Vorteil der Klugheit…

Klugheit à la Tucholsky

 

7 Antworten auf “Vorteil der Klugheit…”

  1. Sehr fein, liebe Ulla. Ich will meinen Kommentar nochmals versuchen zu rekonstruieren:

    Ich denke auch, dass das, was Arso anspricht, die Reduktion, nicht unbedingt in eins mit Klugheit zu setzen ist. Reduktion ist, wie beispielsweise auch die Deduktion oder die Induktion, ein Weise des Denkens, genauer gesagt ein Denkverfahren. In der Reduktion werden die einzelnen Bestandteile eines Systems soweit auf einen einzigen Grund zurückgeführt, durch den sich dann das System als Ganzes bestimmen lässt. Dies ist etwas völlig anderes als Klugheit.
    Wie Arso es beschreibt, wäre Klugheit dann ein System, dessen bestimmbarer Grund das Gesetz des Machterhalts der vermeintlich Klugen wäre. Darüber lohnt es bestimmt, nochmals genauer nachzudenken. In diesem Sinne wäre Klugheit eher der instrumentellen Vernunft beziehungsweise der Ratio zuzuordnen, derer man sich mittels Gebrauch bedient, unabhängig davon, ob dies nun sinnvoll oder angemessen wäre.
    Ich denke, Klugheit hat aber viel mit Angemessenheit und Sinngehalt zu tun. Klugheit hat viel mit Urteilsfähigkeit zu tun und für angemessene und sinnvolle Urteile braucht es immer die Rückanbindung an die Emotionen und die Handlungsfähigkeit. Ich denke, Klugheit hat viel mit angemessenem Handeln in einer konkreten Situation zu tun. Dass man alles genau abwägen kann, was für kluges Handeln notwendig ist. Im Gegensatz zur Denkweise der Reduktion braucht man für die Klugheit soetwas wie einen moralischen Kompass (es sei denn, man will die Klugheit in all ihre Faktoren reduzieren ….), eine Ahnung, was sozial gut und angemessen ist. Deshalb gilt Klugheit auch als philosophische Tugend, die Handhabung der Reduktion allerdings nicht. Eine kluge Person handelt somit immer im Kontext des moralisch Guten. Jemand, der oder die schlau, gerissen, tückisch oder verschlagen ist und in diesem Sinne handelt, kann nicht als klug bezeichnet werden. Eine solche Person mag eine hohe Intelligenz, zu der auch die Fähigkeit des Reduzierens gehören mag, besitzen, wenn sie diese im Sinne des moralisch Bösen einsetzt, dann ist es keine kluge Person. Also beispielsweise allein für den persönlichen Vorteil oder den bloßen praktischen Nutzen, das was wir als instrumentelle Vernunft bezeichnen.

    Klugkeit ist in unserer Sprache gesagt, durchaus mit dem vergleichbar, was wir mit sozialer Kompetenz bezeichnen oder auch, was man im 19. Jahrhundert mit Erziehung des Herzens meinte.

    LG, Renate

  2. Ich denke, Klugheit ist etwas anderes als Aus-gebildet-heit, wie Arso sie formuliert. Reduktion ist meiner Kenntnis nach ein hochkomplexes wissenschaftliches Verfahren, um ein System vollständig durch seine Einzelteile bestimmen zu können.
    Klugheit hat dagegen ganz viel mit Lebensklugheit zu tun, mit dem Einschätzen von Situationen und dem situativ gemäßen Handeln usw. Da kann es einfach manchmal klug sein, sich dumm zu stellen, um zu einem angemesseneren Ergebnis zu kommen. usw.
    Ich denke da sehr an die Kommödien von Molière, wo die gebildeten Ärzte und Juristen am Ende die Dummen sind, weil sie zu sehr in ihrem Bildungsdünkel verharrt sind. Die ungebildeten Zofen und Diener sind diejenigen, die für die unglücklich Liebenden stets die besseren Auswege parat haben, weil sie einfach klüger sind. Auch in den Mozart-Opern ist dies ja ein durchgängiges Motiv.

    LG, Renate

  3. Äääh sorry. Wollte das eigentlich Re-Bloggen aber das Ergebnis war recht eigenartig und irgendwie nicht editierbar. Auf jeden Fall eine sehr treffliche Lebensweisheit mit tollem Motiv garniert, die es verdient hätte, in den Weiten des Netzes verbreitet zu werden!

  4. „Ein Nachteil von Klugheit besteht darin, daß sie diejenigen, die denken, daß sie klug wären oder denen man zuschreibt, daß sie es wären, in eine bestimmte Art darauf zu reduzieren vermag, daß diese sie vornehmlich nur als Kunstfertigkeit eines(ihres) Machterhalts zu gebrauchen vermögen.“ (by arso)

    Das Bild ist sehr inspirierend.

    Grüße,
    aus dem unklugen, aber dafür beseelten Ministerium für Literatur, diss. Träumen und Luzide Kunst.

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