines Zauberstabs. Alles kann zum Zauberwerkzeug werden.“ — Novalis

Auch Stimmen und Rhythmen. Mir war heute nach dieser Art „Bewegtwerden“.

Reaktanz – was ist das denn nun wieder? :-)

Klick auf das Bild zum Buchauszug

adeo Verlag 02/2020
EAN/ISBN: 9783863342494

Reaktanz – was für ein Begriff. Alltagstauglich erschien er mir nicht, als ich den Titel las. Doch weiß ich um das wundersame Formulieren der Carmen Thomas. Deshalb begann ich zu lesen. Um gleich in ihrem ersten Kapitel darüber aufgeklärt zu werden, dass sie Zweifel hegte wie ich. Auch sie fand den Begriff nicht gerade „sexy“. Und das Wort „Blindwiderstand“ als Erklärung auch nicht besser! Damit war meine Reaktanz schon mal gesenkt. Schmunzelnd folgte ich ihr durch ihre Erlebnisse in Konferenzen, Sendungen und Seminaren. Anhand derer erklärt sie die Wirkweisen der Blindwiderstände; dieser Blockierer und Verhinderer respektvoller Kommunikation. Vor allem, wenn sie uns nicht bewusst sind. Das bot mir Identifikationsgelegenheiten. Ihr Umgang mit dieser Art Widerständen ermutigt und ermächtigt. Sie findet neue Worte für alte Phänomene. Sie nutzt, was da ist. Reflektiert, was gescheitert scheint. Kopiert um zu kapieren. Empfiehlt die Freiheit der Fehlerfreundlichkeit. Plädiert umzunutzen statt runterzuputzen, macht aus allem das Beste.

Jedes Kapitel ist ein Erlebnis. Vieles zum Ausprobieren abseits der üblichen Interventionen. Humor, Aha Erlebnisse und Tiefgang inbegriffen.

I am just sitting here….

…. watching the wheels go round and round.

„Sie haben keinen inneren Raum, wenn Ihr Geist vollgestopft ist mit Vorlieben und Bindungen, mit Ängsten und Wünschen, mit dem Verlangen nach Vergnügen, Macht und Status. Dann herrscht in Ihrem Geist drangvolle Enge.“
Krishnamurti

Lass uns…

„Du kannst die Wellen nicht anhalten, aber Du kannst lernen, auf ihnen zu reiten.“
Joseph Goldstein

Der Prozess

In den letzten Monaten bin ich verstärkt mit den Gedanken bei dem Thema Resilienz. Ja, es stimmt, ich habe eine Weiterbildung zur Resilienzberaterin gemacht, darf mich jetzt so nennen. Und ich bin Teil einer Gruppe bei Linked IN, die sich austauscht zu dem Thema.

Mich beschäftigt zunehmend die Frage, was genau Resilienz eigentlich ist. Es forschen ganz viele daran. Und je häufiger ich vernehme, dass Menschen kolportieren zu wissen, was genau das sei, worauf sie fuße, bekomme ich das Bedürfnis, genauer zu betrachten, was genau für mich persönlich Resilienz bedeutet. Wieso es mir leicht auf der Zunge liegt, dieses Wort. Und ich es auch häufig mit einem Schmunzeln benutze. Zumal es zu einem Schlüsselwort in der Personalentwicklung geworden ist. Als Geheimrezept gehandelt wird. Sogar der Journalismus nutzt es aktuell im Zuge der Diskussion um qualitativ hochwertigen Journalismus als zu bezahlenden Inhalt. Ich kenne es auch aus dem Englischen, dem Amerikanischen. Dort wird es auch genutzt, um zu beschreiben, wie etwas nach Belastung wieder in seine Urspungsform zurückspringt. Eine gewisse Art von Elastizität.

Da ist es wieder. Das Schmunzeln. Weil mir eine Anekdote von einer Kanutour 1987 einfällt. Wir waren in Dänemark mit Kanus unterwegs. Klamotten und Lebensmittel in Säcken verstaut, auf denen wir teilweise auch saßen, während wir die Paddel betätigten. Im Gepäck war auch dänisches Weißbrot. Als wir zur Mahlzeit das Brot auspackten, war es platt wie eine Briefmarke. Und genau eine Minute nach seiner „Befreiung“ hatte es seine Ursprungsform wieder. Hatte sich wieder „aufgeblasen“. Zu unserer Erheiterung. Von da an haben wir immer wieder über die „Anpassunsgfähigkeit“ dieses Mehlproduktes gelacht und genauso gestaunt. Geradezu eine Qualität. 🙂 Für Kanufahrer mit Platzproblem. 🙂

Im übertragenen Sinne könnte es bedeuten, dass Menschen sich vorübergehend durch Druck verformen lassen könnten, und sich – kaum ist der Druck verschwunden – wieder frei „aufblasen“. Eine geradezu elastische Seele haben könnten sie. An dem Punkt erinnere ich mich mit an Anfragen, die auf eine Beratung zwecks Stärkung der menschlichen Resilienz hinzielten. Hätten Menschen sich selbst oder Arbeitgeber:innen ihre Mitarbeiter:innen gerne resilienter? Damit sie unter dem Druck – dem vielschichtigen – nicht kaputt gehen? Mehr leisten können? Ängste kompensieren? Leben retten? Überleben sichern?

Ich habe viel gehört, gelesen, erlebt und gesehen im Laufe der über dreißig Jahre, die ich als Therapeutin, Erwachsenenbildnerin, Pädagogin, Counselor und vor allem als Journalistin unterwegs bin. Auch als Mutter und berufstätige Frau – als Freischaffende und als Festangestellte.

Wenn Frauen in der Rückschau über die Wirkungen ihres Burn Outs schreiben, betiteln sie es nicht selten als eine Art „sprituelles Erwachen“. Und aus ihrem Munde, aus ihrer Feder klingt das echt, wahrhaftig. UND: es ist alles andere als eine ausschließlich intellektuelle Arbeit. Eher klingt das Beschriebene nach einem emotional arbeitsreichen Prozess der Selbstzuwendung. Nach einer Art Entdeckung der eigenen Kräfte und der eigenen (auch nützlichen) Abwehr. Einer Forschungsreise durch oder entlang der Wurzeln des Lebens. Nicht nur entlang der eigenen.

Kleiner Exkurs: Mich wundert manchmal, dass Stammbaumdarstellungen ÜBER der Erde beginnen.

Spaziergang am Dieksee. Noch bevor es dunkel wurde, lief ich entlang der Bahnschienen zum Wildgehege. Wie jedesmal sah ich das Schild:

Diesmal habe ich es fotografiert. Und bin den Weg zwischen den nun spätherbstlich entlaubten Bäumen sehr bewusst gegangen. Und zum ersten Mal – und ich gehe diesen Weg seit fast fünfzehn Jahren regelmäßig – habe ich wahrgenommen, WIE dort die Bäume am Hang stehen. Und weil sie genau so da am Hang stehen, präsentiert sich mir ihr Wurzelwerk. Nicht alles – aber doch beachtliche Mengen.

Kombiniert hatte ich es bislang nicht. Doch einige Impulse der letzten Tage und Wochen haben meinen Blick mal wieder auf systemische Aufstellungen gerichtet. Dieses mächtige Instrument, um z.B. Familienaufträgen auf die Spur zu kommen. Und so brachte ich das erste Mal diesen speziellen Fußweg „Zur Quelle der gebrochenen Herzen“ und die sichtbaren Wurzeln dieser ehrwürdigen Bäume zusammen. Für mich fühlte es sich plötzlich wie ein Sinnbild an. Ein sicheres Zeichen dafür, dass es möglich ist, sich die eigene Geschichte anzuschauen, ohne an Stabilität zu verlieren. Sich sich seiner selbst, seines Selbsts, zu versichern. Daraus zu schöpfen. Zu entdecken, welche Wetter, welche Krisen, welche Einflüsse schon überstanden sind. Bewältigt oder genutzt. Welche Narben hinterlassen, welche für neue Triebe gesorgt haben. Was sich rund um die Wurzel herum ansiedelt, sie nutzt. Was zwischen ihnen lebt. Und vergeht.

Und wenn dann der Weg geschafft ist bis zur Quelle – dann ist es wie eine Belohnung. Es geht die Mär, dass, wer aus ihr trinkt, geschützt sei vor Kummer und Einsamkeit.

Wenn ich sinniere über „Resilienz“, dann kommt mir wieder der Begriff und das Phänomen „Prozess“. Was, wenn das , was ich zu „Resilienz“ denke, eher der morphologischen Sichtweise entspricht. Wenn es sich immer weiter entwickelt. Nie in den alten Zustand zurückgeht. Sich zwar Erlerntem bedient, aber darauf bauend nach vorne strebt oder nach oben oder in die Breite und die Tiefe? Vorhandenes trainiert via neuer Zutaten, Bedingungen, neuer „Infekte“? Wenn es nicht Elastizität ist, die angestrebt wird, oder Widerstandsfähigkeit. Sondern Resilienz so etwas ist wie das Immunsystem unserer persönlichen Existenz? Der sozialen, physischen, spirituellen und psychischen Existenz?

Und vom Immunsystem – und darüber wird in diesen Zeit viel philosophiert – wissen wir, dass es sich immer wieder neu aufstellen muss. Die Frage bleibt: WIE kommt es dazu, sich neu aufzustellen? Wann „läuft das Fass über“? Wann ist der Schmerz so groß, dass wir uns kümmern?

Und wann sollten wir beginnen?

Ein Erfahrungswert: Trennung, Tod, Krankheit, Pleiten, Scheitern, Verluste vieler Art führen einen vor den Spiegel. Inzwischen weiß ich: Auch die Folgen von Finanzkrisen und Pandemien konfrontieren uns mit uns selbst. Oft in Begegnungen mit anderen Menschen. Dort erkennen wir unsere Wurzeln, unsere traumatischen Erfahrungen. Sogar die traumatischen Erfahrungen unserer Vorfahren. Das ist wirklich nicht nur Spaß. Das weiß ich wohl.

Für mich aber hat es sich gelohnt. Auch früh damit anzufangen.

Eines weiß ich ganz sicher: Es ist NIE zu spät dafür.

Ich bin sehr neugierig auf Eure Meinung dazu! Fühlt Euch eingeladen, dazu was zu schreiben.

Was wir dringend brauchen – Wunder

Der musste einfach noch mal raus. Ein Zustand – noch ein bisschen schlimmer als damals. diesmal mit den hashtags #corona #kultur #wirtschaft #krankheit #gesundheit

Avatar von Ulla KeienburgUlla Keienburg s Blog

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Wunden gibt es jetzt genug. Jetzt müssen Wunder her.

#politik #krieg #krise #geld #tod

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