Ein Wachmacher :-)

I have seen your soul

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„Das schönste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann, steht in den Herzen der Mitmenschen.“ Albert Schweitzer

Man muss sich durch die kleinen Gedanken, die einen ärgern, immer wieder hindurchfinden zu den großen Gedanken, die einen stärken. ©Dietrich Bonhoeffer

In diesem Sinne musste ich mich immer wieder zu den großen Gedanken aufschwingen, die mich stärken.

Was für ein Tag das war, dieser 21.3. Morgens macht eine abschließende Bemerkung zur Steuer 2017 das Fass „Kindsvater verweigert sich jeglicher Verantwortung für sein Kind und verdient auch noch dran.“, es jährt sich der Todestag meines Herzensfreundes, es ist WDSD18, World Down Syndrome Day, ich starte heute eine längere Reise – nein, keine Schiffsreise. 🙂

Mal sehen, wie gut ich von all dem lassen kann. 😉

Drückt mir die Daumen bitte, dass alles gut läuft. America, see you soon. 🙂

Pünktlich à la Hans Zerban

„Er war der Chef vom Ganzen. „Ich bestimme. Ihr tanzt nach meiner Pfeife.“ Wenn der Fahrdienst wie immer pünktlich um 7.45 Uhr kam, dann kam Hans wie immer 7.47 Uhr. So viel Zeit musste sein. „Wer legt denn fest, dass der neue Tag um null Uhr eins beginnt?“ Artikel eins seines ganz persönlichen Grundgesetzes: „Das System lehne ich ab!“ – „Welches System?“ – „Jedes System!“…..  UNBEDINGT 🙂 zu Ende lesen beim Tagesspiegel

Ja, ich reagiere, wenn über Menschen oder von Menschen mit Down Sndrom geschrieben wird. Ja, es rührt mich, wenn ich lese, dass es Ähnlichkeiten gibt zu Wesenszügen und Verhaltensweisen, die ich von meinem Sohn kenne. Ich liebe diese Eigenarten, ihre Beharrlichkeit, ihre Leidenschaft. So herausfordernd sie mitunter sein mögen.

Hans Zerban – have a safe trip!

und: Danke an Gregor Eisenhauer!

Trisomie 21 – Es geht auch so!

Ich kann mich nicht erinnern, dass mich je die Leseprobe eines wissenschaftlichen Buches soooooo gerührt hätte. Mal ab von den Ergebnissen seiner Studie wählt Andre Frank Zimpel die respektvollsten, menschlichsten Äußerungen, die ich je zu dem Phänomen Trisomie 21 und seinen Wirkungen auf Menschen und unsere Gesellschaft im deutschsprachigen Raum gelesen habe. Bisher. Ich freue mich auf das Buch wie auf eine Schachtel bester Pralinen. Ein Geschenk. Freue mich jetzt schon, es rezensieren zu dürfen. Habe mich bei dem Gedanken erwischt: „Siehste! Sag ich doch!“   .-)

 

Das fand ich heute bei der Lernwelt von Peter Schipek:   Vielen Dank dafür!

 

 

 

Reinigung

Egal, wer sie benutzt, „Eine Kamera macht uns zum Touristen in der Lebenswelt anderer Menschen – und mitunter auch zu einem in der eigenen Welt.“ (frei nach Susan Sontag)

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„The camera makes everyone a tourist in other people’s reality, and eventually in one’s own.“ Susan Sontag

Ohne weitere Worte: Das Vorstellungsgespräch

Der muss einfach via meines Blogs auffindbar sein! Danke an arte!

http://tinyurl.com/lnfmft9

True Colours

Aus dem Leben einer Einelterfamilie mit einem „behinderten“ Angehörigen:
Nachdem im Frühjahr die Notwendigkeit der gesetzlichen Betreuung neu begutachtet werden musste, stand nun die jährliche „Individuelle Hilfeplanung (IHP)“ an. Schließlich will nicht nur der Gesetzgeber wissen, ob mein Sohn eine Betreuung braucht, resp. ein „RECHT“ darauf hat, sondern auch der Landessozialhilfeträger möchte gern jährlich erneut wissen und differenziert beschrieben haben, welche Hilfen notwendig sind.
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Das ist auch sicherlich gut, denn es können sich Umstände, Gesundheitszustand und Bedingungen verändern. In Zeiten der Geldknappheit wäre es einem solchen Geldgeber natürlich lieber, es verbesserte sich vieles. So ein Träger will auch wissen, ob denn die Hilfe, die bisher finanziert wurde, auch wirklich noch nötig ist.
Wie gerne sagte ich: Das Chromosom ist flüchtig – und die Wirkungen sind auch verschwunden.
Menschen mit Down Syndrom altern erfahrungsgemäß „schneller“. Ergo gibt es auch die eine oder andere Einschränkung mehr als bei Gleichaltrigen. Es bedarf unglaublicher Aufmerksamkeit, um die Indizien dafür zu sehen, um die Signale zu erkennen und sie zu „deuten“.

Also wurde diese „IHP“ eine schwierige Geburt. Für mich auch eine Achterbahn der Gefühle. Es wühlt Erinnerungen auf. Fazit: Wir haben alle viel gelernt dabei – über meinen Sohn, über uns, über unsere Beziehungen innerhalb des Systems, unsere Sichtweisen. Danke dafür!
Inspiriert von den positiven Erkenntnissen und Erlebnissen bzgl. dieses Prozesses lasse ich stellvertretend mal John Legend zu Wort und Ton kommen:

Spiegel = Vorbild?

„Kennst Du eigentlich Alexander Koch?“ fragte mich gestern Tamara, als wir telefonierten. Wir tauschten uns über den Alltag im Leben mit unseren Kindern aus – speziell über die Wirkungen, die das Etikett „Down Syndrom“ für unserer Leben bedeutet. Von Hölzchen auf Stöckchen (so hätte meine Großmutter das genannt) kamen wir. Eine Erfahrung, die immer mal wieder gut tut. Wenn da jemand ist, die die Sätze beenden könnte. Oder einer, der genau weiß, von was ich gerade spreche, nur Stichworte braucht, um mit mir zu lachen oder auch zu weinen oder einfach Ohmacht auszuhalten.

Dann habe ich natürlich den Alexander Koch gesucht – und gefunden – Noch nicht direkt ihn, aber sein Blog und seine Kommentare. Ich konnte nicht anders, als ihn zu kontakten. 🙂
Ein bisschen ist das, als wäre ich der Nase nach gegangen. Mutig, neugierig, ein bisschen verhalten vielleicht, in „Check“ Haltung…. aber…

Jetzt reblogge ich einfach mal (nach Absprache, versteht sich) seinen neuesten Artikel.

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„Sei der Spiegel, in dem dein Kind sich widerspiegelt.“

Vor kurzem hat man mir diesen Satz gesagt, und finde ihn genial. Dieser Satz beschreibt bildlich den Kernpunkt des Forschungsprojektes der Uni. Malaga, beschreibt, wie wir als Elternpaar versuchen zu denken und zu handeln .

Eigentlich kennen wir das Ergebnis: die Kinder sind ein Spiegelbild von uns. Doch dieser Satz suggeriert etwas Neues: “ Sei der Spiegel, in dem dein Kind sich widerspiegelt.” Ich als Elternteil muss eine aktive Rolle einnehmen, muss mir bewusst sein, dass mein ganzes SEIN, meine gesamte Kommunikation (verbal und nicht verbal) Einfluss auf die Entwicklung, auf das Heranwachsen einer neuen Person hat.

weiterlesen:    http://vielfaltfamilie.blogspot.de/2014/04/sei-der-spiegel-in-dem-dein-kind-sich.html

 

Danke an Tamara und Alexander- Ich freue mich auf regen Austausch.

 

World Down Syndrome Day – 21.3.

Am 14.  März hat Saatchi  die Antwort auf eine Emailanfrage in diesen wunderbaren Beitrag zum WeltDown SyndromTag 2014 am 21.3.  verwandelt.

Unter dem Titel:  Empfehlung an eine zukünftige Mutter berichtete Timm Nudd dazu am 14. März

„Jeder hat das Recht, glücklich zu sein“

Eine schwangere Mutter schickte eine Email an  CoorDown, Italiens nationale Organisation für Menschen mit Down Syndrom. Die zukünftige Mutter hatte herausgefunden, dass ihr Kind diese genetische Besonderheit hat und ist nun ängstlich.

„Was  wird mein Kind für ein Leben haben?“ fragte sie.

Saatchi & Saatchi Italy nahmen diese Nachricht zum Anlass un als Ausgangspunkt für einen Beitrag zum WDSD, in dem 15 Menschen mit Down Syndrome  „FutureMom“ antworten,  um ihr  eine bessere Vorstellung von dem zu schaffen, was sie erwarten könnte – an Freude und an Herausforderungen – ,wenn ihr Sohn auf die Welt kommt.

Saatschi arbeitet nun das dritte Jahr für Coor Down. Deren letzten zwei Kampagnen gewannen 11 Löwen in Cannes für die Agentur.  Das diesjährige Thema des World Down Syndrome Days (21.3.)  ist das Recht auf Glück und Wohlgefühl für Menschen mit Down Syndrom.  Das Ziel ist, eine Kultur der Vielfalt und Integration in der Gesellschaft zu verbreiten – speziell in den Schulen und in der Wirtschaft.

„Everyone has the right to be happy,“ says the new spot’s on-screen tagline.

Via Osocio.

CREDITS
Client: CoorDown
Agency: Saatchi & Saatchi Italy
Executive Creative Director: Agostino Toscana
Creative Directors: Luca Lorenzini, Luca Pannese
Art Director: Luca Pannese
Copywriter: Luca Lorenzini
Director: Luca Lucini
Production Company: The Family Film
Agency Producer: Sabrina Sanfratello
Head of TV: Raffaella Scarpetti
Original Music: Alessandro Cristofori, Diego Perugini for Stabbiolo Music
Postproduction: XChanges Vfx
Color Grading: Band
Audio Postproduction: Top Digital; Cat Sound International
Voiceover: Pasquale Anselmo

It`s not the End

end

Die Erkenntnis des Tages.

„Diffability“ oder „brand(eins)aktuell“

Seit gestern geht mir das Wort „Diffability“  nicht mehr aus dem Kopf. Tim Shriver nutzt es als Beschreibung für das Phänomen, wie Menschen sich voneinander unterscheiden (möchten). Ohne nach einer „gültigen Definition“ zu suchen, ließ ich den Begriff wirken. Als ich dann die Offline- Printausgabe der neuen Brandeins in die Hand nahm, musste ich schmunzeln.

Schwerpunkt: GRENZEN

Aufgrund des Leistungsschutzrechtes …..  ach: Ich empfehle einfach den Artikel „Reisefreiheit“ von Wolf Lotter in dem neuen Heft. Genug Stoff, um mal um die Ecke zu denken. Ermutigendes, Bestätigendes, Bedenkenswertes….  was auch immer Mensch da heraus lesen möchte.

Offensichtlich ist es das Normalste auf der Welt „anders“ zu sein.  🙂  Ebenso „normal“ scheint zu sein, Grenzen überwinden zu wollen. Es lebe die Herausforderung, ABgrenzung von BEgrenzung zu unterscheiden.

1992 Johannes
Das haben wir gemeinsam: Diffability 🙂

 

 

 

 

 

 

 

Tim Shriver: „I don`t wonna be a cop. I wonna be a teacher. You’re allowed to be humiliating, degrading and hurtful. I’m allowed to petition you to at least recognize what you say and be aware of the option you have to stop.“

Was fällt Euch als Erstes ein, wenn Ihr den Begriff „Diffability“ hört? Habt Spaß mit Euren Gedanken.

Das bunte Leben

Happy Birthday

Als ich vor 29 Jahren morgens in Flensburg zu einer Routineuntersuchung ins Krankenhaus kam, schmückte das bunte Herbstlaub noch die Bäume. Niemand ahnte zu dem Zeitpunkt, dass dieses bunte Treiben mit das erste sein würde, was mein Sohn erblicken sollte. Ausgerechnet war etwas anderes: Grauer November hieß es,  etwa die Mitte des Folgemonats. Die Untersuchungen hatten kritische Herztöne ergeben. So packte man mich in ein viel zu kurzes Bett und monitorte den lieben langen Tag die Bewegungen seines Herzschlages. Ich schreibe hier so selbstverständlich : „seines“. Damals wusste ich noch nicht, ob das Kind eine Friederike oder ein Johannes würde. Um 18:00 Uhr beim Schichtwechsel der Hebammen dann eine flotte Entscheidung: Kaiserschnitt.

Um 18:18 Uhr: Der erste Schrei, den ich selbst jedoch nicht gehört habe.

Am Tag danach die ungeschickt und unglücklich formulierte Vermutung, dass „mit dem Kind etwas nicht in Ordnung“ sei. „Sehen Sie mal zu, wie Sie es ihrer Frau beibringen. Ihr Kind hat wahrscheinlich ein Down Syndrom!“ war die Ansage an den Vater auf dem Krankenhausflur. Als hätte er damit nichts zu tun. Der saß dann an meinem Bett und brachte ebenso hilflos nur heraus: „Du musst jetzt ganz stark sein, Unser Kind hat wahrscheinlich Down Syndrom.“ Bis heute habe ich nicht vergessen, welche Gewalt Worte haben können. In dem Moment war alles leer. Ich fühlte alle Pläne, die ich je für Johannes gehegt hatte, wie durch eine Explosion zerstört.

ICH wurde ganz stark im Leben mit MEINEM Sohn. Ich wurde aber auch sehr empfindlich, kämpferisch, blieb mit meinem Sohn neugierig, erfuhr Diskriminierung, lernte Chancen zu finden, verkaufte meine Haltung nicht, gab mein Gehirn nicht an Firmentüren ab, und mein Herz verschloss ich auch im Job nicht. Ich lernte immer wieder: Ich bin nicht geeignet für Anpassungsversuche, reagiere allergisch auf Machtmissbrauch, lese zwischen den Zeilen und höre nie auf zu fragen: „Um was geht es eigentlich?“

Die Kombi aus allem garantierte uns ein vielseitiges, buntes Leben. Kein Wunder, dass ich diesen Tag gerne zwischen bunten Blättern verbringe- am liebsten gewärmt von niedrigstehender Sonne.

Happy Birthday, Johannes! Danke, dass es Dich gibt! Stolz bin ich auf Dich und Dein Leben und auch auf das, was wir gemeinsam gelernt und geschafft haben.  Stay cool  🙂

 

 

Labels – Another life another me

Heute erreichte mich dieses Bild mit dem Kommentar:

„Ich dachte, das interessiert die Ulla!“ 🙂

Was mich unter dieser URL erwartete, hat mich sehr berührt.

Wenn Ihr Euch die  Zeit nehmen mögt…

Deeply impressed by this documentary: „Labels“

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„Labels“ was produced by the Art Video Studio in the framework of the project „Mobilizing the Disability Community to Speak out for the Rights of Persons with Mental Disabilities,“ implemented by the Russian Disability NGO Perspektiva, with support from the Open Society Institute. Financial support to produce, translate and subtitle the film was also provided by the UN Russia office. „Labels“ premiered in Moscow on October 18 to a crowd of nearly 600 people. It will also be screened in Moscow in November and December, 2011, at two prestigious documentary film festivals.

„Labels“ is a film about people who are on the edge of the Universe — persons with mental disabilities, who are ignored, insulted and even feared by many. Through poetry and the words of family members, viewers are drawn into the rich world of four individuals with disabilities and their families.

Viewers learn about the struggle of these families to enrich the lives of their children who have been rejected by the rest of the community. Most importantly, viewers learn about four individuals and their amazing abilities and desire to belong. Finally, this film presents us with a different way to look at people with mental disabilities that is unbiased and free from stereotypes and labels.

Some feedback after the premiere:
„The film lasted only 20 minutes, but I felt like I had spent a lifetime with its main characters. Films like this can move people to take action.“
„The authors managed to make a film that you want to watch over and over and show your friends, family and, most importantly, children. It’s amazingly optimistic.“
„I was so surprised by this film. There was no pity in it. Those last comments about the meaning of life left such an impression on me. Everyone will learn from and love this film.“

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Ich bin sehr froh, dass mein Sohn hier in Deutschland lebt. Immer wieder! Danke an alle, die daran mitwirken, dass er so eigenständig sein kann.

Tiefer Respekt und höchste Achtung für jeden Beteiligten an diesem Werk.

Bin gespannt auf Eure Reaktionen.

Der Fotograf des Fotos oben weiß auf jeden Fall, wie er mich „treffen“ kann. Danke, Henning!  .-)

Pablo Pineda – Eine unmögliche Karriere?

Pablo Pineda.“Ich hatte nur zwei Fragen: „Bin ich dumm?“ Er antwortete: „Nein.“ „Kann ich weiter in die Schule gehen mit meinen Freunden?“ Er sagte: „Kein Problem.“ Der Rest, der war mir egal.“

Sonntag Nacht. Ein wenig plagte mich das schlechte Gewissen, so spät zu Bett zu gehen. Aber den Film wollte ich mir nun mal nicht entgehen lassen.

Mit gemischten Gefühlen, versteht sich: Habe ich doch immer unser Leben vor Augen, höre mit Pablo auch manchmal meinen Sohn sprechen. Musste wirklich lachen, als  Pablo seiner Angebeteten erklärt, wieso Menschen mit Down Syndrom sich so schwer tun, deutlich zu sprechen. Nicht die Tatsache, dass er es erklärte, oder dass es fachlich nicht richtig gewesen wäre. Es ist einfach die Selbstverständlichkeit und die Herzensgüte, mit der es das selbst annimmt – dieses Unabänderliche, dieses „Andere“.

Mee Too – Wer will schon normal sein? Spanien, 2009 (Bildquelle: prinz.de)

Er spricht mir tief aus tiefstem Herzen, wenn er seine Meinungen zum Umgang mit dem „Anderen“ kundtut:

http://youtu.be/6v_87hNhtHA

 

Jan Marot von Welt Online führte 2009 ein Interview mit ihm.

Der Focus hatte schon vor sieben Jahren darüber berichtet: „Bildung- die unmögliche Karriere“.

Pablo Pineda: „Ich bin nicht krank“  17.07.2010 | 18:29 |  von STEFFEN ARORA (Die Presse)

Deutschland Radio  dokumentiert: Leben wie alle anderen Pablo Pineda, Schauspieler mit Down-Syndrom Von Wolfgang Martin Hamdorf

Einfach mal „Pablo Pineda“ googlen…  da findet sich Vieles.

Ob das als Nachhilfestunde für die Ministeriellen und Schullobbyisten auch hülfe?

Und für die akademischen Beweise sorgt er sogar selbst! 🙂

„Diese Lovestory mit Tiefgang und Wärme stellt unsere Kurzsichtigkeit samt Vorurteilen humorvoll auf den Prüfstand“. khs (prinz)

 

Normal besonders oder besonders normal?

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„Eigentlich kann ich nicht meckern!“, sagte ich mitunter, nachdem ich mal wieder etwas durchgekämpft hatte. Seit mein Sohn vor genau 28 Jahren auf die Welt kam, sind Behörden und Organisationen bis heute eine echte Herausforderung. Was hatte ich zuvor mit Sozialamt, Versorgungsamt, Frühförderstellen, Sozialen Hilfsdiensten, Familienkassen und Pflegekassen zu tun? Als ein Mittelschichts- und Bildungsbürgerkind:  NICHTS. Rein gar nichts.

Sehr schnell wurde das Antreten am Amt, das Vorsprechen, das Erklären, das Auflisten zur Routine. Anträge hier, Bestimmungen dort, Nachteilsausgleich, Bescheinigungen.

Steuerberater,  Sozialarbeiter,  Arbeitsamtsangestellte,  Jugendamts-mitarbeiterin, Chefs, Arbeitgeber hatten für meine Anliegen jeweils nur eine Ansage:  „Das hatten wir so noch nicht!“ Meine Antwort war immer die gleiche: „Dann wird es Zeit!“

Ich nahm nicht hin, dass mein Sohn in einen „Sonderkindergarten“ sollte. Ich ersparte ihm die organisierte „Frühförderung“ und wollte keine vermeidbare „Besonderung“. Was ich aber gern für ihn wollte: Alles, was jedes andere, auch nicht behinderte, Kind angeboten bekam. Das sollte sich schnell als ein Marathon herausstellen – wenn die Streckenbezeichnung überhaupt passt, um die auszuhaltenden Anstrengungen, Respektlosigkeiten und Kränkungen zu beschreiben, die ich mir und uns damit eingehandelt habe.

An dem Tag, als „WIR“ mit der Diagnose „Down Syndrom“ etikettiert wurden, entschied ich, ihn nicht therapieren zu lassen. Die Chance sollte er bekommen, MIT mir, meiner Familie und Freunden, Erwachsenen wie Kindern zu lernen, zu erfahren, zu erproben, zu entwickeln, was heute „Soziale Kompetenz“ genannt wird.

Wie hätte er lernen sollen auszuhandeln, Rücksicht zu nehmen, Geduld zu haben, ggf. zurück zu stecken, zu helfen, sich zu engagieren, gemeinsam etwas zu planen, zu bewerkstelligen außer im Kontakt mit anderen Kindern und Erwachsenen?  Therapie erschien mir zu „individuell“ und nicht sehr förderlich. Wenn mir die Therapeuten predigten, wie wichtig ihre Interventionen seien, sah ich schon einen Angepassten vor mir, der aus ihm zu werden drohte:  Ausschließlich „behandelt“  – und damit „auf Spur gebracht “ – und stellte mir sein Leben vor: Einsam, gebeugt und mit erlerntem Anspruch auf Besonderung.

So entschied ich, alles daran zusetzen, ihn in einem „ganz normalen“ Kontext groß werden zu lassen. Für ihn war schon normal, ohne Vater groß zu werden. An Geschwister war also nicht zu denken. So landete er dank für Neues offener Menschen in einem Regelkindergarten – erst in der Nähe von Flensburg, später in Dortmund.

Er liebte die Kita und die Erzieherinnen – und die Kinder haben einander geliebt und gefordert, geärgert und besänftigt, gestritten und geschützt – er hatte dort das pralle Leben. Die Kinder agierten unreflektiert und respektierten seine Grenzen – und er die ihren. Und wenn mal nicht – dann gab es halt Krach und sie hatten zusammen etwas Neues gelernt. Welch ein Wunder. Und alle hielten das für normal. Das Land spendierte jeweils eine zusätzliche Stelle zwecks Förderung – und wir vereinbarten , dass sie ihn in Ruhe lassen und somit die gewonnene Zusatzkraft im Kita- Alltag aufgehen konnte.

Ich habe ihn mitgenommen auf Demonstrationen gegen Atomkraft, Kürzungen bei der Bildung, habe mit ihm für Integration gekämpft, bin mit ihm Motorrad gefahren; er war mit in der Sauna, auf dem Sportplatz, zum Surfen, zum Tanzen und im Sonntags- Familien- Konzert. Letzteres führte zu größten Protesten, an mich gerichtet. Motto: Was hat ein behindertes Kind in einem klassischen Konzert zu suchen?  Alles lebend überstanden! 🙂 Er wusste früh, welche Arbeit im Haushalt anfällt, hat auch seine Aufgaben darin bekommen und erledigt. Nicht immer freiwillig – das aber fand ich normal. Die Polizisten waren unsere Freunde. Sie warteten auch keine 24 Stunden, wenn ich verzweifelt anrief, um mitzuteilen, dass er mal wieder auf eigene Faust unterwegs war und auf seinen Streifzügen nicht zu finden war.

Er hat extrem von seinen Erkundungstouren profitiert. Das habe ich zwar in dem Moment nicht so empfunden – aber im Rückblick…

Das Drama mit der Schulzeit erspare ich dem geneigten Leser. Als Fazit: Wir haben es überstanden!!! Mit viel Krach und Auseinandersetzungen, die nicht immer das Ziel hatten, sich wieder zusammen zu setzen, zumindest nicht von beiden Seiten. Irgendwann war sie einfach vorbei- die Pflichtzeit in der Abrichtungsanstalt.

28 Jahre alt wird er heute. An diesem Tag bin ich immer wieder etwas melancholisch. Aber auch stolz.

Als er 17 Jahre alt war, habe ich für die Lebenshilfe Zeitung einen Artikel geschrieben: „Wir haben zusammen Laufen gelernt- und jetzt geht jeder seiner Wege!“

Irgendwann bekam ich mal diese Geschichte geschenkt.

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Vier Hände und ein Herz voll Liebe
von Erma Bombeck
 

Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, nach welchen Gesichtspunkten die Mütter dieser Kinder ausgewählt werden?

Ich stelle mir Gott vor, wie er über der Erde schwebt und sich die Werkzeuge der Arterhaltung mit grösster Sorgfalt und Überlegung aussucht. Er beobachtet genau und diktiert dann seinen Engeln Anweisungen ins riesige Hauptbuch.
Neumann, Lisa: Sohn.   Schutzheiliger: Mathias. / Förster, Ute: Tochter, Schutzheilige: Cäcilie/ Bollman, Karola: Zwillinge. Schutzheiliger? Gebt ihr Gerhard, der ist es gewohnt, dass geflucht wird.
Schliesslich nennt er dem Engel einen Namen und sagt lächelnd: Ihr gebe ich ein Kind mit einer Behinderung.

Der Engel wird neugierig: „Warum gerade ihr, oh Herr? Sie ist doch so glücklich.“ „Eben deswegen,“ sagt Gott lächelnd. „Kann ich einem behinderten Kind eine Mutter geben, die das Lachen nicht kennt? Das wäre grausam!“

„Aber hat sie denn die nötige Geduld?“ fragt der Engel. „Ich will nicht, dass sie zuviel Geduld hat, sonst ertrinkt sie in einem Meer von Selbstmitleid und Verzweiflung. Wenn der anfängliche Schock und Zorn erst abgeklungen sind, wird sie es tadellos schaffen. Ich hab sie heute beobachtet. Sie hat den Sinn für Selbstständigkeit und Unabhängigkeit, die bei Müttern so selten und so nötig sind. Verstehst du: Das Kind, das ich ihr schenken werde, wird in seiner eigenen Welt leben. Und sie muss es zwingen, in der ihren zu leben, das wird nicht leicht werden.“

„Aber, Herr, soviel ich weiss, glaubt sie nicht einmal an dich. “ Gott lächelt. „Das macht nichts, das bringe ich schon in Ordnung. Nein, sie ist hervorragend geeignet. Sie hat genügend Egoismus.“ Der Engel ringt nach Luft. „Egoismus? Ist das denn eine Tugend?“

Gott nickt. „Wenn sie sich nicht gelegentlich von dem Kind trennen kann, wird sie das alles nicht überstehen. Diese Frau ist es, die ich mit einem Kind beschenken werde, das besondere Hilfe braucht. Sie weiss es zwar noch nicht, aber sie ist zu beneiden. Nie wird sie ein gesprochenes Wort als etwas Selbstverständliches hinnehmen. Nie einen Schritt als etwas Alltägliches. Wenn ihr Kind zum ersten Mal „Mama“ sagt, wird ihr klar sein, dass sie ein Wunder erlebt. Wenn sie ihrem blinden Kind einen Baum, einen Sonnenuntergang schildert, wird sie ihn so sehen, wie nur wenige Menschen meine Schöpfung sehen. Ich werde ihr erlauben, alles deutlich zu erkennen, was auch ich erkenne- Unwissenheit, Grausamkeit, Vorurteile -, und ich werde ihr erlauben, sich darüber zu erheben. Sie wird niemals allein sein. Ich werde bei ihr sein, jeden Tag ihres Lebens, jede einzelne Minute, wie sie meine Arbeit eben so sicher tut, als sei sie hier neben mir.

„Und was bekommt sie für einen Schutzheiligen?“ fragt der Engel mit gezückter Feder.

Da lächelt Gott.“Ein Spiegel wird genügen.“

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Ein solcher Spiegel war mein Sohn mir, ist er mir und wird er mir bleiben. Dafür bin ich dankbar und fühle mich nach wie vor „blessed“… hört sich besser an als „gesegnet“ 🙂

Zum Geburtstag hat er sich von mir Tickets für ein Handballspiel der SG – Flensburg- Handewitt gewünscht.  🙂

„Eigentlich kann ich nicht meckern!“, denke ich wieder – schmunzelnd und stolz. Und danke von Herzen allen, die es normal fanden und finden, dass wir wohl beide besonders sind! 🙂