HERR WULFF!!! AUFWACHEN!!!

Reclam Hefte bergen wahre Schätze.
Ich bleibe mal bei Erich Kästner!
Mitternacht im Winter am Bahnhof


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Sozusagen in der Fremde

„Er saß in der großen Stadt Berlin

an einem kleinen Tisch.

Die Stadt war groß, auch ohne ihn.

Er war nicht nötig, wie es schien.

Und rund um ihn war Plüsch.

Die Leute saßen zum Greifen nah,

und er war doch allein.

Und in dem Spiegel, in den er sah,

saßen sie alle noch einmal da,

als müsse das so sein.

Der Saal war blass vor lauter Licht.

Es roch nach Parfüm und Gebäck.

Er blickte ernst von Gesicht zu Gesicht.

Was er da sah, gefiel ihm nicht.

Er schaute traurig weg.

Er strich das weiße Tischtuch glatt

und blickte in das Glas.

Fast hatte er das Leben satt.

Was sollte er in dieser Stadt,

in der er einsam saß?

Da stand er, in der Stadt Berlin,

und vor dem kleinen Tisch.

Keiner der Menschen kannte ihn.

Da fing er an, den Hut zu ziehen!

Not macht erfinderisch.“

(1932)

Erich Kästner

Kannte Erich Kästner etwa unseren momentanen Bundespräsidenten? 🙂

Eine Antwort auf „“

  1. Liebe Ulla,

    danke Dir. Erich Kästner ist wirklich genial. Meine Antwort auf Deine Frage ist, dass Erich Kästner solche Typen wie Wulff zuhauf kannte, die haben wohl auch schon das damalige Berlin überwuchert.
    Spannend ist das Erscheinungsdatum des Gedichts: 1932. Hoffentlich erleben wir die nächsten Jahre nicht wieder eine Machtergreifung, wie sie 1932 in der Luft lag …
    Wenn die Causa Wulff nicht so bodenlos wäre, könnte man auch Cervantes zitieren … der Ritter von der traurigen Gestalt.

    LG, Renate

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